Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
Steine wanken ließ. Doch selbst sie konnte an der Tatsache nichts ändern, dass unsere gute alte Erde anscheinend nur mehr aus dem Kreis der hängenden Steine und ein bisschen Nebel darum herum zu bestehen schien.
»Du bist davongelaufen wie ein feiger Köter!« In der Enge der steinernen Kammer klangen die Worte wie ein Peitschenhieb.
Die Anklage ließ Llahelmon zusammenfahren. Der Schattenritter fingerte nervös an den Schnallen seiner Rüstung und wich einen Schritt vor dem gut einen Kopf kleineren Krieger zurück.
»Lass es dir erklären, Mordred«, sagte er hastig. Eine Spur zu hastig, um seine Furcht zu überspielen. »Nimués Zauber zerbrach mein Schwert. Sie hätte mich getötet, wenn ich nicht geflohen wäre.« Er zog zu seiner Rechtfertigung das zerbrochene Schwert aus der Scheide und reichte es Mordred.
Mordred verschränkte die Arme vor der Brust, ohne die zerbrochene Waffe auch nur zu beachten. Sein Blick glitt Unheil verkündend und düster über Llahelmon und dessen drei Begleiter, die soeben aus dem Kreis der hängenden Steine nach Avalon zurückgekehrt waren.
»Ihr habt versagt«, sagte er kalt. »Alle! Ihr solltet Nimué fangen, bevor sie sich auf ihre Hexenkräfte besinnen konnte. Stattdessen habt ihr zugelassen, dass sie einen Helfer erhielt und ein halbes Dutzend Geisterhunde vernichten konnte.«
Mordreds Rechte glitt bei seinen Worten wie unbeabsichtigt zur Hüfte und zum Griff seines Schwertes. Llahelmons Blick folgte der Bewegung. Seine Nervosität wuchs.
»Redet!«, befahl Mordred. »Wo ist Nimué? Wo ihr geheimnisvoller Verbündeter? Warum habt ihr sie nicht mitgebracht?«
Llahelmon schwieg, aber einer seiner Begleiter beantwortete die Frage, wenn auch, ohne Mordred dabei in die Augen zu blicken.
»Llahelmon befahl Gwythwall, Bric und mir, das Umland des Heiligtums zu bewachen«, sagte er nervös, »während er selbst den Steinkreis absuchen wollte. Leider hatten wir das Pech, Nimué und ihren Freund zu verfehlen. Aber Llahelmon«, fügte er anklagend hinzu, »muss zwei Mal auf sie gestoßen sein. Beim zweiten Mal wollten wir gegen seine Anweisung zu dem Heiligtum eilen, um ihn zu unterstützen. Doch da kam er uns schon entgegen und erklärte, dass wir schnellstens nach Avalon zurück müssten, da Nimué zu stark für uns sei.«
»Othan hat die Wahrheit gesprochen, Mordred«, pflichtete Bric dem Sprecher bei.
Auch Gwythwall nickte und rückte dabei einige Schritte von Llahelmon ab.
Auf Mordreds Gesicht erschien ein freundliches Lächeln. Das freundlichste, das die Ritter je von ihm gesehen hatten.
Othan und Bric hatten es plötzlich sehr eilig, Gwythwalls Beispiel zu folgen und so stand Llahelmon auf einmal ganz allein vor Mordred.
»Mordred, ich weiß, dass der Schein gegen mich spricht. Aber lass es mich noch einmal versuchen. Diesmal werde ich Nimué und ihren Kerl gefangen nehmen. Ganz bestimmt!« Llahelmons Stimme klang jetzt mehr als nur nervös. Er hatte Angst. Panische Angst. Auf seiner Stirn perlte Schweiß.
Mordreds Lächeln wurde womöglich noch eine Spur freundlicher. »Du bist der Einzige, der meine werte Tante Nimué und ihren Begleiter gesehen hat«, sagte er. »Außer Corabhainn. Doch du weißt, dass man eher ein Grab zum Sprechen bringt, als den Meisterdruiden. Ist es Merlin?«
»Nimués Begleiter?« Llahelmon keuchte überrascht, aber auch erschrocken. Obgleich Mordred es kaum mehr für möglich gehalten hatte, erbleichte er noch weiter. »Nein«, sagte er hastig. »Wenigstens … wenigstens glaube ich es nicht. Allerdings besitzt er ebenfalls Hexenkräfte. Du weißt, dass ich drüben in der anderen Welt nur ein Schattenwesen bin, das durch keine Waffe verletzt werden kann. Schau meinen Panzer an. Du siehst noch die Stelle, an der mich dieser Hexer mit seiner Stecknadel von Schwert durchbohrt hat. Einen Augenblick lang glaubte ich, dabei zu sterben.«
Llahelmon deutete mit seiner gepanzerten Rechten auf ein schwarz gerandetes Loch auf seinem Brustpanzer. Mordred presste die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Alle Freundlichkeit war aus seinem Gesicht wie hinweggefegt und ein wildes Glitzern erfüllte seine Augen.
»Es … es war nicht meine Schuld, Mordred! Corabhainn hat selbst -«
»Ich weiß«, unterbrach ihn Mordred eisig. »Es war ein Fehler von Corabhainn, Schatten hinter Nimué herzusenden. Doch noch größer war dein Fehler zu versagen! Du kennst die Strafe?«
Llahelmon schrie auf, aber seine instinktive Abwehrbewegung kam zu spät.
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