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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Antwort und beschloss dann, die Frage zu ignorieren.
    »Also sind Nizars Todeskrieger vernichtet«, murmelte er.
    »Und deine Männer auf dem Wege hierher«, fügte ich hinzu.
    Ali lächelte, aber nur ganz flüchtig, starrte einen Moment zu Boden und seufzte hörbar. »Der Weg von unserem Wadi hierher ist weit«, sagte er. »Sie werden bis zum morgigen Tage brauchen, herzukommen. Und so lange, fürchte ich, können wir kaum warten. Nizar ist ein mächtiger Magier. Auch er allein ist gefährlich.«
    »Du denkst an Letitia«, vermutete ich.
    Ali nickte. »O ja, Giaur. Du wirst es nicht verstehen, doch ich leide Höllenqualen, seit ich sie das erste Mal sah. Mein Herz steht in Flammen. Ich werde nie wieder eine andere Frau anblicken können.«
    Statt einer Antwort musterte ich nachdenklich den Diwan. Seine Kissen und Decken waren in einem Zustand, dass ich das Zimmermädchen fristlos gefeuert hätte, wäre dies mein Haus gewesen.
    »Ich musste gute Miene zum bösen Spiel machen«, verteidigte sich Ali, als er meinen Blick bemerkte. »Glaube mir, Giaur, ich habe Höllenqualen durchlitten in den letzten Stunden. Nur der Gedanke an Letitia hat mir die Kraft gegeben, sie durchzustehen.«
    Er tat mir wirklich von Herzen Leid. »Suchen wir sie«, sagte ich knapp.
    »Und wo?« Ali seufzte. »Hast du eine Vorstellung davon, wie groß diese Festung ist, Giaur?«
    »Nein«, antwortete ich finster. »Aber ich hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie ich sie finden wollte.«
    Ich sprach nicht weiter, sondern blickte finster auf den verkrümmt daliegenden Leichnam Dschakids herab. Ali lächelte kalt und abermals fragte ich mich, ob ich in der Wahl meiner Freunde nicht ein wenig zu vorschnell gewesen war.
    Ohne ein weiteres Wort verließen wir die Zelle. Auf dem Gang lagen die verschmorten Überreste lederner Rüstungen, dazwischen funkelte mattes Eisen. Ali bückte sich, klaubte zwei rostige Krummsäbel vom Boden auf und warf mir mit einem knappen: »Fang!« einen davon zu.
    Ganz instinktiv gehorchte ich und fing die Waffe auf, wenngleich ich mich alles andere als wohl dabei fühlte. In der Hand eines Mannes, der damit umzugehen verstand, mochten diese langen, gebogenen Säbel mit ihren rasiermesserscharfen Klingen eine fürchterliche Waffe sein. Ich würde mir allerhöchstens selbst ein paar Zehen damit abschneiden. Nein – da verließ ich mich schon lieber auf meinen guten alten Degen. Ich schleuderte die Waffe wieder davon, kassierte einen halb verwunderten, halb zornigen Blick Alis und folgte ihm. Dschakids Fackel vertrieb die Dunkelheit aus unserer Umgebung.
    Wir verloren nicht die Orientierung, denn wir hatten ja nie eine gehabt. Wir taten einfach das, was in unserer Situation noch einen Sinn machte – wir folgten dem Gang und schlugen, wenn wir an Treppen oder schräge Rampen kamen, von denen es eine erstaunlich große Anzahl gab, prinzipiell die Richtung ein, in der Nizar und Letitia sein mussten – nach oben. Es mochte vielleicht eine Viertelstunde vergangen sein, bis sich die Dunkelheit vor uns abermals aufhellte. Diesmal war es nicht das Licht von Fackeln, sondern der blutige Schein von Nizars Rubinen.
    Ali gebot mir mit einer Geste stehen zu bleiben, senkte seine Fackel, sodass er mit dem Körper ihren Lichtschein abschirmte, und lauschte einen Moment mit geschlossenen Augen.
    Dann rannte er los, wie von Furien gehetzt.
    Ich folgte ihm dichtauf, wenn auch mehr aus dem Grund, ihn von einer neuerlichen Unüberlegtheit abzuhalten. Nach wenigen Dutzend Schritten schon erreichten wir ein prachtvolles, edelsteinbesetztes Tor, und nun hörte auch ich spitze, panikerfüllte Schreie …
    Letitia!
    Ali zerrte an der Klinke, doch sie war verschlossen. Wütend trat er zurück, nahm Anlauf und warf sich mit aller Kraft gegen die Tür.
    Zu meiner Überraschung sprang sie tatsächlich auf, obgleich sie massiv genug schien, dem Ansturm eines wütenden Elefantenbullen standzuhalten. Wir gelangten in ein großes, rot verkleidetes Zimmer, das von einem riesigen Diwan beherrscht wurde, auf dem Nizar wie eine fette Kröte saß. Neben dem gewaltigen Thron erhob sich eine gut zwei Yards hohe Bronzestatue, die einen Mann mit einem skelettierten Schädel zeigte. Sie fiel mir sofort auf – es war das einzige Ding hier im Raum, das nicht rot war.
    Nizar warf uns nur einen kurzen, verärgerten Blick zu und wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder auf die uns gegenüberliegende Seite des Zimmers, wo Letitia auf dem Boden hockte, auf die

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