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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Straßenschluchten. Die Fenster der Gebäude erschienen mir wie höhnisch starrende Fenster und die türlosen Eingänge wie gierig aufgerissene Mäuler.
    Dann versank auch der letzte Zipfel der Sonne hinter den Dächern.
    Im gleichen Moment brach Shadow zusammen. Sie taumelte und versuchte sich an einer Hauswand abzustützen, bevor sie vollends den Halt verlor und zu Boden stürzte. Mit zwei Schritten war ich bei ihr und ließ mich auf die Knie sinken. Ihr Gesicht war von Schmerz verzerrt.
    »Flieh, Robert«, wimmerte sie. »Es … es ist nicht mehr weit. Das große Haus am … am Ende der Straße. Lauf weg.«
    Ich schüttelte den Kopf. Wie fortgewischt war aller Zorn, den ich zuvor für sie empfunden hatte. Ich wusste nicht, was mit ihr geschah, aber keinesfalls würde ich sie noch einmal allein lassen, nicht um alles in der Welt.
    »Nein«, stöhnte sie mit ersterbender Stimme. Sie zitterte am ganzen Körper, dennoch bäumte sie sich auf und hob die Hand, als versuchte sie mich fortzuscheuchen. Die Bewegung war so schwach, dass ich sie fast nur ahnen konnte. »Lauf«, hauchte sie noch einmal. »So lauf doch endlich!«
    Wieder schüttelte ich stur den Kopf. Ich beugte mich über sie und versuchte sie aufzurichten. Es blieb beim Versuch. Eine bläulich funkelnde Aura breitete sich über ihren Körper aus. Ein Blitz zuckte auf und Strom von ungeheurer Intensität fuhr wie ein feuriges Schwert durch meinen Arm, als ich sie berührte. Ich schrie auf und wurde von einer unsichtbaren Faust zurückgeschleudert. Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Rücken, als ich auf das Pflaster prallte. Der Stockdegen entglitt meinen Fingern, ohne dass ich es bemerkte. Noch immer schreiend richtete ich mich auf und kroch auf Händen und Knien zu Shadow zurück.
    Zu dem Wesen, das einmal Shadow gewesen war.
     
    Wie ein Geflecht blutroter Flammen trafen die letzten Sonnenstrahlen Shadows Körper und hüllten ihn ein. Dennoch erkannte ich sofort, dass die grauenvolle Veränderung, die sie durchmachte, nicht allein darauf zurückzuführen war. Ihre Haut schien in Sekundenschnelle um Jahre zu altern, schien vor meinen Augen zu zerfließen, und irgendetwas anderes, Rötliches kam unter der Maske ihrer engelhaften Züge zum Vorschein.
    »Flieh doch, Robert«, wimmerte sie noch einmal mit letzter Kraft.
    Entsetzt prallte ich zurück. Nein!, hämmerte eine Stimme in mir. Nein, nicht DAS! »Shadow!«, schrie ich und wusste gleichzeitig, dass sie mich nicht hörte.
    Ich hatte schon einmal, ein einziges Mal nur erlebt, dass der andere Teil ihres Ichs die Oberhand über ihren Körper gewann. Die ganze Zeit über, die ich sie gekannt hatte, hatte ich geglaubt, dass sie den finsteren Teil ihrer Seele niedergerungen hätte, und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich mich die ganze Zeit über einer Täuschung hingegeben hatte. Wie in jedem Menschen ruhten auch in der El-o-hym Gut und Böse nebeneinander, aber trotz der Entwicklung, die sie durchgemacht hatte, war sie niemals ganz ein Mensch geworden. In ihrem Charakter rangen ständig die beiden absoluten Extreme miteinander um die Oberhand über den Körper. Ich hatte sie als Engel kennen gelernt, als Wesen des überirdisch Guten. Doch zugleich verkörperte sie auch das Gestalt gewordene Böse.
    Den Teufel, oder wie immer Menschen es genannt hatten.
    Einige Sekunden war ich unfähig, mich zu rühren, erstarrte mitten in der Bewegung. Es waren genau die Sekunden, die sie brauchte, um ihre Verwandlung zu vervollkommnen. Als ich endlich wieder zu mir kam, war es bereits zu spät, um noch rechtzeitig zu reagieren.
    Ein Hieb der dunklen Fledermausschwingen, zu denen ihre strahlenden Flügel geworden waren, traf mich mit aller Wucht. Ich wurde von den Füßen gerissen und meterweit zurückgeschleudert. Der Stockdegen entglitt meinen Fingern. Für einen Sekundenbruchteil wusste ich nicht mehr, wo oben und wo unten war. Instinktiv riss ich die Arme hoch und schützte meinen Kopf, während ich meinen Körper zusammenkrümmte.
    Diese Reaktion rettete mir das Leben. Ich prallte auf den Boden und überschlug mich mehrmals. Der Aufprall betäubte mich fast. Er schien mir das Rückgrat zu spalten. Für Sekunden bestand mein Körper nur noch aus brennendem, verzehrendem Schmerz.
    Ich ahnte den schwarzen Schatten über mir mehr, als ich ihn sah. Verzweifelt schrie ich auf und warf mich abermals zur Seite.
    Die dolchartigen Klauen verfehlten mein Gesicht nur um Zentimeter. Dicht neben meinem Kopf bohrten sie sich

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