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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hier nicht.
    Mit einem leisen, metallischen Ton schnitt sie durch die Rüstung und drang so weit ein, dass sie aus dem Rücken des Ritters wieder hinausschauen musste.
    Das war aber auch alles.
    Im Normalfall hätte der Kerl tot sein müssen oder zumindest lebensgefährlich verwundet. Doch diesen Gefallen tat mir der Geisterritter nicht. Er hob ungerührt sein Schwert über den Kopf und packte den Griff mit beiden Händen. Ich konnte sein Gesicht unter der Eisenmaske nicht erkennen, aber ich war ziemlich sicher, dass es zu einem hämischen Grinsen verzerrt war.
    Und ich war ebenso sicher, dass ich gleich erfahren würde, welches Gefühl es sein musste zu glauben, in zwei Teile gespalten zu sein.
    Wieder einmal war es Nimué, die neben mir auftauchte und mir das Leben rettete. Sie schob mich mit einer Handbewegung beiseite. Ihre Augen glühten wie geschmolzenes Metall, als sie den Ritter ansah und ihre Hände an ihre Schläfen legte.
    Der Ritter zögerte nur einen Augenblick.
    Es war genau ein Augenblick zu viel. Als er zuschlug, stieß Nimué ein magisches Wort aus; die Klinge zersplitterte in der Luft wie Glas, das gegen Stahl geprallt war.
    »Jetzt wirst du sterben, Llahelmon!«
    Nimués Stimme war kalt wie Eis. Ich spürte, dass es sie alle Kraft kostete, überhaupt zu sprechen.
    Der Ritter sprang mir einer Gelenkigkeit herum, die ich ihm in seiner Konservendose gar nicht zugetraut hatte, und rannte in den Nebel hinein.
    Nimué sah ihm nach, bis er verschwunden war. Dann begann sie zu schwanken.
    Ich kam gerade noch rechtzeitig, um sie aufzufangen, bevor sie bewusstlos wurde.
     
    Es war wie verhext: Ich hatte mir Nimué wie einen Sack über den Rücken geworfen, hatte noch einmal den Steinkreis angesehen um mich zu orientieren und war in die Gegenrichtung losgestapft, ganz nach alter Pfadfinderart.
    Aber wer immer diese Regeln aufgestellt hatte – er hatte einen Fehler gemacht. Oder die Pfadfinder waren niemals in Avalon gewesen …
    Der Nebel kroch in dichten Schwaden über das Land und ballte sich schon bald so dicht um mich, dass ich kaum mehr den Boden unter meinen Füßen erkennen konnte. Trotzdem war ich sicher, immer geradeaus gegangen zu sein. Bis zu dem Augenblick, an dem der Nebel vor mir etwas aufriss und ich den Kreis der hängenden Steine vor mir auftauchen sah.
    Gerade als ich fassungslos auf die mächtigen Steinquader starrte, begann sich Nimué wieder zu regen. Ich setzte sie ab und wartete, bis sie die Augen aufschlug.
    Sie wusste sofort, dass ich in die Irre gelaufen war, als sie den Steinring erkannte. Der Ausdruck auf ihren Zügen war eher der von Resignation als Schrecken.
    »Das haben wir Morgause zu verdanken. Nur sie besitzt die Fähigkeit, diesen Irrnebel zu erzeugen«, flüsterte sie zornig.
    Ich verzichtete auf die Frage, wer Morgause war. Irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass mir die Antwort nicht gefallen würde.
    »Was jetzt?«, fragte ich niedergeschlagen.
    »Wir versuchen den Zauber zu durchbrechen«, erwiderte sie achselzuckend. Sie streckte die Hand aus und nickte auffordernd. »Halte dich an mir fest und lass ja nicht los. Wenn du in die Irre läufst, kann selbst ich dich nicht mehr finden. Und du hast wohl kaum die Absicht, dich allein mit Corabhainns Hunden und seinen Schattenrittern herumzuschlagen, oder?« Ich verzichtete auf eine Antwort, aber Nimué schien Gefallen daran zu finden, einen ohnehin verschüchterten Serienhelden noch weiter einzuschüchtern. »Außerdem wird es nicht mehr lange dauern, bis er stärkere Krieger schicken wird«, fügte sie hinzu.
    Das klang nicht sehr verheißungsvoll und ich zog es auch diesmal vor, ganz diplomatisch zu schweigen. Ich konnte nur hoffen, dass Nimué in der Lage war, den Weg aus diesem Irrnebel heraus zu finden.
    Es sah auch lange Zeit danach aus. Wir mussten meiner Schätzung nach mindestens eine halbe Meile weit gelaufen sein – und zwar schnurgerade vom Steinkreis weg. Der Nebel lichtete sich immer mehr und auch die unheimliche Kälte wich ganz allmählich. Dann, nach einer Ewigkeit, wie es mir schien, plötzlich sah ich einen ersten Stern durch die milchigen Schwaden leuchten.
    Ich blieb stehen, atmete erleichtert auf und wollte mich an Nimué wenden.
    Aber ich sagte kein Wort, als mein Blick in ihr Gesicht fiel. Selten zuvor hatte ich einen so abgrundtiefen Schrecken auf den Zügen eines Menschen gesehen wie jetzt auf den ihren.
    Und einen solchen Zorn.
    Nimué stieß einen Fluch in der alten Sprache aus, der die

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