Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
…«
Dschakid brach ab, starrte erst meine, dann seine eigenen Hände an.
Er hatte nicht übertrieben – meine Hände waren voller Blut. Die Wunden waren zwar harmlos und schmerzten nicht einmal besonders, aber sie bluteten stark.
Dschakids Arme waren unversehrt.
»Oh«, sagte er.
»Pass auf, Dschakid«, sagte ich hastig. »Du musst die Sache so sehen: Bisher haben wir …«
»Du hast mich belogen, Sidi«, flüsterte Dschakid tonlos.
»Nur ein kleines bisschen«, verteidigte ich mich. »Wirklich, es war kaum der Rede wert, Dschakid.«
Dschakid knurrte, stand ganz langsam auf und zog einen Dolch aus seinem Burnus. Der Kerl musste ein wandelndes Waffenarsenal sein. »Deine ganze Beschwörung war erlogen«, stellte er fest.
Und damit stürzte er sich auf mich, den Dolch vorgestreckt.
Er kam genau drei Schritte weit. Genau bis zu der Stelle, an der er über Alis vorgestrecktes Bein stolperte.
Was dann kam, ging zu schnell, als dass ich es noch hätte verhindern können.
Dschakid stolperte wunschgemäß, aber Ali schien sich nicht damit zufrieden geben zu wollen. Blitzschnell packte er ihn, versetzte ihm noch mehr Schwung, als er ohnehin schon hatte, und verbog gleichzeitig seine Hand.
Dschakid rammte sich seinen eigenen Dolch in den Leib und war tot, noch ehe er zu Boden stürzte.
Ich blickte betroffen auf ihn herab, sah dann Ali an und schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Das war nicht nötig, Ali«, sagte ich leise. »Er war nicht mehr gefährlich. Du hättest ihn nicht umbringen dürfen.«
»Dieser Hund hat mitgeholfen, meinen Vater zu ermorden«, antwortete Ali hart. Er versetzte Dschakid einen Tritt. »Ein solch schneller Tod war eine Gnade für ihn. Ich hatte ihm ein anderes Ende vorherbestimmt.« Er ballte die Faust, um seine Worte zu bekräftigen, richtete sich auf und sah kurz auf die Überreste der Leopardenfrau herab.
»Diese Festung ist wahrlich verhext«, sagte er. »Du hättest nicht später kommen dürfen, Giaur.« Er schüttelte den Kopf. »Du würdest mir nicht glauben, wenn ich dir erzählte, was geschehen ist.«
»Oh, ich denke doch«, antwortete ich. »Auch ich hatte Besuch. Von einer sehr zuvorkommenden Dienerin Nizars.« Plötzlich grinste ich. »Eine reine Löwin, kann ich dir sagen.«
Ali erwiderte mein Grinsen, blickte plötzlich an sich herab und fuhr peinlich berührt zusammen, als er erkannte, dass seine Kleidung nicht unbedingt komplett war. Hastig bückte er sich nach seiner Jellaba und streifte sie sich über. Ich machte mich unterdessen an eine Inspektion des Zimmers. Wenn ich Nizars eigene Worte in Betracht zog, nach denen es sich bei diesem Raum um ein Verlies handelte, so überraschte mich sein Inneres doch – die Wände waren mit schweren (roten) Samtvorhängen behangen, auf dem Boden lagen kostbare (rote) Teppiche und der unvermeidliche Diwan (na – welche Farbe hatte er wohl?) war groß genug, einer ganzen Kompanie Kosaken als Schlafstatt zu dienen.
Aber irgendwie passte diese Verschwendung zu dem Mann, der diese Burg bewohnte. Nizar schien mir ganz der Typ Mann zu sein, der auch noch goldene Klobrillen als gewöhnlich bezeichnet hätte, solange sie nicht mit eingelegten Diamanten – beziehungsweise Rubinen – verziert waren.
Ali hatte sich endlich fertig angezogen und gab mir durch ein dezentes Räuspern zu verstehen, dass ich ihn jetzt wieder wahrnehmen durfte.
»Allah sei Dank, dass ich dich gesund wiedersehe, Giaur!«, sagte er, als ich mich zu ihm herumdrehte. »Jetzt erzähle – wie ist es dir ergangen? Wie hast du es geschafft, aus Nizars Kerker zu entfliehen, und wieso hast du dir so viel Zeit gelassen, hierher zu kommen, während ich um mein Leben kämpfte?«
Ich schüttelte den Kopf über so viel Unverfrorenheit, verbiss mir im letzten Moment die Bemerkung, dass ich eine sehr bestimmte Vorstellung davon hatte, auf welche Weise er die letzten beiden Stunden um sein Leben gekämpft hatte, und begann so sachlich wie möglich zu erzählen. Nicht alles natürlich – aber Alis Gesichtsausdruck verdüsterte sich auch bei der Hälfte dessen, was er hörte, schon zur Genüge.
»Die Schwarze Stadt«, murmelte er. »So gibt es sie also wirklich.« Er schüttelte den Kopf. »Giaur, du musst ein Lieblingskind deines heidnischen Gottes sein, dass du noch lebst. Niemand ist bisher lebend aus der Schwarzen Stadt zurückgekehrt.«
»Und wieso weißt du dann von ihrer Existenz?«, fragte ich ruhig.
Ali blinzelte, suchte einen Moment nach einer passenden
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