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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schultern.
    »Deine … Leibwächterin?« Howard blinzelte.
    »Ich störe eure Wiedersehensfreude ja nur ungern«, mischte sich Dr. Gray, der dritte Ankömmling, ein. Sein Brillengestell saß ihm schief auf der Nase. Es war zerbrochen und nur notdürftig mit etwas Schnur geflickt worden. Ein Spinnennetz von Sprüngen zog sich durch eines der Gläser. »Aber vielleicht können wir erst einmal ein paar wichtigere Punkte klären. Was ist hier passiert? Und wo sind Viktor und Robert?«
    Leibwächterin?, dachte Howard verwirrt. Er bedachte Rowlf und die schwarzäugige Araberin mit einem völlig verstörten Blick. Wie es aussah, hatte er mehr verpasst als knapp siebzehnhundert Ausgaben der Times.
    Aber das hatte Zeit bis später. Howard wurde schlagartig wieder ernst. »Viktor liegt da hinten. Er ist ziemlich schwer verletzt und muss unbedingt ins Hospital gebracht werden«, sagte er. »Und Robert …«
    Er machte eine kurze Pause. Ein gequälter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er dann, fast unhörbar. »Er ist verschwunden.«
     
    Der Himmel war grau und tief und die Wolken, die eine fast geschlossene Decke bildeten, sahen aus wie eine Skulptur aus mattem Blei, deren Gewicht man beinahe körperlich spüren konnte. Es war sehr kalt und aus dem leichten Nieselregen, der mich nach meinem Aufstieg aus der Londoner Unterwelt empfangen hatte, war mittlerweile ein ausgewachsener Wolkenbruch geworden. Der Himmel schien sämtliche Schleusen geöffnet zu haben. In den Rinnsteinen gurgelten winzige Wildwasserbäche und die Gullys waren kaum mehr in der Lage, die Wassermassen aufzunehmen. Die wenigen Menschen, denen ich auf dem Weg hierher überhaupt noch begegnet war, hasteten mit hochgeschlagenem Mantelkragen oder tief unter ihre Schirme geduckt einher.
    Von alledem jedoch hatte ich kaum Notiz genommen. Ich spürte auch die Kälte nicht oder den eisigen Wind, den mir der Regen ins Gesicht peitschte. Ich stand seit fast zwanzig Minuten einfach da, hoch aufgerichtet und reglos, und wenn ich in dieser Zeit überhaupt einen klaren Gedanken fasste, so lief dieser auf einer meinem direkten Zugriff entzogenen Ebene ab.
    Ich stand da und starrte die Ruine an.
    Ich war zu Hause. Meine Schritte hatten mich – fast ohne mein eigenes Zutun – hierher geführt, zum Ashton Place Nummer 9, dem Grundstück, auf dem sich Andara-House befunden hatte, das Haus meines Vaters, das nach dessen Tod auch zu meinem Zuhause geworden war.
    Es war zerstört. Aus dem ehemals prachtvollen Herrenhaus war eine verkohlte Ruine geworden.
    Aber das war es nicht, was mich so erschüttert hatte.
    Ich erinnerte mich jetzt.
    Ich erinnerte mich an alles.
    Es war der Anblick dieses Hauses gewesen, der die Erinnerung ausgelöst hatte, der Anblick der brandgeschwärzten, verkohlten Wände, der ausgebrannten Fenster und verkohlten Dachsparren, die Erinnerung an das Feuer, die Flammen, das grausam helle Licht und Priscylla …
    Ich wusste jetzt alles. Meine Jugend in New York, das Zusammentreffen mit Roderick Andara, der sich später, im Augenblick des Todes erst, als mein Vater zu erkennen gab, die Erkenntnis, wer und vor allem was ich wirklich war, mein erstes Zusammentreffen mit Priscylla und Necron; der schier aussichtslose Kampf mit dem uralten Hexenmeister und schließlich der triumphale Sieg. Howard. Rowlf. Sill el Mot und all die anderen; und schließlich meine Hochzeit mit Priscylla, nach einem schier aussichtslosen, jahrelangen Kampf endlich der Moment des größten Triumphes, der zum Augenblick meiner größten Niederlage werden sollte. Dies alles wirbelte in chaotischen Bildern hinter meiner Stirn, entsetzlich, lähmend, grausam. Wie lange stand ich da und durchlebte die letzten Stunden immer und immer wieder? Die letzten Minuten, in denen ich begriffen hatte, wie grausam ich mich getäuscht hatte, wie perfide der Betrug und wie gewaltig der Plan, den die GROSSEN ALTEN schon vor Jahren eingefädelt hatten? Zehn Mal? Hundert Mal? Ich wusste es nicht. Ich spürte weder die Kälte noch die Tränen, die mir über die Wangen liefen. Ich sah das Feuer, hörte Priscyllas triumphierendes Lachen und das Prasseln der Flammen, fühlte den grausamen Schmerz mit dem sie sich in mein Fleisch brannten und jenen anderen, unendlich größeren Schmerz, mit dem sich das Wissen um Priscyllas Verrat in meine Seele fraß. Priscylla war nicht Priscylla gewesen. Sie war niemals sie gewesen, sondern stets nur ein … Ding, ein Werkzeug, das nur zu

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