Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Erledigung sämtlicher Formalitäten übernommen hatte, anschließend sofort verschlossen.
    Rowlf musste sein Entsetzen überwinden den Leichnam anzufassen, aus dem Sarg herauszuheben und in dem Sack zu verstauen, den Sill aufhielt. Nie war ihm etwas so schwer gefallen wie diese einfache Handlung.
    Ein zorniges Fauchen drang von außen zu ihnen herein. Gleich darauf brachte ein erneuter Hieb einen Teil der Mauer zum Einsturz. Die Bestie verdoppelte ihre Anstrengungen, ihrer doch noch habhaft zu werden. Möglicherweise konnte sie aus irgendeinem Grund nicht zu ihnen herein – aber sie konnte sehr wohl dafür sorgen, dass der Schutz, den ihnen der heilige Ort bot, bald nicht mehr da war – ganz einfach, weil der heilige Ort nicht mehr da war. Ein Hieb traf das Dach der Kapelle und ließ es zerbersten. Ziegel und zersplitterte Balken stürzten herab, aber da hatte sich Rowlf bereits den Sack über die Schulter geladen und rannte zusammen mit Sill auf das rückwärtige Portal zu. Es war nicht verschlossen, sondern lediglich von innen mit zwei Riegeln versperrt. Sill öffnete sie und sie hasteten ins Freie, nur Sekunden, bevor das Dach der Kapelle hinter ihnen mit urgewaltigem Krachen vollends einstürzte. Wären sie noch in der Kapelle gewesen, so wären sie unweigerlich zerschmettert worden.
    Innerhalb des Nebels, des wirbelnden Staubes und der herumfliegenden Trümmerteile zeichnete sich erneut für Bruchteile von Sekunden die titanische Gestalt ab, wieder nur zu kurz und zu verschwommen, als dass Rowlf sie wirklich erkennen konnte. Trotzdem blieb er stehen und sah noch einmal genauer hin.
    Das Ungeheuer musste gemerkt haben, dass ihm seine Opfer entwischt waren, denn es warf sich plötzlich mit doppelter Wut vor. Die gesamte Kapelle wankte, als sich ein titanischer schwarzer Schatten über ihr aufbäumte; nicht der Schatten eines Menschen, nicht einmal etwas, das irgendwie menschenähnlich gewesen wäre, sondern tatsächlich etwas wie eine riesige, hauslose, missgestaltete Schnecke.
    Und genau wie eine solche kroch es nun hinter ihnen her, plump und mit sonderbar pumpenden Bewegungen, aber erschreckend schnell. Es nahm den direkten, geraden Weg. Was vom Dach der Kapelle noch übrig geblieben war, das brach krachend zusammen, als das gewaltige Monstrum sich einfach darüber hinwegwälzte. Vermutlich rettete es ihnen damit das Leben, denn es berührte dabei den kleinen Glockenturm, der schräg über den eingesunkenen Dachbalken aufragte.
    Und im gleichen Moment, in dem einer seiner peitschenden Fühler das kleine Kreuz auf seiner Spitze streifte …
    Rowlf schloss geblendet die Augen, aber das Licht war so intensiv, dass er trotzdem sah, was passierte. Das Kreuz flammte in einem weißblauen, unerträglich hellen Schein auf. Ein hundertfach verästelter Blitz zuckte aus seiner Spitze und traf den aufgedunsenen Leib der Bestie. Ein furchtbares Zischen erscholl und eine Sekunde später zerriss ein Schrei voller unbeschreibbaren Schmerzes und unvorstellbarer Wut die Luft. Der Körper des Ungeheuers begann in einem grellen, blau und weiß und rot flackernden Licht zu glühen und plötzlich schossen Flammen in die Höhe.
    »Lauf!«, brüllte Sill und versetzte Rowlf einen Stoß.
    In einem weiten Bogen rannten sie um die zerstörte Kapelle herum. Das Feuer griff mit unglaublicher Schnelligkeit um sich und in das Prasseln der Flammen mischte sich ein immer lauter werdendes Zischen, als der Körper der Bestie in den heiligen Flammen verging. Mit ihr zerfiel die Kapelle zu Asche. So viel zum Thema unauffälliges Vorgehen, dachte Rowlf sarkastisch. Aber zumindest würde jetzt niemand mehr merken, dass Roberts Leichnam verschwunden war.
    Sie hielten nicht an, sondern rannten im Gegenteil noch schneller. Rücksichtslos trampelten sie über Grabreihen, die in dem dichten Nebel ohnehin kaum zu sehen waren. Sie konnten nur hoffen, dass die Richtung zum Tor ungefähr stimmte.
    Der Weg kam ihnen ungeheuer lang vor. Ein paar Mal sahen sie gehetzt zurück. Die stampfenden Schritte erklangen immer noch hinter ihnen, aber es war nichts zu entdecken.
    Schließlich stießen sie auf die äußere Mauer des Friedhofs. Sie waren ein wenig zu weit nach rechts geraten und rannten an der Mauer entlang in die andere Richtung. Und im gleichen Moment, in dem sie zwischen den Hälften hindurch auf die Straße eilten, veränderte sich ihre Umgebung erneut.
    Der dichte Nebel, der sie gerade noch eingehüllt hatte, verschwand von einem Augenblick zum

Weitere Kostenlose Bücher