Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
als sie gegen die goldene Maske prallte. Crowley kippte nach hinten und schlug die Hände vor das Gesicht. Blut schoss unter der Goldmaske hervor.
»Packt sie!«, brüllte er mit überschnappender Stimme.
Der Befehl galt seinen beiden letzten Männern und sie reagierten sofort. Einer stürzte sich wortlos auf mich, der andere warf sich mit weit ausgebreiteten Armen auf Cohen und versuchte ihm die Waffe zu entreißen.
Doch wir waren vorbereitet. Ich stieß dem Burschen zwei ausgestreckte Finger in den Hals und als er mit einem schmerzerfüllten Keuchen zurücktaumelte und die Hände gegen die Kehle zu schlagen versuchte, packte ich seinen Arm, drehte mich blitzschnell herum und warf ihn mit einem perfekten Judogriff zu Boden. Er verdrehte die Augen und lag dann still.
Cohen machte mit seinem Gegner noch weniger Federlesen – er empfing ihn auf die gleiche Weise wie Crowley, indem er ihm den Lauf seiner Waffe über den Schädel schlug. Der Bursche grunzte, taumelte noch zwei Schritte weiter und schlug dann der Länge nach hin. Der ganze Kampf hatte weniger als zwei Sekunden in Anspruch genommen.
Doch so kurz er auch gewesen sein mochte – er hatte ausgereicht, Crowley verschwinden zu lassen.
Nicht etwas weglaufen.
Der Mann in dem unheimlichen, roten Gewand war einfach verschwunden. Die Stelle, an der er gerade noch gelegen hatte, war leer.
Cohen starrte aus ungläubig aufgerissenen Augen auf die kleine Blutlache, die unter Crowleys Maske hervorgequollen war, dann fuhr er herum, richtete die Waffe auf die rostige Eisentreppe nach oben – den einzigen Ausgang aus diesem Raum, der groß genug für einen ausgewachsenen Menschen war – und riss die Augen noch weiter auf, denn auch die Treppe war leer. Es war völlig unmöglich, dass die wenigen Sekunden ausgereicht haben sollten, Crowley dort hinaufrennen und in dem Gang verschwinden zu lassen – aber er war eindeutig nicht mehr da.
»Geben Sie sich keine Mühe«, sagte ich. »Er ist fort.« Und das ist auch gut so, fügte ich in Gedanken hinzu. Ich war mir nicht sicher, ob es uns wirklich gelungen wäre, den unheimlichen Mann zu besiegen; selbst mit Cohens Waffe nicht.
»Aber das ist doch …« Cohen brach verstört ab, schüttelte noch ein paar Mal den Kopf und drehte sich dann wieder zu mir herum. Ein neuer, aber keinen Deut weniger tiefer Ausdruck von Verwirrung und Schrecken trat in seine Augen, während sein Blick aufmerksam über mein Gesicht glitt.
»Craven?«, murmelte er.
Meine Gedanken rasten. Ich hatte noch eine oder zwei Sekunden Zeit, mich zu entscheiden – und ich tat instinktiv das einzig Richtige: Ich runzelte meinerseits die Stirn und sah ihn ebenso fragend und überrascht an wie er mich.
»Sie kennen meinen Namen?«, erwiderte ich.
Cohens Blick flackerte. Ich kannte diesen Mann seit Jahren und ich hatte bisher geglaubt, dass es nichts gäbe, was ihn wirklich aus der Fassung bringen konnte – aber der Ausdruck auf seinem Gesicht belehrte mich eines Besseren.
Ich tat mein Möglichstes, um seine Verwirrung noch zu steigern, indem ich in perfekt geschauspielertem Ton fortfuhr: »Sind wir uns schon einmal begegnet, Mister …?«
»Cohen«, antwortete Cohen automatisch. »Inspektor Wilbur Cohen, Scotland Yard.«
»Scotland Yard?« Ich atmete hörbar und ebenso übertrieben wie bisher auf. »Gott sei Dank! Ich dachte schon, Sie gehörten auch irgendwie zu diesen Verrückten. Es scheint ja zu stimmen, was man sich über die berühmte englische Polizei erzählt.«
»Craven?«, fragte Cohen noch einmal und in einem Ton, als hätte er meine Worte gar nicht gehört – wahrscheinlich hatte er es auch nicht. »Aber das ist doch … das ist doch vollkommen unmöglich. Sie sind doch … ich meine, Sie können doch nicht –«
»Ich fürchte, Sie verwechseln mich, Inspektor«, sagte ich. »Mein Name ist tatsächlich Craven, aber ich …« Ich brach ab, starrte ihn eine Sekunde lang verblüfft an und schlug mir dann mit der flachen Hand vor dir Stirn. »Jetzt verstehe ich. Sie halten mich für meinen Bruder. Sie glauben, ich bin Robert, nicht wahr?«
»Bruder?« Cohen kam näher. Sein Blick ließ mein Gesicht keine Sekunde los. »Sie behaupten, Sie wären Robert Cravens Bruder? Was soll der Unsinn? Craven hatte keinen Bruder.«
»Ja, ich weiß«, antwortete ich. »Bobby und ich standen uns nicht besonders nahe. Um ehrlich zu sein – wir haben seit fast zwanzig Jahren nichts mehr voneinander gehört.«
Cohen glaubte mir kein Wort, das spürte
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