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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Seine gewaltigen Muskeln spannten sich zum letzten, vernichtenden Hieb.
    Und dann erstarrte er.
    Ein sonderbarer, halb erstaunter, halb schmerzhafter Ausdruck trat in seine Augen. Er begann zu zittern. Das Schwert entglitt seinen Händen, prallte dicht neben mir zu Boden und rutschte ein Stück weit davon.
    Madur wankte. Sein Blick war noch immer auf mich gerichtet, aber er schien mich gar nicht mehr zu sehen. Dann, ganz langsam, als würde er von unsichtbaren Händen gestützt, kippte er zur Seite und blieb reglos liegen.
    Hinter ihm stand Xird. Der Dolch in ihrer Hand schimmerte rot und auf ihren faltigen Zügen lag ein Ausdruck von Härte, den ich an dieser alten Frau als allerletztes zu entdecken erwartet hätte.
    »Das ist der Lohn, den alle Verräter an der Sache Condens bekommen werden«, flüsterte sie.
    Ein gellender Schrei ließ mich herumfahren. Ich sprang auf, packte ganz instinktiv meinen Stockdegen fester und blickte in Meredas Gesicht. Die Magierin hatte den Beschwörungskreis verlassen und war auf Xird und mich zugetreten. Auch in ihrer Hand blitzte ein Schwert. Aber sie schien mich gar nicht zu sehen. Ihre Augen waren so weit und groß, dass sie fast aus den Höhlen zu quellen schienen.
    »Was hast du getan?«, stammelte sie. »Xird, du -«
    »Nicht ich«, unterbrach sie Xird. »Du bist es, der unser Volk verraten hat, Mereda. Du allein trägst die Schuld an dem, was hier geschah.« Sie warf den Kopf in den Nacken, trat einen Schritt auf Mereda zu und starrte sie an. Dann deutete sie mit der Hand, die noch den blutigen Dolch hielt, auf mich.
    »Sieh!«
    Ich wusste, was sie jetzt von mir erwartete.
    Und ich tat es.
    Ganz langsam wandte ich mich um, packte den Degen fester und trat auf die Front der tentakelschwingenden Shoggoten zu. Der gelbe Kristallknauf meiner Waffe begann wie eine winzige lodernde Sonne in meiner Hand zu glühen.
    Die Ungeheuer schienen die Bedrohung zu spüren, die von dem Shoggotenstern in seinem Inneren ausging, denn sie griffen mich nicht an, sondern wichen langsam vor mir zurück.
    Alle bis auf einen.
    Ich weiß nicht, ob es so etwas wie dumme oder kluge Shoggoten gibt, aber wenn, dann war dieses Exemplar eine besonders lebensmüde Ausführung. Es wartete, bis ich fast an ihm vorüber war, verwandelte sich plötzlich in einen wirbelnden Schatten aus peitschenden Armen und zuckendem grauem Protoplasma und griff mich an.
    Der Stockdegen bewegte sich wie von selbst in meiner Hand. Die Klinge berührte das Ungeheuer, zerschnitt sein schleimiges Fleisch ohne sichtbaren Widerstand und vernichtete es. Der Shoggote prallte zurück, versuchte auf Beinen, die plötzlich keine Kraft mehr hatten, seinen Halt wiederzufinden und sank weiter in sich zusammen. Binnen weniger Augenblicke verwandelte er sich in eine brodelnde Pfütze aus grauem Nichts. Übel riechender Qualm stieg auf.
    Und dann griffen die anderen Ungeheuer an.
    Alle auf einmal und wie von einem gemeinsamen Willen gelenkt.
    Verzweifelt sprang ich zurück, ließ die Klinge in einem weiten Halbkreis pfeifen und verschaffte mir so für Sekunden Luft. Der tödliche Stahl berührte beinahe sanft einen Shoggoten und verwandelte ihn in eine kochende Schlammpfütze, aber die restlichen Ungeheuer schienen aus dem Schicksal ihrer Kameraden gelernt zu haben. Blitzschnell wichen sie zurück, formierten sich neu und versuchten mich einzukreisen. Graue, fadendünne Tentakel schlugen nach mir. Ich hackte mit dem Degen danach, zertrennte sie und sah, wie ihr Besitzer auseinanderspritzte und verging. Dann wickelte sich irgendetwas um meinen Fuß, zerrte mit ungeheurer Gewalt daran und riss mich von den Beinen. Ein halbes Dutzend peitschender Tentakel wickelten sich um meinen Arm und zerrten daran. Vor Schmerz ließ ich den Degen los.
    Ein gigantisches, wabbelndes Etwas tauchte über mir auf, in seiner Mitte eine geschlitzte Wunde, die mich verdammt heftig an ein zahnloses Maul erinnerte. Irgendetwas ringelte sich um meine Taille und drückte erbarmungslos zu.
    Dann jagte ein Schatten an meinem Gesicht vorüber, fuhr mit einem widerlich weichen Geräusch direkt in dieses aufgerissene Maul hinein und schleuderte das Ungeheuer zurück. Eine Axt blitzte, zerschnitt die Tentakel, die meine Arme hielten, und plötzlich war ich von Sree und uniformierten Conden-Kriegern umgeben, die sich mit dem Mut der Verzweiflung auf die Shoggoten warfen und sie durch ihre pure Überzahl zurückdrängten. Ich sah, wie ein, zwei Männer und eine Anzahl Sree

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