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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bin, gewisse … nennen wir es Manipulationen an der Zeit vorzunehmen.«
    Gray wirkte nicht im Mindesten überrascht. »Ja.«
    »Aber du weißt nicht, in welchem Umfang ich dazu in der Lage bin«, fuhr Howard fort. »Bis zu jenem Abend vor fünf Jahren wusste ich es selbst nicht. Rowlf und ich gingen in der Zeit zurück, um Robert zu retten oder wenigstens zu warnen, bevor Priscyllas böse Saat aufgehen konnte. Aber wir kamen zu spät. Doch eines konnte ich noch tun. Ich brachte seinen sterbenden Körper zurück in die Gegenwart und ich gab ihm all meine magische Kraft. Ich hielt die Zeit für ihn an.«
    »Wie bitte?«, fragte Gray. Hatte er Howard bisher zugehört und offensichtlich auch geglaubt, so machte sich nun doch ein deutlicher Ausdruck von Zweifel auf seinem Gesicht breit.
    »Ich tat genau das«, bestätigte Howard. »Sein Körper starb. Er war vielleicht noch Sekunden vom endgültigen Tod entfernt und so hielt ich die Zeit in jenem Augenblick an. Meine Hoffnung war – und ist – dass es Viktor in den letzten fünf Jahren gelungen ist, seine körperlichen Wunden so weit zu heilen, dass ich es wagen konnte, den Bann wieder zu lösen.«
    »Moment mal«, sagte Gray. »Du willst damit sagen, dass –«
    »- die letzten fünf Jahre und sechs Monate für Robert nicht existiert haben«, bestätigte Howard. »Für ihn ist kaum eine Sekunde vergangen. Er schläft eine Art ewigen Schlaf; ohne zu träumen, ohne zu atmen, ohne essen oder trinken zu müssen – und ohne zu altern. Oder zu sterben.«
    »Aber das ist … unglaublich«, murmelte Gray.
    »Und es hat all meine Kraft gekostet«, sagte Howard. »In jeder Sekunde jedes Tages der letzten Jahre. Das war der einzige Grund, aus dem ich immer wieder gebeten habe einen weiteren Aufschub zu erwirken, die Hinrichtung noch einmal hinauszuzögern. Wäre es anders gewesen, ich hätte es längst hinter mich gebracht.«
    »Und wenn du stirbst«, flüsterte Gray, »dann erlischt dein Zauber.«
    Howard nickte. »Ja. Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht. Ich weiß selbst nicht genau, was geschehen wird. Es ist gut möglich, dass das Zeitfeld auch über meinen Tod hinaus fortbesteht, zumindest noch eine ganze Weile; und Viktor ist auf seine Weise ein genialer Arzt. Du hast mir von den Fortschritten berichtet, die er mit der Heilung von Roberts Körpers gemacht hat, und das lässt mich hoffen, dass Robert von sich aus die Kraft findet zu erwachen und am Leben zu bleiben. Wenn nicht, so hätte ich endgültig versagt. Unsere Feinde hätten endgültig gewonnen und alles war umsonst. Weißt du, das ist das Schlimmste. Ich fürchte mich nicht mehr vor dem Tod. Ich habe nur Angst, dass meine Bemühungen nicht gereicht haben. Aber wenn doch«, schloss er, »dann sind Rowlf, Sill und du die Einzigen, die er noch hat. Ich bitte dich, von hier aus gleich zu Viktor zu fahren und nach Robert zu sehen.«
    »Das werde ich«, sagte Gray. Leise und in fast feierlichem Tonfall fügte er hinzu: »Ich gebe dir mein Wort, dass ich ihn beschützen und auf ihn Acht geben werde, als wäre er mein eigener Sohn.«
    Das habe ich auch versucht, mein Freund, dachte Howard. Aber es hat nicht gereicht.
    Er sprach es nicht laut aus, sondern lächelte dem grauhaarigen alten Anwalt zu, straffte plötzlich die Schultern und drehte sich zur Tür.
    »Komm«, sagte er. »Der Henker von London erwartet mich.«

 

     
     
    Die Ratte war so groß wie ein Airdale-Terrier und mindestens genauso angriffslustig, aber sie sah nicht halb so ansehnlich aus – und unglücklicherweise war sie nicht einmal annähernd so feige, wie es diese hysterischen Kläffer zumeist sind. Abgesehen von diesen Unterschieden zu den gestylten Luxus-Hündchen, die normalerweise von ebenso gestylten Luxusdamen an vergoldeten Leinen spazieren geführt wurden und alles anbellten, was größer als sie selbst war (und sich in sicherer Entfernung befand) gab es allerdings noch einen Unterschied: Airdale-Terrier pflegen im Allgemeinen einzeln aufzutreten.
    Die Ratte nicht.
    Sie hatte ein paar Kumpel mitgebracht; möglicherweise sogar ihre gesamte Familie. Genau konnte ich das nicht sagen – das Teilstück des Tunnels, das ich überblicken konnte, war nur zwanzig oder dreißig Fuß lang; alles, was dahinter lag, war in einer unangenehmen, irgendwie klebrigen Schwärze verborgen, die leer sein mochte, ebenso gut aber auch noch etliche Dutzend Onkel und Tanten des graubraunen Ungetüms enthalten konnte, die eigens aus Transsylvanien oder

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