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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gekommen, wenn der Sree ein bisschen besser gezielt hätte. Der gefiederte Todesbote streifte meinen Arm und hinterließ eine feurige Spur aus Schmerz und Lähmung. Ich schrie auf, fing meinen Sturz ab und rollte mich ein paarmal um die eigene Achse. Sofort versuchte ich mich wieder hochzustemmen, doch der verletzte Arm versagte mir den Dienst. Ich knickte wieder ein und blickte entsetzt zu dem Sree, der meine Hilflosigkeit bemerkte und genüsslich langsam einen neuen Pfeil auf die Sehne legte.
    Diesmal hätte er mit Sicherheit getroffen, doch Uscham trat zu ihm und drückte den Bogen nach unten. Er wechselte einige rasche, unverständliche Worte mit ihm. Achselzuckend fügte sich der Mann, doch er steckte den Pfeil nicht in den Köcher zurück und beobachtete mich weiterhin misstrauisch.
    Uscham trat zu mir und half mir mit einem einzigen kräftigen Ruck auf die Beine.
    »Verzeih Omruns vorschnelles Handeln«, sagte er, doch der harte Klang seiner Stimme und die Art, wie er seine Hand in einer gewiss nicht zufälligen Geste auf den Griff seines Schwertes legte, straften seine freundlichen Worte Lügen. Etwas, wovon ich noch nichts ahnte, musste geschehen sein und wenn Uscham mir auch für den Augenblick das Leben gerettet hatte, konnte er das Versäumte rasch nachholen. Was er mit Sicherheit auch tun würde, wenn ich falsch reagierte, wie mir ein Blick in seine Augen zeigte. Ich schluckte die scharfe Bemerkung, die mir auf der Zunge lag, schnellstens hinunter.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich stattdessen. Es gelang mir nicht meine Stimme so fest klingen zu lassen, wie ich es gerne gehabt hätte. »Warum greift ihr mich an? Ihr wisst doch, dass ich auf eurer Seite stehe.«
    »Das ist es eben«, entgegnete Uscham mit gefährlicher Ruhe, die mich noch mehr alarmierte. »Du hast Aneh geholfen und uns Sree niemals verächtlich behandelt. Nur deshalb bist du noch am Leben. Wie aber stehst du zu Mereda?«
    »Er gehört zu den verdammten Inguré«, mischte sich der Sree mit dem Menschenlocher in der Hand ein. Er sprach bewusst so, dass ich seine Worte auch verstehen konnte. »Wir sollten ihn auf der Stelle umbringen.«
    »Schweig, Omrun«, herrschte Uscham ihn an und wandte sich wieder mir zu. »Also, wie stehst du zu Mereda?«
    »Sie hat versucht mich umzubringen«, antwortete ich vorsichtig. »Du kannst dir vorstellen, dass ich von einem erneuten Zusammentreffen nicht gerade begeistert wäre.«
    Uscham nickte bedächtig. »Würdest du sie töten, wenn ihr euch erneut gegenüberstehen würdet?«
    Ich überlegte fieberhaft. Uschams Stimme hatte mir keinen Hinweis darauf gegeben, welche Antwort er erwartete und welche Rolle die vertriebene Hexe plötzlich spielte. Egal wie ich antwortete, es konnte mich leicht meinen Kopf kosten. Unter diesen Umständen sollte eine Antwort gut überlegt sein.
    Oder besser – nicht nur überlegt.
    Ich blickte Uscham fest in die Augen, konzentrierte mich einen Augenblick und schlug dann mit aller geistiger Macht zu.
    Es ging leicht, viel leichter als ich erwartet hatte. Der magische Kristall verstärkte meine Anstrengungen um ein Vielfaches. Ich spürte einen leichten Widerstand und fegte ihn ohne die geringsten Schwierigkeiten zur Seite. Dann lag Uschams Bewusstsein offen vor mir. Ich konnte wie in einem aufgeschlagenen Buch in seinen Gedanken lesen. In unglaublicher Schnelligkeit strömten Eindrücke auf mich ein.
    Ich taumelte zurück, als hätte ich einen Schlag bekommen. Was ich aus Uschams Gedanken erfahren hatte, war unglaublich, aber es konnte keinen Zweifel geben, dass es sich um die Wahrheit handelte. Zengsus Verrat, Anehs Tod, Meredas Machtübernahme, der bevorstehende Angriff auf den Ancen-Turm …
    Binnen weniger Sekunden erfuhr ich alles, was in den vergangenen Stunden geschehen war, so schnell, dass ich kaum Zeit hatte, die Eindrücke zu verarbeiten. Besonders Anehs Tod machte mich betroffen. Ich hatte die junge Magierin gemocht, aber nach allem, was ich erlebt hatte, berührte die Nachricht mich nicht mehr wirklich tief. Mir blieb auch nicht die Zeit darüber nachzudenken. Sofort löste ich den Bann wieder von Uscham. Der alte Häuptling hatte nicht einmal bemerkt, dass ich in seine Gedanken eingedrungen war. Lauernd beobachtete er mich.
    »Ich hasse Mereda«, rief ich laut, ein wenig lauter als nötig gewesen wäre und weniger an ihn, als an seine Begleiter gerichtet. »Sie hat nicht nur euch, sondern auch Aneh und mich betrogen. Ich werde euch helfen, ihren weiteren

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