Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
elf Uhr war, als wir nach Hause kamen, war es bereits dunkel und das Haus lag still und ausgestorben wie ein gewaltiges Grab da. Es war sonderbar, dass sich mir ausgerechnet dieser Vergleich aufdrängte, denn ich hatte eigentlich jeden Grund in Hochstimmung zu sein, aber er tat es und er mischte sich wie ein Tropfen bitterer Galle in die Euphorie, die von mir Besitz ergriffen hatte.
    Natürlich wusste ich, warum das Haus so still war. Ich selbst hatte ja dem Personal für diesen Abend frei gegeben und dafür gesorgt, dass meine frisch angetraute Frau und ich von niemandem gestört wurden. Alles war vorbereitet, so wie ich es angeordnet hatte: im Kamin im kleinen Salon brannte ein behagliches Feuer, auf dem Tisch stand eine kleine Mahlzeit für zwei, Kerzen brannten … Und Mary hatte noch einiges mehr getan, wofür ich sie im Nachhinein noch umarmt hätte, wäre sie dagewesen. Zum Beispiel den Myrtenkranz über der Eingangstür, die aus Blumen gesteckten Worte »Herzlich Willkommen, Mrs. Craven«, die den größten Teil der Halle einnahmen, und all die anderen Kleinigkeiten, die irgendwie zu einer Hochzeit gehörten und auf die wohl nur eine Frau kommen konnte.
    Und trotzdem …
    Etwas war nicht so, wie es sein sollte.
    Vielleicht lag es nur an meiner Erschöpfung. Trotz allem war der Tag nicht so abgelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte, und ich hatte eine beinahe durchwachte Nacht und jede Menge Aufregung (vorsichtig ausgedrückt) hinter mir. Und auch die anschließende Hochzeitsfeier hatte noch einiges dazu beigetragen, dass ich mich herzhaft erschlagen fühlte.
    Dazu kam der Alkohol. Ich hatte zwar nur das obligatorische Glas Champagner getrunken und an zwei oder drei Sherry genippt, aber dazu gesellten sich die acht Whisky, die ich am Morgen in mich hineingeschüttet hatte. Ich war nicht betrunken, aber auch nicht mehr ganz nüchtern.
    Kurz – ich fühlte mich nicht unbedingt so, wie sich ein frisch gebackener Bräutigam eigentlich fühlen sollte.
    Und da war noch etwas. Etwas in diesem Haus. So liebevoll Mary es hergerichtet hatte und so freundlich die Blumen und das warme Kerzenlicht und all die anderen Kleinigkeiten wirkten – irgendetwas hier stieß mich ab. Es war nicht greifbar, nicht körperlich, aber ich spürte die Ablehnung, die dieses Haus mir und Priscylla entgegenbrachte.
    Was war das nur?
    Ich weiß nicht, ob Priscylla es auch fühlte – aber auf jeden Fall fiel ihr wohl meine Nervosität auf, denn schon während wir uns dem Haus näherten, bedachte sie mich mit sehr sonderbaren Blicken. Als wir die Treppe zum Salon hinaufgingen, sagte sie: »Ihr gefallt mir überhaupt nicht, mein frisch angetrauter Herr Gatte. Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
    Ich ging auf das Spiel ein und antwortete in der gleichen Art. »Es ist nichts, geschätzte Gemahlin. Wir sind ein wenig indisponiert, das ist alles.«
    »Falls es dir Leid tut«, antwortete Priscylla, »dann kommt das zu spät. Du hättest nein sagen können.« Sie lachte leise. »Mich jetzt wieder loszuwerden, wird ziemlich teuer.«
    Ich antwortete vorsichtshalber nicht darauf. Irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass ihre Worte nicht ganz so scherzhaft gemeint waren, wie sie sich anhören sollten.
    »Es ist nichts«, sagte ich ausweichend. »Es war alles ein bisschen viel, glaube ich.« Ich grinste. »Jedenfalls werden die Klatschkolumnen morgen ihre Sensation haben: Robert Craven fällt vor dem Traualtar in Ohnmacht!«
    Priscylla nickte. »Ich habe eben eine umwerfende Wirkung auf Männer. Die Schlagzeile sollten wir ausschneiden und uns einrahmen lassen«, sagte sie. Und fügte hinzu: »Vielleicht wäre es besser, wenn ich dich über die Schwelle trage, statt umgekehrt?«
    Ich funkelte sie mit gespieltem Zorn an, zog eine beleidigte Grimasse und öffnete mit einer übertriebenen Verbeugung die Tür zum Salon.
    »Bitte, Gnädigste«, sagte ich. »Es ist angerichtet.«
    Priscylla nickte geziert, ging an mir vorbei und blieb einen Moment stehen, um den Tisch und das darauf vorbereitete Essen zu begutachten. »Eigentlich bin ich gar nicht so hungrig«, sagte sie, mit einem Lächeln, das mir einen kalten Schauer den Rücken herunterlaufen ließ. »Andererseits …« Ihr Blick wanderte zur Uhr und verharrte einen Moment lang auf dem Ziffernblatt. »Es ist noch Zeit.«
    »Zeit? Wozu?«
    Priscylla lächelte vielsagend, ließ ihren Schal von den Schultern gleiten und setzte sich. Ihre Hand griff nach dem Weinglas und führte es zum Mund. Aber sie trank

Weitere Kostenlose Bücher