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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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liefen und brüllten durcheinander, ohne dass ich irgendein System in diesem Chaos zu entdecken vermochte. Ich hielt vergeblich nach den Angreifern Ausschau, von denen Xird berichtet hatte. Alles, was ich sah, war eine ganze Stadt, die in Panik geraten war.
    Xird ergriff mich bei der Hand und deutete auf ein quaderförmiges Gebäude, nicht sehr weit vom Fuße des Turmes entfernt, von dem nur mehr die schwarz gefärbten Außenmauern standen. Dort hatte sich Madur mit seinen Sree-Bogenschützen aufgestellt, ein langgezogener Halbkreis, dessen gerade Seite die Ruine bildete und hinter dem sich hunderte von speer- und schwerttragenden Sree drängelten. Irgendetwas Dunkles, Formloses schien sich im Inneren des Halbkreises zu bewegen, aber das flackernde Licht reichte nicht aus, es wirklich zu erkennen.
    Ich wollte weitereilen, aber Xird hielt mich mit erstaunlicher Kraft zurück; ich hätte Gewalt anwenden müssen mich von ihr loszureißen; und die alte Frau war gut zu mir gewesen. »Xird!«, sagte ich beschwörend. »Bitte!«
    Xirds Augen spiegelten Trauer. Und plötzlich ließ sie meine Hand los, trat einen Schritt zurück und straffte sich.
    »So geh«, sagte sie. »Du hast Recht – dieser Krieg ist nicht der deine. Geh und lass sie alle sterben.«
    Ich machte auch tatsächlich einen Schritt, blieb auf der nächsten Stufe wieder stehen und wandte mich zu ihr um. Das Gesicht der alten Frau war zu einer ausdruckslosen Maske geworden. Nur in ihren Augen glomm ein sehr sonderbares, schwer zu deutendes Feuer.
    Einen Moment lang hielt ich ihrem Blick stand, dann drehte ich mich wieder zur Stadt um und sah zu Madur und seinen Kriegern hinunter.
    Und was ich erblickte, ließ mich jeglichen Gedanken an Flucht und Weglaufen auf der Stelle vergessen.
    Das graue Brodeln im Zentrum des Halbkreises, den Madurs Krieger bildeten, hatte zugenommen. Auf den allerersten Blick sah es aus wie Nebel, träge graue Fetzen, die in irrsinnigem Wirbel hin und her wogten.
    Dann erkannte ich, was es wirklich war …
    Es waren Körper.
    Entsetzlich verzerrte, formlose Dinge, die vage an menschliche Körper erinnerten, gleichzeitig aber auch schrecklich fremd und abstoßend waren. Übermannshohe Kolosse aus grau-schleimigem Protoplasma, die kein Recht hatte, in dieser oder irgendeiner anderen Welt zu leben. Die nicht einmal lebten, sondern allerhöchstens existierten.
    Shoggoten …
    Sieben, acht der Protoplasmawesen tobten im Inneren des Verteidigungskreises. Irgendetwas hielt sie zurück, etwas Unsichtbares und Starkes. Aber sie gewannen an Boden, sehr langsam zwar, aber unaufhaltsam.
    »Geh«, sagte Xird hinter mir. »Geh und lass sie alle sterben, wenn du es kannst.«
    Einen Moment lang blieb ich noch reglos stehen, dann wandte ich mich ein letztes Mal zu ihr um, lächelte beinahe traurig – und ging.
    Die Treppe hinab und direkt auf Madurs Krieger zu.
     
    Madur schrie einen Befehl über den Lärm hinweg. Die Sree legten ihre Pfeile auf die Sehnen und spannten die Bögen. Sekunden später prasselten die Geschosse wie dichter tödlicher Hagel auf die Gruppe sich windender Ungeheuer herab, die kaum mehr zehn Schritte von den vordersten Bogenschützen entfernt war. Ich sah, wie die Pfeile ihre Körper mit fürchterlicher Wucht trafen, ja, zum Teil durchschlugen. Aber ihre Wirkung war gleich null. Die schiere Wucht der Salve ließ die Ungeheuer ein kleines Stück zurückweichen, aber sie preschten fast ebenso schnell wieder vor – und ein kleines Stück weiter, ehe sie abermals gegen die unsichtbare Mauer prallten, die ihren Vormarsch bisher aufgehalten hatte.
    Nach diesem Misserfolg herrschte einen Augenblick Ratlosigkeit bei den Conden-Leuten. Zögernd gab Madur den Befehl, eine zweite Salve abzuschießen.
    Sie richtete ebenso wenig Schaden an wie die erste, und wieder rückten die Shoggoten ein kleines Stück weiter vor. Dann geschah, was geschehen musste: Eine der Bestien bäumte sich auf, sprengte die unsichtbaren Fesseln, die sie hielten, und warf sich mit wirbelnden Armen zwischen die Sree. Zwei, drei der affenartigen Wesen wurden von ihren peitschenden Tentakeln getroffen und zu Boden geschleudert. Fast augenblicklich begannen sie sich zu verändern.
    Madur reagierte augenblicklich; und mit einer Kaltblütigkeit, die angesichts des entsetzlichen Geschehens beinahe schockierend wirkte. Während der Shoggote zurücktaumelte, bellte er einen schrillen Befehl. Die Bogenschützen wichen zur Seite und zehn, fünfzehn mit langen Spießen

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