Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
zuckte vom Himmel. Hagelkörner mischten sich in den Regen. Der Sturm tobte. Das ganze Haus schüttelte sich, ächzte wie ein waidwundes Tier, dann traf eine Sturmböe wie eine Faust das Fenster vor mir und zerschmetterte es. Glassplitter und Schnee und eisiger Regen überschütteten mich. Ich schrie vor Schrecken auf und taumelte zurück, aber der Sturm riss mir die Laute von den Lippen.
    Hinter mir erscholl ein ungeheuer dumpfer, dröhnender Gong.
    Die Uhr schlug Mitternacht.
    Und am Himmel über London erloschen die Sterne …
     
    Es war selbst für diesen Teil Londons ein ungewöhnlicher Anblick: Jedermann, der zuweilen in dieser Straße verkehrte, war vornehme Kutschen und prachtvolle Fuhrwerke gewöhnt, die vor dem Hilton standen – aber eine solche Ansammlung von Prachtkaleschen wie heute war nun wirklich etwas Außergewöhnliches.
    Die Straße war fast auf ganzer Breite blockiert und noch immer rollten weitere Wagen herbei und entließen vornehm gekleidete Männer und Frauen, die im hell erleuchteten Portal des Nobelhotels verschwanden – freilich nicht, ohne nicht vorher von einer Anzahl diskret gekleideter, aber ausnahmslos auffallend muskulöser Herren in Empfang genommen und freundlich nach ihren Einladungen gefragt worden zu sein.
    Aus dem Hotel drangen gedämpfte Musik und die typischen Geräusche eines Banketts heraus. Es gab kein Fenster in dem riesigen Bauwerk, das nicht strahlend hell erleuchtet gewesen wäre.
    Dem Mann, der schräg gegenüber dem Hotel auf der anderen Straßenseite stand und aus brennenden Augen das Portal anstarrte, bedeutete all dies nichts. Er war nicht aus Neugier hier wie die anderen. Auch nicht, weil er eine Einladung hatte oder sich – auch da wäre er nicht allein gewesen – auf dem einen oder anderen Weg illegal Zugang zum Hotel verschaffen wollte.
    Sicher hätte er es versucht, hätte er sich eine Chance dazu ausgerechnet; aber das tat er nicht. Er wusste besser als alle anderen, wie gut das Hilton an diesem Abend abgeriegelt war, ganz besonders gegen uneingeladene Gäste. Schließlich hatte er selbst einen guten Teil der vergangenen zwei Wochen damit zugebracht, den Sicherheitsplan auszuarbeiten. Und er selbst hatte die Männer ausgesucht, die Robert und seine frisch angetraute Gattin beschützten.
    Jetzt verfluchte sich Howard innerlich für seine Gründlichkeit. Nicht einmal eine Maus wäre an diesem Abend uneingeladen ins Hotel hineingekommen – und er war wesentlich größer als eine Maus.
    Aber er musste einfach hinein. Er musste zu Robert.
    Er wusste selbst nicht, warum, aber er spürte mit unerschütterlicher Sicherheit, dass es wichtig war. Irgendetwas Entsetzliches würde geschehen und er musste dabei sein, um vielleicht das Allerschlimmste verhindern zu können.
    Howard hatte es längst aufgegeben darüber nachzudenken, was am Morgen geschehen war. Er erinnerte sich an nichts. Nur daran, dass er zu Priscylla hinaufgegangen war – warum eigentlich? – und sich plötzlich am Boden wiedergefunden hatte, halb nackt und mit hochgerissenen Armen, um die Schläge abzuwehren, die auf ihn herunterprasselten. Robert hatte ihn aus dem Haus geworfen; und – von seiner Sicht aus – sogar mit Recht.
    Nein, Howard wusste nicht, was geschehen war.
    Er hatte auch das Gefühl, dass es unwichtig war. Es war nur Teil eines viel gewaltigeren, mörderischen Planes, der in seine Endphase trat, ohne dass er auch nur einen Schimmer hatte, worum es sich überhaupt handelte.
    Aber er glaubte zu spüren, dass er trotz allem noch Glück gehabt hatte. Die fremde Macht, die ihn manipulierte, hätte ihn mit ebensolcher Leichtigkeit töten können. Dass er noch lebte, verdankte er einzig der Tatsache, dass sie mit ihm spielen wollte.
    Wieder suchte sein Blick das Hilton, die hell erleuchtete Glasfassade und die Wachen, die in einer doppelten Reihe davor Aufstellung genommen hatten. Wenn er wenigstens die Möglichkeit gehabt hätte Robert eine Nachricht zukommen zu lassen!
    Aber im Moment war er wahrscheinlich von allen Menschen auf der Welt der Letzte, von dem Robert Craven eine Nachricht entgegennahm …
    Howard wäre mit Sicherheit noch sehr viel beunruhigter gewesen, hätte er geahnt, dass sein Schützling und seine frisch angetraute Braut in diesem Moment das Hotel schon längst verlassen hatten, in Abänderung des von ihm so minutiös ausgearbeiteten Planes durch einen Nebeneingang und in einer unauffälligen Kutsche.
    Irgendwo hinter ihm bewegte sich etwas. Das war nichts

Weitere Kostenlose Bücher