Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
die Erklärung zu finden.
Genau wie bei dem Kampf gegen den Shoggoten im nächtlichen Moor war mir auch diese Vision so real erschienen, dass ich nach dem Aufwachen Schwierigkeiten hatte in die Realität zurückzufinden und kaum glauben konnte alles nur geträumt zu haben. Sollte ich Howard sagten, dass ich geträumt hatte, von einem herabstürzenden Stein getroffen worden zu sein, wie ich vor einigen Nächten auch geträumt hatte, mich an dem Stockdegen zu verletzen? Und dass ich diese Wunde nach dem Aufwachen wirklich gehabt hatte?
Verdammt – wie sollte ich etwas erklären können, was ich selbst nicht begriff?
Aber Howard fiel auch von allein auf, wie parallel diese Ereignisse lagen. »So, wie du dir neulich die Haut aufgekratzt hast, nicht wahr?« sagte er. Er lächelte, aber sein Ton klang eindeutig lauernd. »Du lagst weit von jedem Möbelstück entfernt und du warst auch nicht ohnmächtig. Du warst in ein Zeitfeld eingehüllt, wir hielten dich beinahe für tot.« Er brach ab und atmete ein paar Mal tief durch. »Du hast wieder geträumt, nicht wahr?«, hakte er nach einigen Sekunden nach. »Und im Traum hast du dich an der Schulter verletzt.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
Wieder nickte ich.
Während Gray meine Schulter mit einem nassen Tuch kühlte, lief Howard kopfschüttelnd im Zimmer auf und ab. Ich kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass er innerlich nicht annähernd so ruhig war, wie er den Anschein erweckte. Ein sicheres Anzeichen dafür war, dass er zum Abstreifen seiner Zigarrenasche tatsächlich einen Aschenbecher statt des Teppichs benutzte, wie er es für gewöhnlich tat.
»Du besitzt gewaltige Fähigkeiten, aber auch du kannst die Zeit nicht beeinflussen«, fuhr er fort. »Also muss es einen Einfluss von außen geben. Deine Träume werden real, Robert, begreifst du das! Sie können möglicherweise tödlich werden!«
Ich schwieg auch weiterhin. Howards Worte konnten mich nicht erschrecken, nicht wirklich. Was er sagte, war mir schon selbst klar geworden, schon an Bord der NAUTILUS, auch wenn ich es verdrängt hatte. Es war unmöglich, widersprach jeder Logik und doch bildeten die Verletzungen einen nicht zu widerlegenden Beweis. Howard wollte auf etwas Bestimmtes hinaus, aber ich war zu müde, um zu erkennen, in welche Richtung er das Gespräch lenken wollte.
»Es sind die SIEGEL«, sagte er düster. »Sie werden dich umbringen, wenn du sie weiterhin behältst. Schaff sie fort! Und wenn du es nicht tust, werde ich es machen, bevor sie uns allen gefährlich werden können.«
»Nein!« Ich schrie die Antwort, selbst überrascht, dass mich der Gedanke an eine Trennung von den SIEGELN so erschreckte. »Sie sind im Safe sicher eingeschlossen«, fügte ich lahm hinzu.
»Es ist Wahnsinn, sie in diesem Haus aufzubewahren. Sie stellen eine Zeitbombe dar, bilden die größte Gefahr in … in diesem Universum. Und du Narr bildest dir ein, sie beherrschen zu können, weil du sie in einen lächerlichen Panzerschrank eingeschlossen hast? Niemand kann die SIEGEL beherrschen, nicht einmal dein Vater hätte es gekonnt. Aber er wäre so vernünftig gewesen, sie an der tiefsten Stelle des Meeres oder direkt in einem Vulkan zu versenken.«
Ich wollte etwas sagen, aber Howard schnitt mir mit einer herrischen Geste das Wort ab.
»Ich weiß, was du sagen willst. Auch dort wären die SIEGEL nicht sicher. Aber sie haben Jahrmillionen sicher in ihren Verstecken geruht. Und sie wären auch noch dort, wenn du sie nicht wie harmlose Souvenirs eingesammelt hättest. Willst du die Gefahr nicht erkennen? Merkst du nicht, wie du zum Helfer der GROSSEN ALTEN wirst?«
»Das stimmt nicht«, widersprach ich mit mühsam erzwungener Ruhe. »Du weißt selbst, dass die SIEGEL auch ohne mich längst nicht mehr in ihren Verstecken wären. Seit Andara das Tor zur Vergangenheit aufgestoßen und den Inkarnationen der GROSSEN ALTEN das Vordringen in die Gegenwart ermöglicht hat, waren die Verstecke hinfällig. Necron hätte die SIEGEL längst an sich gebracht und gebrochen. Wäre dir das vielleicht lieber gewesen?«
»Es käme aufs Gleiche raus, als wenn du es tust. Und wenn du so weitermachst, werden sie dich bald dazu bringen können«, gab Howard zornig zurück und starrte mich finster an.
Ich hielt seinem Blick nur ein paar Sekunden lang stand, dann musste ich den Kopf abwenden.
»Gebt mir die Dinger, und ich hau se zu Klump. Dann is Schluss mittem ganz’n Spektakel«, sagte Rowlf. Niemand lachte über den
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