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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Zähnen und äußerster Mühe.
    Mein Gegenüber musterte mich durch die schmalen Sehschlitze seiner Maske hindurch. Seine Augen glitzerten und sie sahen irgendwie … sonderbar aus. Erschreckend. Fremd. Und im gleichen Augenblick auf eine unheimliche, unangenehme Weise vertraut. Ich wusste plötzlich, dass ich diesem Mann – oder jemandem wie ihm – schon einmal begegnet war. Ich wusste nur nicht, wann und wo.
    »Wer sind Sie?«, fragte ich. »Wo bin ich hier?« Zumindest die zweite Frage war nur zu berechtigt. Ich war zwar in den Keller meines Hauses am Ashton Place hinabgestürzt, aber der Ort, an dem ich aufgewacht war, war mir gänzlich unbekannt. Es war eine Höhle, die tief unter der Erde liegen musste. Man konnte das ungeheure Gewicht der Fels- und Erdmassen direkt spüren. Erneut fiel mir die unangenehme Wärme auf und der Geruch. Natürlich stank es nicht nach Schwefel, aber was mir in die Nase stieg, roch kaum weniger unangenehm. Verbrannter Fels. Verbranntes Fleisch. Ja, sogar verbrannte Luft. Und zugleich – und das machte die Sache völlig absurd – glaubte ich einen ganz schwachen Fischgeruch wahrzunehmen.
    »Sie sind in Sicherheit, Mr. Craven«, antwortete mein Gegenüber, ohne meine wirklichen Fragen indes zu beantworten. »Das Geschöpf, vor dem Sie geflohen sind, wird Ihnen hier nichts zuleide tun.«
    »Aha«, sagte ich. Ich starrte die Augen hinter der goldenen Maske noch einen Herzschlag lang an, aber sie blieben so kalt und ausdruckslos wie die eines Fisches und schließlich löste ich meinen Blick von ihnen und besah mir die anderen Gestalten etwas genauer.
    Sie waren wie der Mann vor mir gekleidet, aber es gab Unterschiede. Ihre Diademe waren kleiner und nicht aus purem Gold, sondern aus schwarzem Eisen oder vielleicht auch Holz, und auch die Stäbe, auf die sie sich stützten, waren nur verkleinerte, einfachere Ausführungen des Widderstabes, den die Gestalt mit der Goldmaske in der Hand trug. Der größte Unterschied aber waren die Gesichter, denn anders als er war das halbe Dutzend Männer nicht maskiert.
    Trotzdem schauderte ich, als ich in ihre Augen sah. Vielleicht lag es an dem roten Licht, vielleicht an der Furcht, die immer stärker von mir Besitz zu ergreifen begann – aber ich hatte nicht das Gefühl, in die Augen lebender Menschen zu blicken. Das halbe Dutzend Männer starrte mich an und gleichzeitig schienen sie mich nicht zu sehen. Ihre Augen waren leer.
    »Wo bin ich hier?«, wiederholte ich noch einmal und nun in sehr scharfem, herausforderndem Ton. »Wer sind Sie und was hat das alles zu bedeuten?«
    »Mein Name ist Crowley«, antwortete mein Gegenüber. »Für den Moment mag das genügen.«
    »Nein«, antwortete ich. »Das genügt mir ganz und gar nicht, Mr. Crowley. Anscheinend haben Sie und Ihre Freunde mich gerettet und dafür bin ich Ihnen dankbar, aber –«
    »Sie werden alles erfahren, Mr. Craven«, unterbrach mich Crowley. »Kommen Sie einfach mit. Wenn Sie sehen, was ich Ihnen zeigen werde, erspart uns das eine Menge überflüssiger Erklärungen.«
    Er machte eine auffordernde Handbewegung, aber ich rührte mich nicht. Ganz plötzlich wusste ich, dass ich mich nicht unter Freunden befand. Ich war dem Shoggoten, der das Haus am Ashton Place überfallen hatte, entkommen – aber ich hatte das immer sicherere Gefühl, vom Regen in die Traufe geraten zu sein.
    »Nein«, sagte ich noch einmal. »Ich verlange ein paar Erklärungen von Ihnen, Mr. Crowley. Vorher rühre ich mich nicht von der Stelle.«
    Crowley maß mich noch eine Sekunde aus seinen kalten Augen, dann deutete er ein Kopfnicken an und trat einen halben Schritt zurück. »Wie Sie wollen«, sagte er. Die Worte klangen fast ein wenig bedauernd. Er wich einen weiteren Schritt zurück, machte eine Handbewegung und plötzlich traten zwei der anderen Rotgekleideten auf mich zu.
    Ich wog blitzschnell meine Chancen ab, mich auf eine körperliche Auseinandersetzung mit ihnen einzulassen. Das Ergebnis, zu dem ich kam, begeisterte mich nicht sehr. Zwar war mit meinen Erinnerungen auch das Wissen um die diversen Arten der Selbstverteidigung zurückgekehrt, die ich in den letzten Jahren auf Howards Anraten hin erlernt hatte, und unter normalen Umständen hätte ich mir durchaus zugetraut, mit den beiden Burschen fertig zu werden. Aber zum einen hatte ich kaum die Kraft, mich auf den Beinen zu halten, und zum anderen waren die Umstände nun einmal nicht normal. Und selbst wenn es mir gelänge, die beiden Männer zu

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