Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
wurden die Erinnerungen übermächtig und ich glaubte mich noch einmal zurückversetzt in jene grauenhafte Nacht, sah das Feuer und hörte das Zischen der Blitze, sah, wie Priscyllas Hände die stählerne Tür des Safes durchstießen und das unsagbare … Ding herausholten, zu dem sich dessen Inhalt zusammengefügt hatte …
    Nur mit äußerster Mühe gelang es mir, die Bilder zurückzudrängen. Der Safe war leer, sein Inhalt so zerstört wie alles hier. Und ich war auch nicht seinetwegen gekommen. Mühsam löste ich meinen Blick von dem geschwärzten rechteckigen Loch in der Wand und suchte die Uhr.
    Sie war nicht mehr da.
    Natürlich hatte ich damit gerechnet, dass auch sie ein Raub der Flammen geworden war. Aber das war sie nicht. Jemand hatte sie weggebracht.
    Ihre Umrisse waren ganz deutlich in der steinhart zusammengebackenen Asche zu sehen, aber sie selbst war verschwunden.
    Ich spürte einen eisigen Schrecken. Die uralte Standuhr war alles andere als nur eine Uhr gewesen. Vielleicht war sie das sogar am allerwenigsten, denn ich konnte mich nicht erinnern, dass sie jemals die Zeit angezeigt hätte. Vielmehr hatte das Gehäuse eines der wenigen noch existierenden Tore der GROSSEN ALTEN beherbergt, einen Zugang zu dem unvorstellbaren Transportsystem jener dämonischen Rasse, das es dem Benutzer ermöglichte, im Bruchteil eines Augenblickes an beinahe jeden beliebigen Ort auf der Welt zu gelangen. Und vielleicht nicht nur auf dieser.
    Dass sie das Feuer überstanden hatte, überraschte mich zwar, wunderte mich aber im Grunde kaum; immerhin hatten die Kräfte, die das Tor beschützten, es mehr als zweihundert Millionen Jahre lang gegen alle Naturgewalten und den Zugriff der Zeit gefeit. Vielleicht gab es im ganzen Universum keine Gewalt, die dieses Tor zu zerstören imstande war.
    Was mich erschreckte, war der Umstand, dass jemand die Uhr weggenommen hatte – und das, wie die Abdrücke in der Asche bewiesen, vor nicht einmal allzu langer Zeit, vielleicht sogar erst vor Tagen. Es bestand eine kleine Chance, dass es Howard oder einer seiner Freunde gewesen war, die um die Gefährlichkeit dieser vermeintlichen Standuhr wussten. Doch wenn nicht … Der bloße Gedanke an das, was diese Uhr in den falschen Händen anzurichten vermochte, jagte mir schon einen eisigen Schauer über den Rücken.
    Ein Geräusch drang in meine Gedanken. Es war sehr leise, gerade noch an der Grenze des überhaupt noch Wahrnehmbaren, und in jeder anderen Umgebung hätte ich es wahrscheinlich überhört. Hier aber, an diesem Ort des Todes, wirkte jeder noch so winzige Laut störend und falsch, und so fuhr ich auf der Stelle herum – und sah mich zwei Burschen in zerschlissenen Kleidern gegenüber, die kaum drei Schritte hinter mir standen und mich misstrauisch beäugten. Einer hielt einen kurzen Knüppel in der Hand, der andere eine Pistole, deren Lauf auf meinen Magen gerichtet war. Sie sahen Jack und Shorty nicht einmal ähnlich und trotzdem spürte ich sofort, dass ich es mit Männern des gleichen Schlages zu tun hatte. Automatisch sah ich mich nach einer Waffe um.
    Aber der Bursche mit der Pistole kam mir zuvor. Eine Sekunde lang sah er mich noch durchdringend an, doch dann senkte er seine Waffe und in seinen Augen erschien ein sonderbares Lächeln, das ich im ersten Moment nicht verstand.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, Mr. Craven«, sagte er. »Wir stehen auf Ihrer Seite.«

 
    »Im Gefängnis herrschte das totale Chaos«, berichtete Gray. Er hatte eine Ersatzbrille aufgesetzt, die seinem Gesicht ein noch eulenhafteres Aussehen verlieh, als es ohnehin der Fall war. »Und bei Scotland Yard nicht weniger. Ich bin nur froh, dass ich mich überhaupt absetzen konnte. Eine Weile hatte ich fast das Gefühl, als hätten Langston und ein paar andere am liebsten mich an deiner Stelle aufgehängt.« Er zog eine Grimasse. »Vor allem Cohen hat getobt. Er hat wohl mitbekommen, dass ich es war, der ihn niedergeschlagen hat, und er war nahe dran, mich wegen Fluchthilfe einzusperren.« Nach einer Sekunde fügte er hinzu. »Wahrscheinlich wird er es noch nachholen.«
    Sie saßen zusammen mit Mary Winden und Rowlf bereits seit gut zwei Stunden im Salon von Grays Haus, das sich nicht sehr weit von der Villa der Frankensteins erhob. Vor den Fenstern begann es allmählich zu dämmern. Das schlechte Wetter hatte es den ganzen Tag über nicht richtig hell werden lassen und es wurde noch früher dunkel, als für diese Jahreszeit üblich. Und obwohl Mary

Weitere Kostenlose Bücher