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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht; der alte Mann warf einen raschen Blick über die Schulter zurück. Gleich darauf wandte er sich wieder Rowlf zu. »Der Trick ist zu alt, Freundchen«, sagte er abfällig. »Ich will wissen, was ihr da macht. Und ihr solltet euch eine verdammt gute Antwort einfallen lassen, ihr beiden Vögel, sonst hole ich nämlich die Polizei.«
    Es war unvorstellbar, aber er schien die gigantische Kreatur, die mit jeder Sekunde deutlicher aus dem Nebels hervorwuchs, nicht einmal gesehen zu haben!
    Und noch bevor Rowlf eine weitere Warnung ausstoßen konnte, zuckte etwas Schwarzes, Glänzendes aus dem Nebel und schlang sich um die Brust des Friedhofswärters. Das Gewehr und die Laterne fielen ihm aus den Händen, als er mit einem Ruck in die Luft gehoben wurde und in den grauen Schwaden verschwand. Er fand nicht einmal Zeit einen Schrei auszustoßen.
    Rowlf keuchte vor Schrecken. Sill hieb erneut wie besessen auf das Schloss ein, doch es dachte gar nicht daran, ihr den Gefallen zu tun und endlich nachzugeben.
    »Aussm Wech!«, brüllte Rowlf. Er nahm zwei Schritte Anlauf und stürmte los. Sill schaffte es gerade noch rechtzeitig aus dem Weg zu springen, um nicht einfach über den Haufen gerannt zu werden, als sich Rowlf mit aller Macht gegen die Tür warf. Sie war ziemlich massiv, aber dem Ansturm des Riesen trotzdem nicht gewachsen. Rowlf konnte seinen Schwung nicht mehr bremsen und stolperte zusammen mit den Resten der zerberstenden Tür ins Innere der Kapelle. Sill sprang unmittelbar hinter ihm durch die Öffnung und gleich darauf schlug etwas mit einem widerwärtig klatschenden Geräusch gegen die Mauer.
    Rowlf schnippte sein Sturmfeuerzeug an. Die flackernde kleine Flamme erleuchtete einen Teil des Innenraumes. Der von Blumen und Kränzen umgebene Sarg stand nur wenige Schritte vor ihnen auf einem steinernen Podest. Es roch nach Buchsbaum und Weihrauch. Rasch zündete Rowlf zwei der Kerzen beiderseits des Podestes an.
    Ein weiterer, ungleich härterer Schlag traf die Mauern der Kapelle. Putz rieselte von den Wänden. Rowlf warf einen hastigen Blick zum Eingang, doch er sah nur Schwärze und vereinzelte Nebelschwaden, die sich wie faserige Finger durch die Öffnung tasteten und langsam auf ihn zukrochen. Von ihrem Verfolger war nichts zu erkennen. Aus irgendeinem Grund schien er noch gar nicht auf die Idee gekommen zu sein, einfach durch die Tür hereinzukommen. Vielleicht konnte er es ja nicht. Vielleicht war es ihm nicht möglich, diesen geweihten Ort zu betreten, aber möglicherweise war der Grund auch einfach der, dass er dafür zu groß war.
    »Worauf wartest du noch?«, fauchte Sill. Sie hatte das Schwert weggesteckt und machte sich an den Verschlüssen des Sarges zu schaffen.
    »Ich überlech halt, wiema hiea wida rauskommn tun«, entgegnete Rowlf. »Das Scheißviech wartet da draußen auf uns.«
    »Wie wäre es mit dem Hinterausgang?« Sill deutete in das Halbdunkel hinter den hölzernen Sitzreihen für die Trauergäste, wo vage ein zweiflügeliges Portal zu erkennen war, durch das bei einer Beerdigung vermutlich der Sarg getragen wurde. »Aber wenn wir noch lange hier herumstehen, erübrigt sich die Frage von allein.«
    Wie zur Bestätigung ihrer Worte traf ein weiterer, noch härterer Schlag die Kapelle und diesmal erbebte das gesamte Gebäude. Rowlf konnte hören, wie sich einige Dachziegel aus dem Verbund lösten und klappernd zu Boden rutschten.
    Sill hatte es endlich geschafft, die Verschlüsse zu öffnen. Sie klappte den Sargdeckel zur Seite und ließ ihn achtlos zu Boden poltern. Rowlf trat neben sie, holte einen Sack hervor, den er zusammengefaltet unter dem Mantel getragen hatte, und warf ihn Sill zu.
    Robert Craven sah noch fast genauso aus wie vor drei Tagen, als er ihn aus Andara-House geholt hatte. Man hatte das Blut aus seinem Gesicht gewischt und versucht die schlimmsten Verletzungen mit etwas Rouge abzudecken, aber es war bei dem Versuch geblieben. Roberts Gesicht und Hände waren nicht einfach nur verletzt, sondern völlig zerstört. Er besaß keine Verwandten, die Wert darauf legten, ihn vor der Beisetzung noch einmal zu sehen, und der fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leichnam war so schrecklich zugerichtet, dass es wahrscheinlich sowieso unmöglich war, ihn auch nur halbwegs ansehnlich herzurichten, wie es vor einer Beerdigung üblich war. Deshalb hatte sich der Leichenbestatter darauf beschränkt, ihm einen schwarzen Anzug überzustreifen, und den Sarg auf Anweisung Dr. Grays, der die

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