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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fettwülsten seines Doppelkinnes, als er vor mir zurückzuweichen versuchte. Seine Stimme wurde zu einem kläglichen Wimmern.
    »Aber ich werde es nicht«, fuhr ich fort. Nizar und Ali sahen mit einem Ruck auf, der eine vorsichtig erleichtert, der andere misstrauisch und voller Unglauben.
    »Ich werde etwas anderes tun«, sagte ich. »Die Behörden in Aden interessieren sich schon lange für den Mann, der die Eingeborenen gegen sie aufzubringen versucht. Ich werde dich ihnen ausliefern, Nizar. Wer weiß«, fügte ich achselzuckend hinzu, »vielleicht gefällt dir das Gefängnis sogar. Es ist dort fast so dunkel und ungemütlich wie hier.«
    Für die Dauer eines Herzschlages starrte Nizar mich an. Sein Mund klappte auf, aber er brachte keinen Laut hervor. Dafür konnte ich direkt sehen, wie sich die Gedanken hinter seiner Stirn überschlugen.
    Und dann tat er etwas, womit ich so ziemlich als allerletztes gerechnet hatte.
    Er griff mich an.
    Nicht mit einer Beschwörung, nicht mit irgendeinem hinterhältigen arabischen Zaubertrick, sondern ganz direkt mit seinen Fäusten.
    Ich war viel zu überrascht, um mich überhaupt zu wehren. Nizar hüpfte wie eine kleine Kugel aus Fett von seinem Thron herab, stieß mir seine Fäuste in den Leib und trat nach meinem Gesicht, als ich mich krümmte. Ich fiel, versuchte instinktiv ihn festzuhalten und hatte plötzlich einen roten Stofffetzen in Händen, als er mir entschlüpfte. Mit einem Schrei sprang Nizar zurück, fuhr herum und hetzte auf das Bassin mit dem Auge des Satans zu. Seine Hände vollführten rasche, komplizierte Bewegungen.
    Dann geschah alles gleichzeitig.
    Etwas Schwarzes, Gigantisches mit peitschenden Tentakeln aus Rauch löste sich aus dem SIEGEL – das Ding aus meiner Vision. Nizar kreischte triumphierend. Ich versuchte aufzuspringen und ihm nachzuhechten und Ali zerrte einen Dolch aus seinem Gewand hervor und schleuderte ihn.
    Mein Sprung war zu kurz; gottlob. Denn Alis Dolch zischte wie ein silberner Blitz durch den Raum, verfehlte mein Gesicht so knapp, dass ich seinen Luftzug spüren konnte, und grub sich bis zum Heft zwischen Nizars Schulterblätter im gleichen Moment, in dem die schwarzen Rauchtentakel den Magier berührten.
    Die Wirkung war entsetzlich.
    Ich hatte keine Ahnung, was dieses Auge des Satans wirklich war, aber nach allem, was ich beobachtet hatte, musste es wohl eine Art Gedankenverstärker sein, etwas, das Nizars Wünsche und Empfindungen und Gedanken auffing und milliardenfach stärker in die Tat umsetzte.
    Und alles, was er im Augenblick empfand, war ein entsetzlicher Schmerz. Die glänzende Flüssigkeit im Becken erstarrte wie Eis.
    Nizar ebenfalls. Seine Hand, die sich nach dem Auge ausgestreckt hatte, blähte sich auf, wurde rot, dann schwarz – und zerplatzte.
    Und nicht nur seine Hand. Ein gewaltiges, rotschwarz wallendes Etwas hüllte ihn ein, ein wirbelnder Sog aus purem Chaos. Nizar wurde vor unseren Augen regelrecht zerfetzt, so schnell, dass wir nur ein konvulsivisches Zucken und ein widerwärtiges Sprudeln von Rot sahen.
    Nur einen Herzschlag später zerfloss die leere Hülle des Magiers zu einer rot schillernden Lache, die ebenfalls vom Auge verschlungen wurde.
     
    Als ich wieder halbwegs klar denken konnte, kniete ich am Rande des Bassins und musste mich mit den Händen abstützen, um nicht ganz zu Boden zu fallen. Schwarze Schlieren tanzten vor meinen Augen; für lange Zeit hörte ich nur das Rauschen meines eigenen Blutes. Erst viel, viel später drangen fremde Laute an mein Ohr, die ich mit Mühe als menschliche Stimmen identifizierte. Die Stimmen Letitias und Alis.
    Ich drehte mich langsam um, wartete, bis die Sterne vor meinen Augen verblassten und dafür zwei Schatten Konturen angenommen hatten. Wäre die Situation etwas weniger ernst gewesen, hätte ich vielleicht sogar gelacht.
    Ali hatte seinen Burnus abgewickelt und um Letitias Schultern gelegt, die sich so eng an ihn kuschelte, als wolle sie in ihn hineinkriechen. Das Gesicht des jungen Scheiks strahlte wie ein frisch poliertes Fünf-Pence-Stück.
    »Hallo«, sagte ich müde. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, Sidi«, antwortete Ali strahlend.
    »In Ordnung?«, fauchte Letitia. »Da schleppen Sie mich durch die Wüste in dieses verhexte Schloss und lassen zu, dass ich diesen schrecklichen Ungeheuern zum Fraß vorgeworfen werde. Da werde ich fast vergewaltigt, von irgendwelchen Tieren angeknabbert und zum Schluss von einem kleinen dicken Mann angestarrt, vor dem ich mich

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