Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel
legen musste, um zur Spitze des gewaltigen Turmes aufzuschauen, stießen wir auf einen Trupp von zehn, fünfzehn Ancen-Krieger. Es handelte sich um Menschen, nicht um Sree, und sie mussten versucht haben, sich vor dem Gemetzel im Inneren der Festung in Sicherheit zu bringen. Sie befanden sich kaum in besserem Zustand als Uschams Leute.
Sie griffen an, im gleichen Moment, in dem auch die Sree zu den Waffen griffen. Von beiden Seiten wurde gar nicht erst der Versuch einer Verständigung unternommen.
Klug, wie ich nun mal war, hielt ich mich dezent zurück – ein wenig zu dezent, wie ich im nächsten Moment feststellen musste. Ich war bis an den Stamm eines Urwaldriesen zurückgewichen, fast ein Dutzend Schritte vom eigentlichen Kampfplatz entfernt.
Etwas Dunkles kam geradewegs aus der Luft über mir geflogen, prallte direkt vor mir auf und wuchs zu einem hünenhaften Krieger heran. Eine Schwertklinge blitzte auf. Ich sah die Klinge heransausen und bekam mit, wie der Krieger sie noch im Schlag drehte, um mich mit der Breitseite des Schwertes zu treffen. Dafür musste er den Schwung weitgehend abfangen.
Irgendwie gelang es mir mich unter dem Hieb wegzuducken. Kaum eine Hand breit über mir hämmerte die Klinge gegen den Stamm. Mir blieb nicht die Zeit meinen Stockdegen aus dem Gürtel zu ziehen. Instinktiv rammte ich den Ellbogen vor. Der Stoß trieb dem Krieger die Luft aus den Lungen. Er klappte zusammen. Ich verschränkte die Hände und ließ sie in seinen Nacken niedersausen.
Der Kampf dauerte kaum länger als zwei Sekunden. Mir blieb trotzdem keine Zeit zum Verschnaufen. Im nächsten Moment regnete es Krieger um mich herum. Erst jetzt begriff ich, dass wir dem Trupp nicht zufällig begegnet, sondern in eine sorgfältig vorbereitete Falle geraten waren. Mochte Cthulhu wissen, wie sie von unserem Kommen erfahren hatten; sie hatten jedenfalls davon erfahren und uns in den Bäumen versteckt erwartet.
Dutzende Krieger fielen über die Sree her und obwohl sie sich verbissen zur Wehr setzten, stand ihre Niederlage von vorneherein fest.
Es gelang mir den Stockdegen aus der Scheide zu reißen, bevor die Krieger mich erreichten. Gegen die wuchtigen Schwerter nahm sich der zierliche Degen wie ein Spielzeug aus und mehr war er wohl auch nicht. Schon der erste Hieb prellte mir die Waffe aus der Hand. Die Erschütterung raste durch meinen Arm und ließ die Wunde wieder aufbrechen, aber ich nahm es kaum wahr.
Ich hatte genug damit zu tun wenigstens noch für ein paar Sekunden am Leben zu bleiben, was sich wesentlich leichter anhört, als es tatsächlich war. Wie eine dunkle Flutwelle brachen die Krieger über mir zusammen und begruben mich allein durch ihr Gewicht unter sich.
Immerhin hatten sie ihre Schwerter weggesteckt oder einfach weggeworfen, doch ich zweifelte daran, dass es ein leichterer Tod war, von der aufgebrachten Menge in Stücke gerissen zu werden, statt von einem Schwertstreich niedergestreckt zu werden.
Ein wahrer Hagel von Schlägen und Tritten prasselte auf mich herab. Ich riss die Fäuste hoch, um mein Gesicht wenigstens einigermaßen zu schützen und kassierte dafür einige harte Körpertreffer.
Irgendwie gelang es mir die Knie an den Körper zu ziehen. Mit aller Kraft trat ich zu. Ich schleuderte zwei, drei Krieger zurück, die im Fallen noch andere mitrissen, sodass ich für einen Moment Luft bekam. Die Krieger wollten mich lebend in ihre Gewalt bekommen, aber das war für mich keinerlei Grund, es ihnen leichter zu machen. Eine Faust schoss auf mein Gesicht zu. Ich bekam sie zu packen und verdrehte sie mitsamt dem Kerl, dem sie gehörte. Gleichzeitig schlug ich mit dem anderen Arm wütend um mich.
Ein Hieb traf meine Lippe und ließ sie aufplatzen. Der Schlag raubte mir fast die Besinnung. Verbissen kämpfte ich gegen die schwarzen Nebel vor meinen Augen an. Verschwommene Gesichter tauchten vor mir auf und verschwanden wieder. Gierige Finger zerrten an meinen Haaren und weitere Tritte trafen meinen Körper. Blindlings schlug und trat ich auf die Männer ein, aber ich hätte ein paar Dutzend Arme und Beine gebraucht, um mich erfolgreich gegen die Übermacht zu verteidigen.
Noch einmal sah ich eine Faust riesengroß vor meinem Gesicht auftauchen. Benommen versuchte ich noch den Kopf zur Seite zu reißen, aber es war zu spät.
Der Schlag traf meine Schläfe und raubte mir augenblicklich das Bewusstsein.
Der gleißende Feuerball war mittlerweile fast mannsgroß geworden und hatte sich
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