Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein

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anderen. Als sie zurückschauten, lag selbst der Friedhof völlig frei vom Mondlicht beschienen da. Es gab nicht mehr die geringste Spur des Nebels. Er war einfach verschwunden.
    »Verschwinden wir von hier«, stieß Sill rau hervor.

5. September 1892

    Die Welt war jung und das Licht Sonne hatte noch kein Leben geboren, als sie von den Sternen kamen. Sie waren Götter. Gewaltige Wesen, unbeschreiblich und bar jeder Empfindung, die nicht Hass oder Tod war.
    Sie kamen auf den Wegen, die durch die Schatten führen, und setzten ihren Fuß auf eine Erde, die kahl und tot war, und sie nahmen sie in Besitz, wie sie zuvor auch schon Tausende von Welten in Besitz genommen hatten.
    Sie nannten sich selbst die GROSSEN ALTEN und sie waren finstere Wesen, deren Macht der von Göttern gleichkam, allen voran Cthulhu, der oktopoide Herr des Schreckens.
    Äonenlang herrschten sie über die Erde und schufen Geschöpfe aus verbotenem Protoplasma, widerwärtige Kreaturen, Shoggoten genannt, deren Gestalt sie nach Belieben formen konnten und die ihre Hände und Arme, ihre Beine und Augen wurden.
    Doch ihr blasphemisches Tun rief andere, mächtigere Wesen von den Sternen herbei, die ÄLTEREN GÖTTER, die seit Urzeiten über das Wohl und Wehe des Universums wachen. Sie mahnten die GROSSEN ALTEN, in ihrem Tun innezuhalten und nicht an der Schöpfung selbst zu rühren. Aber in ihrem Machtrausch missachteten die GROSSEN ALTEN die Warnung und lehnten sich gegen die ÄLTEREN GÖTTER auf.
    Es kam zum Krieg. Die Sonne selbst verdunkelte sich, als die Mächte des Lichts und die der Finsternis auf einander prallten. Die Erde brannte und der Krieg der Giganten verwüstete ihr Antlitz in einer einzigen feurigen Nacht.
    Schließlich siegten die Älteren Götter, aber nicht einmal ihre Macht reichte aus, die GROSSEN ALTEN zu vernichten, denn was nicht lebt, vermögen nicht einmal die Götter zu töten.
    Und so zwangen sie die GROSSEN ALTEN in das Reich zwischen den Dimensionen, wo sie keine Körper sind, sondern nur Geist. All die anderen Kreaturen wurden verstreut in alle Winde und verbannt in finstere Verliese jenseits der Wirklichkeit. Zwei Mal hundert Millionen Jahre sind seither vergangen. Und zweimal hundert Millionen Jahre warten die GROSSEN ALTEN auf ihre Wiederkehr. Warten auf den Tag, an dem sie ihre Kerker sprengen und ihre Herrschaft auf Erden neu beginnt.

    Im allerersten Moment hielt ich die Stimme für den Teil eines Traumes, den ich durchlebt hatte. Aber zugleich spürte ich, dass sie mehr war. Sie war in meinem Traum gewesen, eine dunkle, unheimliche Stimme, zu machtvoll und eindringlich, um nur die eines Menschen sein zu können, und etwas wie ein sphärischer, unirdischer Klang hatte sie begleitet. Zugleich aber hatte ich sie auch im Wachen gehört, noch Sekunden, nachdem ich mich in der Wirklichkeit des behaglich eingerichteten Krankenzimmers in Viktors Haus wiederfand. Zu dem neu erworbenen Wissen in meinem Kopf hatte sich die Gewissheit gesellt, dass diese Stimme mehr als eine Fieberphantasie und die Geschichte, die sie erzählte, mehr als ein Alb gewesen waren. Etwas von beidem wirkte auch jetzt noch in mir, wühlend wie ein Gift, eine ätzende Säure, die den Vorhang vor meinen Erinnerungen zu zerfressen versuchte, sodass ich einen Blick auf die verborgenen Bereiche dahinter werfen konnte. Eine Warnung. Ja, das und nichts anderes war es gewesen. Aber eine Warnung wovor? Und von wem?
    Ich sah mich im Zimmer um. Ich war allein; im Haus herrschte vollkommene Ruhe und ich fühlte mich keinen Deut besser oder auch nur kräftiger als die vorigen Male, als ich die Augen geöffnet hatte.
    Trotzdem vermochte ich mit einem Male nicht mehr still liegen zu bleiben. Eine schwer zu beschreibende Art von Unruhe hatte mich ergriffen, eine Nervosität, begleitet von dem immer intensiver werdenden Gefühl einer schrecklichen Gefahr, von der ich nicht einmal sicher war, dass sie mir galt.
    Für einige Augenblicke versuchte ich noch, das Durcheinander in meinem Inneren auf meinen körperlichen Zustand und meine Verwirrung und den Schrecken zu schieben, mit denen mich Viktors Geschichte erfüllt hatte. Aber es gelang mir nicht, denn ich spürte, dass das nicht der wahre Grund war.
    Zögernd versuchte ich mich aufzurichten und stellte zu meiner eigenen Überraschung fest, dass es mir ohne Schwierigkeiten gelang. Gestern (war es gestern gewesen? Ich wusste es nicht) hatte ich nicht einmal einen Finger rühren können, aber mein Körper