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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bisschen Glück gegönnt war?
    Ich begriff, dass ich schon wieder dabei war in Selbstmitleid zu versinken, schlug mit einer wütenden Bewegung die Decke zurück und stand auf. Hastig schlüpfte ich in meine Kleider, verließ das Schlafzimmer und ging wieder hinunter in den Salon, mit der festen Absicht mich zu betrinken.
    Sinnlos zu betrinken.
    Aber nicht einmal das gelang mir.
    Der Champagner schmeckte schal, obwohl ich die Flasche wieder verschlossen und in den Eiskübel zurückgestellt hatte. Ich versuchte ein Glas Whisky zu trinken, bekam aber nur einen winzigen Schluck herunter und schleuderte das Glas in einem Anfall sinnloser Wut gegen die Wand.
    Das Klirren hallte überlaut in meinen Ohren wider. Für einen Moment drohte ich fast in Raserei zu geraten. Eine völlig grundlose, aber auch fast völlig unbezwingbare Wut ergriff von mir Besitz. Ich stöhnte, schloss die Augen und presste die Lider so fest zusammen, bis flammende Sterne vor meinen Augäpfeln erschienen. Mit einem Male hatte ich das Gefühl ersticken zu müssen.
    Großer Gott, was ging hier vor?
    War wirklich alles umsonst gewesen? Hatte … Gott, hatte Howard am Ende Recht behalten? War meine Liebe nichts als ein Irrtum gewesen, ein grässlicher, unbeschreiblich brutaler Scherz des Schicksals, mit dem es das böse Spiel krönte, das es seit Jahren mit mir trieb?
    War Priscylla …
    Ich weigerte mich fast den Gedanken zu Ende zu denken, aber er machte sich selbstständig.
    War sie vielleicht wirklich nur eine Verrückte und war das, was ich zu spüren geglaubt hatte, am Ende nichts als Mitleid gewesen?
    Tränen liefen über mein Gesicht, ohne dass ich es spürte. Was war das?, dachte ich immer wieder. Was war geschehen und – schlimmer – was würde geschehen?
    Die Uhr hinter mir begann zu schlagen. Ein tiefer, irgendwie schwermütig wirkender Gong hallte durch den Raum, berührte irgendetwas in mir und brachte es zum Erzittern. Ich blickte hoch, sah, dass sich die beiden Zeiger auf der Zwölf getroffen hatten und wandte mich zum Fenster, ehe der zweite Schlag ertönte.
    Mitternacht.
    Mit dem dritten, düsteren Gong trat ich ans Fenster und zog die Gardine zur Seite.
    Der Platz lag schwarz und still wie ein See aus geschmolzenem Pech unter mir, ein finsteres Loch in der Welt. Die Lichter Londons schienen unendlich weit fort, nicht realer als die Sterne, die Millionen von Meilen über mir am Himmel blinkten.
    Der vierte Schlag. Er schien düsterer und unheilschwangerer zu sein als die drei davor. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mehr bedeutete, als ich in diesem Moment schon ahnen mochte.
    Mitternacht …
    Was war so wichtig an diesem Gedanken? Irgendetwas war da, etwas unglaublich Wichtiges, das ich vergessen hatte.
    Der fünfte, dumpfe Gong, lang nachhallend und so düster und drohend, dass ich mich unwillkürlich umwandte und die Uhr ansah. Aber natürlich war es nichts als eine Uhr; eine ganz normale, schon etwas altmodische Standuhr, an der absolut nichts Außergewöhnliches war.
    Und schon gar nichts Bedrohliches.
    Der sechste Gong.
    Ich wandte mich wieder zum Fenster. Irgendetwas geschah dort draußen, aber ich vermochte noch nicht zu sagen, was. Eine immer stärker werdende Unruhe hatte von mir Besitz ergriffen.
    Etwas geschah …
    Mit dem siebenten Gong begannen sich Wolken über mir am Himmel zusammenzuziehen, schwere, düstere Wolken, die wie brodelnder schwarzer Nebel aus dem Nichts kamen und sich rasend schnell ausbreiteten; ein schwarzer Tintenfleck, der das Firmament auffraß.
    Der achte Schlag. Die Hälfte des Himmels war verschwunden. Regen klatschte gegen die Fensterscheiben und ich hörte den Wind, wie das Heulen unheimlicher gigantischer Sturmwölfe. Was war das?, dachte ich entsetzt. Nie hatte ich ein Unwetter erlebt, das so schnell heraufgezogen war. Es war unmöglich. Vollkommen ausgeschlossen!
    Die Uhr schlug zum neunten Mal.
    Mitternacht. Es war Mitternacht. Priscylla hatte von Mitternacht gesprochen. Sie hatte gesagt, dass wir es tun sollten, und sie hatte dafür gesorgt, dass wir es vor Mitternacht taten. Warum? Was war es, das ich übersehen hatte?!
    Die Uhr schlug zum zehnten Mal und in den wenigen Sekundenbruchteilen, bis sie es tat, hatten sich Wolken und Regen zu einem Sturm zusammengeballt, der wie mit unsichtbaren Fäusten an den Fenstern schüttelte. Blitze zuckten.
    Mitternacht. Was geschah um Mitternacht?
    Der elfte Schlag. Der vorletzte. Noch eine halbe Sekunde.
    Der Boden bebte. Blitz auf Blitz

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