Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
eingesteckt hatte. Er nahm eine der Zigarren zwischen die Lippen, kramte ein Streichholz hervor und sah sich nach einer passenden Stelle um, es anzureißen.
Vor ihm ragte einer der Trümmerberge in die Höhe. Howard ging hin, riss das Zündholz an – und erstarrte.
Deutlich konnte er auf den Gesteinsbrocken Spuren entdecken. Jemand war auf den Trümmern herumgeklettert, offenbar in den ersten Stock hinaufgestiegen!
Eine wilde Hoffnung erfüllte Howard. Vielleicht hatte Robert sich dort oben …
Ohne einen Moment länger zu zögern, schwang sich Howard auf einen der größeren Brocken und stieg weiter in die Höhe, bis er das obere Geschoss erreicht hatte. Es ging sogar wesentlich leichter, als er erwartet hatte. Auch hier waren deutlich Spuren in der Ruß-, Asche- und Staubschicht zu erkennen, die den Boden bedeckte, doch erkannte er nun auch, dass es sich um die Spuren mehrere Personen handelte.
Und sie führten auf die ehemalige Bibliothek zu. Den Raum, in dem es geendet hatte.
Er war so zerstört wie alles hier. Die Wände waren geschwärzt und zum Teil unter der furchtbaren Hitze geborsten, Möbel, Regale und Bücher einfach verschwunden. Aber für ihn war dieser Raum lebendig, und wieder – und ungleich stärker als gerade – drohten ihn die Erinnerungen zu übermannen. Er sah zuckende Flammen, hörte das Tosen des zusammenbrechenden Hauses, sah Priscyllas hassverzerrtes Gesicht …
Von Robert war nichts zu entdecken, aber dafür nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Mit einem Ruck drehte er sich wieder herum.
Gray stand hinter ihm; vermutlich schon eine ganze Weile. Er sah ihn an und Howard las in seinen Augen, dass er sehr genau spürte, was in ihm vorging.
»Hier ist es passiert, nicht?«, fragte Gray leise.
Howard nickte. Er wollte etwas sagen, aber seine Stimme verweigerte ihm den Dienst. Plötzlich hielt er Grays Blick nicht mehr länger stand. Er drehte sich abermals um, zögerte noch eine Sekunde und trat dann endgültig in die ehemalige Bibliothek hinein. Gray folgte ihm, wenn auch erst nach einem spürbaren Zögern.
Howard wich seinem Blick aus. Er wollte jetzt nicht reden, nicht mit Gray, nicht mit irgendjemandem, und schon gar nicht über das, was hier geschehen war. Er wollte …
Der Anblick traf ihn wie ein Schlag und er reagierte, als hätte er einen solchen erhalten: Howard fuhr so heftig zusammen, dass selbst Gray erschrocken die Augen aufriss und sich hastig umsah.
»Was ist?«, fragte er.
»Die Uhr!« Howard deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Ecke neben dem Fenster, in der die Standuhr gewesen war. »Die Uhr ist verschwunden! Wo …« Er fuhr auf dem Absatz herum und starrte Gray aus weit aufgerissenen Augen an. »Hast du sie wegbringen lassen?«
Gray schüttelte wortlos den Kopf. Trotz des schlechten Lichtes, das hier drinnen herrschte, konnte Howard sehen, wie sein Gesicht alle Farbe verlor.
»Aber das … das ist vollkommen unmöglich«, stammelte Howard. »Niemand … niemand hätte diese Uhr auch nur anrühren können!«
»Vielleicht ist ihr Zauber erloschen«, sagte Gray. Die Worte hörten sich nach genau dem an, was sie waren: einem verzweifelten Strohhalm, nach dem er griff, um nicht zugeben zu müssen, was wirklich geschehen war.
Howard antwortete auch gar nicht darauf. Langsam näherte er sich der Stelle, an der die vermeintliche Standuhr gestanden hatte, solange es dieses Haus gab. Ihr Abdruck war noch deutlich auf dem Boden zu sehen. Es konnte noch nicht lange her sein, dass sie weggeschafft worden war. Zögernd streckte er die Hand aus, aber er führte die Bewegung nicht einmal ganz zu Ende.
»Was hast du?« fragte Gray.
Howard schwieg. Seine Hand verharrte reglos in der Luft, Millimeter vor der Stelle, an der die Uhr gewesen war, und …
»Sie ist noch da«, murmelte Howard.
»Wie?«, fragte Gray verwirrt.
»Die Uhr«, murmelte Howard. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. Schweiß erschien auf seiner Stirn, obwohl es hier drinnen bitter kalt war. »Sie ist … noch da.«
Gray sah ihn zweifelnd an. Aber er sagte nichts, sondern reagierte so pragmatisch, wie es von einem Mann wie ihm zu erwarten war: Mit einem raschen Schritt trat er an Howards Seite und fuhr mit einer weit ausholenden Handbewegung durch die Luft; dort, wo ganz eindeutig keine Standuhr mehr war. Er schwieg auch weiter, aber der Blick, mit dem er Howard bedachte, sprach Bände.
»Sie ist noch da«, beharrte Howard. »Ich … ich kann sie spüren. Sie ist immer noch
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