Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Verrat zu verhindern. Mein Ziel ist ebenfalls der Ancen-Turm. Dieses Gemetzel muss endlich ein Ende haben.«
    Meine Worte kamen mir ungeschickt und pathetisch vor, aber sie verfehlten ihre Wirkung auf die Sree nicht. Ich sah, wie die Spannung von ihnen abfiel, und selbst Omrun steckte endlich seinen Pfeil weg. Uscham hieb mir so kameradschaftlich auf die Schulter, dass ich ein Stück in die Knie brach.
    »Ich hatte gehofft, dass du so antworten würdest«, sagte er. Bei dem Ruf, den ich in Conden schon vorher besessen hatte, schien es ihn nicht einmal zu wundern, dass ich von dem Aufstand bereits wusste, obwohl ich mich Meilen entfernt befunden hatte.
    Mir sollte es egal sein. Die unmittelbare Gefahr war erst einmal gebannt und die Sree würden mich sicher bis zum Ancen-Turm bringen. Wenn der Aufstand erst einmal ausbrach, wuchsen meine Chancen, dort unbemerkt einzudringen, und in dem Chaos würde auch sicherlich niemand mehr auf Sill achten.
    Dachte ich.
     
    Der Raum war erfüllt von ungewissen huschenden Bewegungen, tanzenden, von einem unheiligen Eigenleben erfüllten Schatten, die sich gerade am Rande des noch Sichtbaren im Rhythmus einer für menschliche Ohren nicht wahrnehmbaren Musik wanden.
    Für Sill el Mot bot sich das Bild anders dar. Sie wusste, dass es die Schatten wirklich gab, und sie selbst bestimmte den Rhythmus ihrer Bewegungen. Knisternde, bläuliche Linien durchliefen den Raum und formten sich zu bizarren Mustern, in deren Zentrum das Fremde immer stärker wurde. Sie kämpfte mit Kräften, von deren Existenz sie zuvor nicht einmal geahnt hatte und die sie allem niemals zu bändigen imstande gewesen wäre.
    Aber sie war nicht allein. Der Magierkreis von Ancen war stark und wenn doch einer der Adepten ausfiel, gab es sofort einen anderen, der für ihn einsprang. Längst schon besaß keiner der Magier mehr seinen eigenen Willen. Sie alle gehorchten der Stimme des Meisters, die sie immer wieder antrieb, das Unmögliche zu vollbringen.
    Und Sill beherrschte den Kreis. Immer wieder griff sie in die Beschwörung ein und dirigierte die frei werdenden Kräfte nach ihrem (ihrem???) Willen.
    Es gab nur noch dieses eine Ziel. Sie hatte vergessen, was vor der Beschwörung gewesen war, und sie verschwendete keinen Gedanken daran, was später sein würde. Das Einzige, das noch zählte, war der immer stärker wabernde Feuerball in der Mitte des Kreises und die feurigen Energieströme, die ihn mit den Adepten verbanden.
    Sie nahm nicht wahr, wie es außerhalb des Turmes zu regnen begann. Die Tropfen prasselten im willkürlichen Takt, den der Wind ihnen aufzwang, gegen die Scheiben.
    Längst schon hatte Sill die Grenzen ihres Leistungsvermögens erreicht und überschritten, aber sie durfte nicht aufhören, ohne die ganze Beschwörung misslingen zu lassen. Von irgendwoher floss ständig neue Kraft in ihren Körper und doch war jeder neue Versuch die huschenden Schatten zu beherrschen wie ein glühender Draht, der in ihr Gehirn schnitt.
    Sie wusste von dem Aufstand der Sree, aber es interessierte sie nicht. Der Beschwörungssaal war durch magische Energie abgeriegelt und es war gleichgültig, ob Ancen fiel. Dieses unterirdische Reich würde ohnehin aufhören zu existieren, sobald die Beschwörung erfolgreich abgeschlossen war. Es gab keine Notwendigkeit, in den Kampf einzugreifen.
    Denn die Kräfte, die sie anzapfte, waren keine geringeren, als die Energien der magischen Kuppel, die das Tal vor dem Ozean schützte …
     
    Wir kamen unbemerkt bis dicht an den Turm heran. Ich hatte meine Wunde mit einem Streifen meines Hemdes notdürftig verbunden und spürte kaum noch Schmerzen. Es hatte leicht zu regnen begonnen, doch die Blätter der gewaltigen Bäume bildeten ein natürliches Dach über unseren Köpfen und schon bald hatte ich mich an das monotone Prasseln gewöhnt. Nur gelegentlich fiel ein Tropfen durch und biss wie der Stich einer feinen Nadel in meine Haut. Ich verschwendete nur einen flüchtigen Gedanken daran, wie es inmitten dieser Kuppel am Grunde des Ozeans regnen konnte, denn es gab weder einen Himmel noch Wolken über uns, verdrängte den Gedanken aber sofort wieder.
    Selbst durch die Kleidung konnte ich spüren, wie sich der Kristall in meiner Tasche immer stärker erwärmte. Er reagierte anscheinend auf die Nähe des Ancen-Dämons.
    Der Marsch war Kräfte zehrend gewesen, wurde aber dadurch vereinfacht, dass wir uns auf einem breiten Weg vorwärts bewegten. Erst als ich den Kopf schon in den Nacken

Weitere Kostenlose Bücher