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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Bewusstsein zu verlieren und auf die eine oder andere (aber ausnahmslos unangenehme) Weise wieder zu erwachen. Aber so schlimm wie jetzt war es noch nicht gewesen. Zwar lag ich weder mit dem Gesicht in stinkendem Abwasser, noch sah ich mich einer angriffslustigen Ratte gegenüber oder wurde von einem Kerl durchgeschüttelt, der unbedingt herausfinden wollte, was ich zum Frühstück gehabt hatte, doch ich erwachte in der sicheren Gewissheit, nun endgültig gestorben zu sein. Und offensichtlich war diesmal niemand dagewesen, der dem Tod im letzten Moment ein Schnippchen schlug und mich zurückholte.
    Ich befand mich in der Hölle. Ein rotes, flackerndes, unheimliches Licht umgab mich und die Luft war heiß und stickig und stank so durchdringend nach Schwefel und Feuer, dass jeder Atemzug zur Qual wurde. Ich lag auf rauem, auf eine unangenehme Weise warmem Fels und auch über meinem Kopf erhob sich eine unregelmäßig gewölbte Decke aus grau-schwarzem Stein, auf den das flackernde Licht unheimliche Schatten warf. Und nur ein paar Schritte vor mir standen gleich ein halbes Dutzend Teufel, komplett mit Hörnern, Schwanz und den langen Gabeln, mit denen sie Jagd auf verlorene Seelen machten. Aus rot glühenden Augen starrten sie auf mich herab.
    Ich versuchte mich zu bewegen, aber es blieb bei dem Versuch – ein grässlicher Schmerz zuckte durch meine Beine und ich hatte das Gefühl, durch beide Füße hindurch bis zu den Knien gepfählt zu werden. Ich krümmte mich vor Pein, schluckte aus einem mir selbst nicht ganz verständlichen Stolz heraus aber jeden Schmerzlaut herunter und löste meinen Blick endlich von dem halben Dutzend Teufel, um auf meine Beine herabzusehen.
    »Sie sind nicht gebrochen, Mr. Craven.«
    Überrascht sah ich auf. Eine der in blutfarbenes Rot gehüllten Gestalten war aus ihrer Starre erwacht und einen Schritt auf mich zu getreten. Ich sah jetzt, dass mein allererster Eindruck nicht ganz richtig gewesen war: Das unheimliche Rot war die Farbe eines weit geschnittenen Umhanges, den der Mann trug und der seine Gestalt vom Hals bis zu den Füßen verhüllte. Was ich für Hörner gehalten hatte, entpuppte sich als eine Art Diadem, das tief auf seiner Stirn saß, aber von so unheimlichem Aussehen war, dass ich es vorzog, es nicht genauer zu studieren. Der vermeintliche Schwanz war eine gut drei Meter lange Schleppe, die er raschelnd hinter sich herzog, und die Mistgabel schließlich wurde auf den zweiten Blick zu etwas, das die Albtraumversion eines Bischofsstabes sein musste; ein knotiger, zwei Meter hoher Stock mit einem fein aus goldfarbenem Metall herausziselierten Ziegenschädel, dessen übergroße Hörner wie Schneckenhäuser gewunden waren. Vielleicht war mein allererster Eindruck doch nicht richtig gewesen und ich war weder tot noch befand ich mich in der Hölle. Allerdings war ich nicht völlig davon überzeugt, damit wirklich einen guten Tausch gemacht zu haben.
    »Sie haben Glück gehabt, Mr. Craven«, fuhr der Mann fort. »Aber dieser Sprung war ziemlich leichtsinnig. Sie hätten sich den Hals brechen können.«
    Er war jetzt so nahe gekommen, dass ich eigentlich sein Gesicht hätte erkennen können – hätte er eines gehabt. Aber dort, wo sich unter dem Diadem sein Gesicht befinden sollte, war nur eine glatte, goldfarbene Maske aus Metall mit zwei schmalen Öffnungen für die Augen und einem feinmaschigen Gitter vor dem Mund, durch das er sprach. Trotzdem klang seine Stimme, als dränge sie vom Grunde eines zu groß geratenen Kochtopfes empor.
    Mein Gegenüber ließ mir ausreichend Zeit, sein nicht vorhandenes Gesicht zu studieren, dann trat er einen weiteren Schritt auf mich zu und streckte die Hand aus. Wie sein ganzer Körper war sie von roter Seide verhüllt, die einen höchst sonderbar geformten Handschuh bildete. Die Finger waren miteinander verbunden, sodass er sie kaum bewegen konnte und es aussah, als spannten sich blutrote Schwimmhäute dazwischen. Ganz instinktiv schrak ich davor zurück, diese Hand zu berühren, und mein Gegenüber schien meine Gefühle wohl zu erahnen, denn er zog die Hand nach einer Sekunde wieder zurück. Vielleicht hatte ich mein Gesicht auch nicht so gut unter Kontrolle, wie ich glaubte.
    Ich versuchte aus eigener Kraft aufzustehen und beim vierten Ansatz gelang es mir sogar. Meine Füße fühlten sich immer noch so an, als wäre ich versehentlich in die Pantinen eines Fakirs geschlüpft, aber ich stand aus eigener Kraft; wenn auch mit zusammengebissenen

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