Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Ancens auf sich hatte …
    Ich richtete mich auf. Unschlüssig drehte ich den Kristall in den Händen. Er fühlte sich weder warm noch kalt an und pulsierte und strahlte immer noch unter einem inneren Feuer. Wäre das Pulsieren nicht gewesen, hätte man ihn für ein wertloses Stück Gestein halten können, doch ich wusste, welche furchtbaren Kräfte ich mit einem einzigen geistigen Impuls freisetzen konnte.
    Kurz spielte ich mit dem Gedanken erneut zu versuchen, Sill auf telepathischem Wege zu erreichen. Ich befand mich dicht am Ancen-Turm und mithilfe des Kristalles wäre es mir diesmal möglicherweise gelungen. Dennoch verwarf ich den Gedanken fast sofort wieder. Selbst wenn ich Sill erreicht hätte, wäre der Thul Saduun gewarnt und ich wusste nicht, ob ich ihm selbst mit dem Kristall gewachsen war, wenn ich nicht den Vorteil der Überraschung auf meiner Seite hatte.
    Stattdessen nahm ich den Sarkophag näher in Augenschein. Die tonnenschwere Grabplatte war zerborsten und gab den Blick auf ein menschliches Gerippe frei. Buchstaben waren in die Platte eingeritzt. Mit Mühe entzifferte ich den Namen Arne Sacknussem. Ich erinnerte mich, dass Aneh mir etwas von einem Großen ARNE erzählt hatte. Anscheinend lagen hier die Gebeine des Unglücklichen, der gleich mir für den Befreier gehalten worden war. Da es an dem Sarkophag scheinbar nichts Interessantes zu entdecken gab, wollte ich mich wieder abwenden, als mein Blick auf ein Buch fiel, das von den Totenhänden des Skelettes umklammert wurde. Neugierig griff ich danach. Zu meinem Bedauern war es in mir unverständlicher Runenschrift verfasst. Dennoch steckte ich das Büchlein ein. Wenn ich jemals nach London zurückkehrte, würde ich ihm vielleicht noch einige interessante Geheimnisse entlocken können.
    Von meinem ersten Aufenthalt her kannte ich den Weg, der mich wieder ins Freie brachte. Es wäre der Hilfe des Kristalles nicht einmal nötig gewesen, der mir nicht nur Licht spendete, sondern mich auch wie ein Magnet in die richtige Richtung lenkte.
    Ich fühlte mich kräftig und ausgeruht wie lange nicht mehr und so dauerte es nicht lange, bis ich den Ausgang erreicht hatte. Es dauerte einige Sekunden, bis meine Augen sich an das helle Licht der magischen Kuppel gewöhnten. Den Kristall verstaute ich in der Tasche, um bei eventuellen Gefahren, die mich im Dschungel erwarten würden, die Hände frei zu haben.
    Vor mir, kaum eine Meile entfernt, erhob sich der Ancen-Turm wie ein Monument aus Gestalt gewordener Finsternis. Kein Mensch hätte ein solches Ungeheuer aus Stein errichten können. Die ganze Architektur wirkte auf unmöglich in Worte zu fassende Art verbogen und in sich verdreht, als hätte ein Riese einen Berg so lange gepresst und gestaucht, bis dieses bizarre Albtraumgebilde daraus erwachsen war.
    Doch es handelte sich nicht um die sinnverwirrende Symmetrie der GROSSEN ALTEN, nicht einmal um die der Thul Saduun. Hier war eine andere Magie am Werk gewesen, die trotz aller Fremdartigkeit noch menschliche Züge aufwies.
    Die Magie der Meistermagier von Maronar!
    Die Bilder, die der Kristall mir gezeigt hatte, beantworteten viele Fragen, doch sie ließen auch viele Rätsel ungelöst. Immer noch wusste ich nichts über die Entstehung dieses unterirdischen Reiches und über die Herkunft der Menschen und Sree.
    Ich kam nicht dazu mir länger Gedanken darüber zu machen. In unmittelbarer Nähe knackte ein Ast. Ich fand gerade noch Zeit, in den Stollen zurückzuspringen, als eine Sree-Patrouille wenige Yards von mir entfernt durch den Dschungel stapfte.
    Vorsichtig beobachtete ich die Sree. Ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu dürfen, als ich Uscham erkannte. Es konnte keinen Zweifel geben, einer der Männer war der alte Sree, von dem ich mich erst vor wenigen Stunden verabschiedet hatte. Das fehlende Auge, die drei Finger, die an seiner einen Hand fehlten, das stumpfe, abgeschabte Fell … Ein Irrtum war ausgeschlossen.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass auch die anderen Männer die blauen Uniformen Condens trugen. Erleichtert atmete ich auf. Wahrscheinlich hatte Aneh sie geschickt, um mir zu helfen.
    In jedem Fall drohte mir von ihnen keine Gefahr. Erleichtert trat ich auf sie zu.
    Ich erkannte meinen Irrtum erst, als der vorderste der Sree mit einem entsetzten Schrei seinen Bogen von der Schulter riss und einen Pfeil auf mich abschoss.
     
    Sie waren seit Stunden unterwegs; kaum ein Dutzend Sree, die sich müde und erschöpft durch den dichten Dschungel

Weitere Kostenlose Bücher