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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verändert. Seine flammende Helligkeit hatte abgenommen und immer rascher färbte er sich dunkel.
    Immer noch fühlte Sill sich mit dem unbegreiflichen Ding verbunden, das sie erschaffen hatte. Fast alle Mitglieder des magischen Kreises hatten inzwischen erschöpft aufgeben müssen und die fünf Adepten, die sie jetzt noch unterstützten, besaßen nur schwache magische Kräfte. Aber der entscheidende Durchbruch war gelungen. Es gab nichts, was die Entwicklung jetzt noch aufhalten konnte.
    Regentropfen prasselten gegen die Fenster, ohne dass sie sich davon ablenken ließ.
    Immer dunkler färbte sich der vormals strahlende Feuerball, doch es war nicht einfach nur ein Verblassen der Farben. Was im Inneren des Kreises entstand, war nicht einfach nur dunkel, nicht die Abwesenheit von Licht, sondern die Anwesenheit von etwas anderem, das die hereinbrechende Energie begierig in sich aufsog und ständig weiterwuchs.
    »BALD!«, peitschte die Stimme des Fremden durch Sills Geist. Die Stimme war lauter geworden und schien auf seltsame Art näher gekommen zu sein.
    Sill verstärkte ihre Anstrengungen noch.
    Und draußen begann es stärker zu regnen.
    Etwas begann sich in der Finsternis vor ihr zu regen, zögernd zuerst noch, doch dann immer machtvoller. Blitze aus Gestalt gewordener Schwärze zuckten durch die Dunkelheit. Wieder schrie einer der Adepten auf und brach bewusstlos zusammen.
    »ÖFFNE DAS PORTAL!«, befahl die Stimme. »ÖFFNE ES SOFORT!«
    Der Befehl kam völlig überraschend und riss Sill aus ihrer Konzentration. Für einen Moment konnte sie wieder halbwegs klar denken.
    »Aber die Sree«, keuchte sie. »Du hast doch selbst befohlen, es magisch zu verriegeln, um …«
    »DU SOLLST ES ÖFFNEN, EGAL WAS ICH VORHER BEFOHLEN HABE!«
    Der Befehl war mit einem geistigen Hieb verbunden, der Sill vor Schmerz zusammenzucken ließ. Sofort griff sie mit unsichtbaren Händen nach der Sperre, die vor dem Portal lag, und ließ es aufschwingen. Kampfgeräusche drangen an ihr Ohr, das Klirren von Waffen, Schreie und Keuchen. Zwei Krieger kamen in den Saal gestürzt, die einen weiteren Mann mit sich schleiften.
    Sein Anblick ließ etwas in Sill gequält aufschreien, doch augenblicklich wurde diese Gefühlsregung wieder unterdrückt und die vorige seelenlose Gleichgültigkeit befiel sie wieder.
    Achtlos ließen die Krieger den Gefangenen zu Boden fallen und traten zurück.
    »Weckt ihn auf!«, befahl Sill.
    Unruhig beobachtete sie, wie die Männer den Befehl befolgten. Tief in ihr war etwas erwacht, gegen das selbst die fremde Stimme machtlos war. Sie konnte es niederhalten, aber nicht mehr ganz zum Erlöschen bringen.
    Und draußen regnete es noch stärker.
     
    Harte Schläge trafen mein Gesicht und rissen mich aus der Bewusstlosigkeit. Grässliche Kopfschmerzen peinigten mich, als ob irgendwo in meinem Kopf ein boshafter Zwerg mit Begeisterung auf einen riesigen Gong schlüge. In meinem Mund war ein Geschmack, als ob ich ganz unten an einem Laternenpfahl geleckt hätte. Von irgendwoher drangen unverständliche Stimmfetzen auf mich ein. Mühsam hob ich die Hände.
    »Nicht … nicht mehr schlagen«, stöhnte ich.
    Als ich die Augen öffnete, sah ich vor mir undeutlich das Gesicht eines der Krieger, die mich überwältigt hatten, aber um mich herum befand sich nicht mehr der Dschungel, in dem sie mich niedergeschlagen hatten. Ich versuchte die blutigen Nebel vor meinen Augen wegzublinzeln. Etwas durchpulste mich mit neuer Kraft und fegte die Schwäche hinweg. Mit einem Schwung, der mich selbst am meisten verwunderte, sprang ich auf.
    Im gleichen Moment verengte sich mein Blickfeld auf einen winzigen Ausschnitt des riesigen Saales. Alles, was ich sah, war die schlanke Frauengestalt, die vor mir auf dem Boden hockte und mich kalt musterte.
    »Sill!«
    All meine Erleichterung artikulierte sich in diesem Schrei. Ich wollte auf sie zu stürzen, aber kräftige Hände packten meine Arme und rissen mich zurück. Ich versuchte mich loszureißen, doch es blieb bei dem Versuch.
    »Lasst mich los!«, brüllte ich unbeherrscht und trat nach hinten aus. Der einzige Erfolg war ein wuchtiger Schlag in meinen Nacken, der mich erneut in die Knie brechen ließ. Als ich mich nach ein paar Sekunden so weit erholt hatte, dass ich mich wieder aufrichten konnte, hatte ich die Beherrschung wiedererlangt.
    Mein Blick fiel auf die wabernde, fast kreisförmige Schwärze hinter Sill. Ich keuchte entsetzt. Es war nicht das erste Mal, dass ich ein Ding wie

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