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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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versprach als einen flüchtigen Kuss vor dem Traualtar, aber gleichzeitig hörte ich auch – ein grässliches, blubberndes Geräusch, das aus dem zerfransten Loch drang, das einmal ihr Mund gewesen war. Grüner Schleim sickerte aus ihren leeren Augenhöhlen.
    »Küss mich, du Narr«, flüsterte Priscylla. »Alle sehen schon zu uns her!«
    Ich sah das weiße Wimmeln der Maden in den leeren Höhlen, die einmal ihre Augen gewesen waren, spürte den entsetzlichen Gestank und hörte ihr hämisches Kichern, aber ich konnte mich nicht einmal mehr bewegen.
    Ihre Lippen berührten die meinen.
    Und es waren die weichen, sinnlichen Lippen eines Mädchens, nicht der harte Knochen eines Totenschädels.
    Und sie küsste ganz und gar nicht so, wie eine Braut ihren Bräutigam zu küssen hatte, in aller Öffentlichkeit und noch dazu in einer Kirche! Ihr Kuss war sinnlich, voller Verlangen und unausgesprochenen Versprechungen. Ihre Zunge glitt über meine Lippen, weiter hinein in meinen Mund und – verwandelte sich in einen schleimigen, faulenden Wurm, der mich mit einem Gefühl unbeschreiblichen Ekels erfüllte, und – die Illusion verging endgültig.
    Im gleichen Moment, in dem wir uns küssten, fand ich in die Wirklichkeit zurück. Mit fast schmerzhafter Wucht erwachte ich.
    Aber ganz kurz, den Bruchteil eines Sekundenbruchteiles zuvor, spürte ich, wie etwas Körperloses, unglaublich Starkes sich von mir zurückzog.
    Dann fiel ich in Priscyllas Armen in Ohnmacht.
     
    Sie war der Verzweiflung nahe. Sie hatte es versucht, mit aller Kraft, die sie hatte, aber das Fremde war stärker geworden. Die Warnung, die sie Robert hatte schicken wollen, war zum Gegenteil geworden. Wie so viele Male zuvor.
    Shadow war erschöpft. Sie war schon zu lange in diesem Körper. Die Gefahr, ihn nicht mehr verlassen zu können, war groß.
    Und mit ihr die Gefahr zu sterben.
    Denn dies war die einzige Möglichkeit für eine El-o-hym, wirklich zu sterben, auch wenn ihr Tod etwas ganz anderes war als der Tod eines Menschen. Nein – ihre Existenz würde andauern, so lange das Universum bestand und vielleicht darüber hinaus. Aber sie war verwundbar, in dieser menschlichen Hülle. Der-der-in-den-Schatten-wandelt konnte sie finden und überwältigen, hilflos wie sie war, und auch andere, vielleicht schlimmere Feinde, und – Shadow dachte den Gedanken nicht zu Ende. Sie hatte wahrlich anderes zu tun, als sich in Selbstmitleid zu üben.
    Mitternacht, hatte Hastur gesagt.
    Nun gut – es waren noch dreizehn Stunden. Zeit genug für einen allerletzten, verzweifelten Versuch …
     
    Es war nur ein kurzer Schwächeanfall; keine wirkliche Ohnmacht. Ich erwachte, noch bevor die ersten Hochzeitsgäste ganz von ihren Plätzen aufgesprungen und zu mir geeilt waren, und stemmte mich mühsam hoch. Noch einmal glaubte ich das verzerrte Teufelsgesicht über mir zu sehen, das mir die Schreckensvision vorgegaukelt hatte, aber das Bild verblasste, ehe ich auch nur wirklichen Schrecken empfinden konnte. Ich kniete neben Priscylla, niemandem anders.
    Und irgendwie spürte ich, dass es vorbei war. Die fremde Macht – wer immer es war – hatte es versucht, ein letztes Mal und mit aller Kraft, aber sie war gescheitert. Von nun an würde ich Ruhe haben.
    Vielleicht war dies auch nur bloßes Wunschdenken, aber wie auch immer – es half. Ich grinste verlegen, stand vollends auf und wehrte die zahllosen hilfreichen Hände ab, die sich nach mir ausstrecken wollten. Schon fast überhastet nahm ich meine frisch angetraute Ehefrau an der Hand, verließ die Kirche und eilte auf die wartende Kutsche zu.
    Es war nur die erste in einer ganzen Kolonne von Fuhrwerken und Wagen, die uns zum Hilton begleitete – das Howard in einen Anfall von Bescheidenheit gleich für den ganzen Tag angemietet hatte.
    Normalerweise gehöre ich durchaus zu den Leuten, die einer Feier nicht abgeneigt sind. Aber heute sah ich dem uns bevorstehenden Bankett mit gemischten Gefühlen entgegen. Es war so viel geschehen, dass ich eigentlich nichts anderes als meine Ruhe wollte; zusammen mit Priscylla, versteht sich.
    Aber es musste wohl sein.
    Und irgendwie überstand ich den Tag sogar, bis Pri und ich uns unter einem fadenscheinigen Vorwand verabschiedeten und es den zahllosen Gästen – von denen ich die allerwenigsten überhaupt kannte – überließen, die Bar des Hilton leerzutrinken. Die anzüglichen Blicke, die uns folgten, als wir in die wartende Kutsche stiegen, ignorierte ich.
    Obwohl es noch keine

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