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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Taschenuhr aus der Weste zu ziehen.
    »Auf die Minute«, sagte er, nachdem er den Deckel aufgeklappt und einen Blick auf das Zifferblatt geworfen hatte. Er klappte die Uhr wieder zu und ging weiter. Meinen Koffer ließ er stehen. »Vermutlich hat er sich nur verspätet. Aber das macht nichts. Schließlich ist die Stadt nicht so groß. Wir werden die Polizeiwache schon finden.«
    Er hatte gut reden. Schließlich hatte er nur eine kleine Reisetasche in der Hand, während ich einen fast zentnerschweren Koffer mit mir schleppte. Cohen hatte schon während der fast achtstündigen Bahnfahrt hierher einige entsprechende Bemerkungen gemacht und ich begann zu befürchten, dass er damit Recht gehabt hatte.
    Allerdings muss ich zu meiner Ehrenrettung an dieser Stelle sagen, dass wir tatsächlich beide damit gerechnet hatten, am Bahnhof von einem seiner Kollegen abgeholt zu werden. Cohen hatte eigens am Morgen noch einmal ein Telegramm an Constabler McGillycaddy – den zuständigen Polizeibeamten für diesen Bezirk – geschickt, in dem die genaue Ankunftszeit des Zuges gestanden hatte. Warum McGillycaddy nicht gekommen war, um uns wie erwartet abzuholen, war mir ein Rätsel.
    Wenigstens so lange, bis wir das Bahnhofsgebäude umrundet hatten und Brandersgate zum ersten Mal zur Gänze sehen konnten. Ich war mit einem Male gar nicht mehr sicher, dass Telegramme hier auch pünktlich ausgeliefert wurden. Ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob es hier so etwas wie eine Post gab; und wenn ja, ob die Bediensteten dort wussten, was ein Telegramm war.
    Das mit Abstand Beeindruckendste an Brandersgate war sein Name. Der Rest dieses gottverlassenen Kaffs bestand aus einer einzigen ungeteerten Straße, die sich bei jedem heftigen Regen in einen Sumpf verwandeln musste, einem knappen Dutzend windschiefer, hässlicher Häuser, deren Zustand sich nicht wesentlich von dem des Bahnhofes unterschied, und einer Kirche, der jemand den Turm gestohlen hatte; zurückgeblieben war nur ein hölzernes Skelett, das ganz so aussah, als würde es beim nächsten heftigen Windzug einfach umfallen.
    Nun, dachte ich, zumindest in einem Punkt hatte Cohen Recht: Wenn es hier so etwas wie eine Polizeiwache gab, dann würden wir sie schnell finden.
    Cohen trat auf die schlammige Straße hinunter und steuerte ein Gebäude auf der anderen Seite an, bei dem es sich wohl um eine Art Gemischtwarenladen handeln musste, denn hinter den schmuddeligen Scheiben stapelten sich Waren aller Art und neben dem Eingang waren eine Anzahl Säcke und großer Holzkisten aufgetürmt.
    Ich wartete vor der Tür, dass er zurückkam, und nutzte die Zeit, die kleine Ortschaft an der nördlichen Küste Schottlands einer zweiten, sehr viel eingehenderen und zumindest etwas objektiveren Musterung zu unterziehen.
    Sehr viel mehr als vorhin gab es allerdings noch immer nicht zu sehen. Es war zu kalt für die Jahreszeit und der böige Wind, der von der nahe gelegenen Küste her über die Ortschaft fauchte, tat ein Übriges, um die Menschen in die Häuser zurückzutreiben. Trotzdem spürte ich die neugierigen Blicke, die mich trafen. Das Auftauchen gleich zweier Fremder musste so etwas wie eine kleine Sensation bedeuten. Der Zugschaffner hatte uns verraten, dass nur äußerst selten Fahrgäste in Brandersgate ausstiegen; seit drei oder vier Jahren überhaupt so gut wie niemand mehr. Meistens hielt der Zug nicht einmal an. Wenn ich mich hier so umsah, konnte ich das auch gut verstehen. Ich wunderte mich sogar ein bisschen, dass ein Kaff wie dieses überhaupt einen Bahnhof hatte. Aber ich wunderte mich auch genauso darüber, dass ich überhaupt hier war. Zwar hatte ich keinen Grund, an Cohens Behauptung zu zweifeln, wonach Crowleys Spur direkt hierher führen sollte, aber wenn ich mich in dem gottverlassenen Kaff so umsah … Es passte einfach nicht.
    Andererseits – wie gesagt – hatte ich keinen Grund, an Cohens Worten zu zweifeln. Scotland Yard arbeitete vielleicht manchmal ein wenig langsam, aber dafür mit gewohnter englischer Präzision. Und dieser düstere Hinweis war auch alles, was wir hatten. So hatten Cohen und ich kurz entschlossen den nächsten Zug bestiegen, der nach Norden ging, und waren hierher gekommen. Wenn ich bedachte, dass wir nicht einmal hundertprozentig sicher sein konnten, dass dieser Crowley auch tatsächlich unser Crowley war, dann hatte unser Vorgehen schon etwas von einer Verzweiflungstat an sich. Aber unsere Situation war auch ziemlich verzweifelt; vorsichtig

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