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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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um. Auch jetzt, als ich die Halle zur Gänze überblicken konnte, entdeckte ich nicht eine Spur von menschlichem oder sonstigem Leben, aber die riesigen Maschinenungetüme kamen mir mit einem Male noch viel riesiger und noch viel unheimlicher vor. Eine Sekunde lang überlegte ich ernsthaft, ob ich es hier vielleicht mit Erzeugnissen der GROSSEN ALTEN zu tun hätte, verwarf den Gedanken dann aber sofort wieder. Maschinen gehörten nicht zu den Dingen, deren sich die Ungeheuer aus der Vergangenheit bedienten. Zum ersten Mal – und obgleich der Moment dafür denkbar ungeeignet schien, sehr ernsthaft – stellte ich mir die Frage, ob sich ihre Kultur auf einem Niveau befand, das noch keine Technologie kannte, oder ob sie das Zeitalter der Maschinen und Apparaturen bereits hinter sich gelassen und in eine andere, schrecklichere Epoche getreten war. Aber ich verscheuchte den Gedanken sehr schnell wieder.
    Ich winkte Tom heran und er trat in die Halle und wortlos an mir vorbei, um wieder die Führung zu übernehmen. Mir war nicht sehr wohl dabei, aber ich sagte mir, dass er sich hier sehr viel besser auskennen musste als ich. Außerdem hatte ich mein Leben, ob es mir gefiel oder nicht, bereits in seine Hände gelegt.
    Wir bewegten uns dicht an der Wand der Halle entlang und als wir ihr südliches Ende bereits erreicht hatten, hörte ich ganz leise Stimmen. Tom offensichtlich auch, denn er blieb stehen und machte eine warnende Handbewegung; einen Augenblick später trat er mit einigen Schritten dicht an eine der Maschinen heran und gestikulierte mir zu, dasselbe zu tun. Ich gehorchte und wir bewegten uns nahezu zentimeterweise weiter, bis wir die Ecke des gewaltigen, rostroten Metallblockes erreicht hatten und herumspähen konnten.
    Ich sah Schatten, einige Gestalten, die irgendetwas taten und hörte Gemurmel. Aber ich konnte weder erkennen, wer sie waren, noch was sie taten oder sprachen. Wir mussten näher heran. Ich gab Tom dies mit Gesten zu verstehen und er nickte abermals, deutete in die entgegengesetzte Richtung und huschte nahezu lautlos an mir vorbei. Von einem immer stärker werdenden unguten Gefühl erfüllt folgte ich ihm.
    Wir bewegten uns durch ein regelrechtes Labyrinth von schmalen Zwischenräumen, Gängen und rostigen Pfaden, die zwischen den roten Maschinengiganten hindurchführten. Endlich blieb Tom wieder stehen und deutete vor sich. Ich trat an seine Seite, ließ mich in die Hocke sinken und spähte durch einen schmalen Spalt in der metallenen Wand vor mir, auf den er deutete.
    Fast wünschte ich mir, es nicht getan zu haben.
    Wir mussten uns ein Stück in die Höhe bewegt haben, ohne dass es mir selbst aufgefallen war, denn ich blickte auf die furchtbare Szene herab, die sich auf dieser Seite der Halle abspielte. Hennessey – das groteske, verkrüppelte Ding, in das sich Hennessey verwandelt hatte – stand mit dem Rücken zu mir und erhobenen Armen da und aus seinem Froschmaul sprudelte ein Schwall gutturaler, feucht klingender Laute hervor, die ich mich im ersten Moment einfach weigerte, als Worte zu akzeptieren.
    Aber sie mussten es wohl sein, denn die knapp zwei Dutzend Kinder – ohne dass ich sie hätte zählen müssen, wusste ich, dass es neunzehn waren –, die sich im Halbkreis vor ihm aufgestellt hatten, wiederholten diese furchtbaren Geräusche, soweit es ihre menschlichen Stimmbänder und Kehlen zuließen, und auch sie hatten die Arme in einer beschwörenden Geste erhoben, waren aber zugleich auf die Knie herabgesunken, wie Jünger eines amphibischen Gottes, die ihren Herrn anbeteten. Das aber war es nicht einmal, was mich derart entsetzte, dass ich nur noch mit Mühe einen Schrei zu unterdrücken vermochte; obgleich der Anblick allein schrecklich genug war.
    Viel schlimmer war der Anblick des schwarzen, spinnennetzähnlichen Gewebes, das den Boden bedeckte, so weit ich sehen konnte. Das Gewebe schien vielmehr aus als über den Boden gekrochen zu sein und es war nicht still, sondern auf furchtbare Weise lebendig. Die einzelnen Fäden bewegten sich nicht wirklich und doch schien etwas wie ein zuckendes, kriechendes Wogen und Gleiten da zu sein, das man mit Blicken nicht wirklich erfassen konnte. Fast, als höre es jedesmal sofort wieder auf, wenn man versuchte es genauer zu betrachten.
    Das Schrecklichste aber waren die Kinder. Sie hockten inmitten dieser grauenhaften Masse und ich sah, wie sich dünne, tastende Fühler aus dem Netz heraus und zu ihnen emporreckten. Einige krochen in ihre

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