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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hinter ihm befand. Es machte mich über die Maßen nervös, nicht sehen zu können, wohin wir gingen, zumal mir immer mehr Zweifel an der Zuverlässigkeit meines Scouts kamen. Außerdem spürte ich, dass in der grauen Dämmerung ringsum etwas war. Vermutlich war es nur die gleiche Art von Gefühl, die ich die ganze Zeit über gehabt hatte, seit wir in Brandersgate angekommen waren; nämlich die Nähe meines alten Feindes, die ich spürte. Aber zu all dem kam nun noch eine höchst subtile Gefahr: nämlich die, dass sowohl Tom als auch ich ununterbrochen über irgendetwas stolperten, gegen irgendetwas stießen oder im Dunkeln vor irgendein Hindernis rannten, das polternd umfiel. Wenn es das war, was Tom unter anschleichen verstand, dann wollte ich lieber nicht in seiner Nähe sein, wenn er jede Vorsicht fallen ließ. Ich hatte schon jetzt das Gefühl, dass wir uns wie die sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen benahmen. Hennessey und die anderen mussten schon taub sein, wenn sie uns nicht hören sollten.
    Aber offensichtlich waren sie es, denn obwohl wir gut zehn Minuten durch ein wahres Labyrinth von Gängen, leer stehenden Räumen und über Treppen stolperten und dabei einen Lärm vollführten, der ein ganzes Bataillon betrunkener Highlander samt dazugehöriger Dudelsackkapelle vor Neid hätte erblassen lassen, blieben wir unbehelligt. Schließlich blieb Tom stehen (ich prallte prompt gegen ihn und wäre um ein Haar gestürzt), gebot mir mit einer in diesem Moment geradezu lächerlich anmutenden Geste still zu sein und deutete mit der anderen Hand auf eine Tür, die sich irgendwo in den Schatten vor uns abzeichnete. Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte (und war ziemlich sicher, dass er es nicht verstand), wartete ein paar Sekunden lang vergeblich darauf, dass er weiterging, und bewegte mich schließlich an ihm vorbei.
    Die Tür war verschlossen, aber wie alles hier von der Zeit und dem Verfall zernagt, sodass es genug Lücken und Spalten gab, durch die ich hindurchsehen konnte. Auf der anderen Seite lag eine überraschend große, überraschend helle Halle, deren Boden mit dem üblichen Schutt und Unrat bedeckt war, in der sich aber – ganz wie Tom gesagt hatte – eine Anzahl uralter, zyklopischer Maschinen erhoben. Ihr Sinn wurde mir nicht klar, obwohl ich sie eine ganze Weile intensiv betrachtete. Jedenfalls kamen sie mir nicht wie Apparaturen vor, die man in einem Sägewerk erwartete. Aber von Hennessey, den Kindern oder gar Cohen war keine Spur zu sehen.
    Schließlich drehte ich mich wieder zu Tom herum und warf ihm einen fragenden Blick zu. »Sie sind auf der anderen Seite«, flüsterte er.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, gab ich ebenso leise zurück.
    »Sie sind immer dort«, behauptete er kopfschüttelnd. »Sie treffen sich oft hier. Immer nachts. Barney hat es mir gesagt. Wahrscheinlich«, fügte er nach einer Sekunde und mit veränderter Stimme hinzu, die mir abrupt wieder in Erinnerung rief, mit wem ich es zu tun hatte, »haben sie die ganze Zeit alles vorbereitet, um den Wagen zu verstecken.«
    »Wahrscheinlich«, sagte ich und drehte mich wieder zur Tür um. Ich ließ einige weitere Sekunden verstreichen, indem ich erneut und aufmerksam durch die Ritzen spähte, dann gestand ich mir ein, dass wir, ohne ein gewisses Risiko einzugehen, wohl nicht weiterkamen. Ich versuchte die Tür zu öffnen. Es ging nicht. Sie war verschlossen. Aber ich schrak auch davor zurück, sie mit Gewalt zu öffnen, wie Tom es vorhin getan hatte, denn in der Halle auf der anderen Seite war es vollkommen still; jeder Laut musste überdeutlich und sehr weit zu hören sein.
    »Haben Sie ein Messer?«, fragte ich.
    Tom nickte, griff in die Tasche seiner abgewetzten schwarzen Jacke und zog ein gewaltiges Klappmesser hervor. Das metallische Klicken, mit dem er die Klinge herausschnappen ließ, dröhnte in meinen Ohren wie ein Kanonenschuss. Ich nahm das Messer entgegen, ließ mich vor der Tür in die Hocke sinken und versuchte die Klinge durch eine der schmalen Spalten im Holz zu schieben, um den Riegel auf der anderen Seite zu erreichen. Es gelang mir erstaunlich rasch. Beinahe lautlos schob ich ihn hoch und die Tür schwang gehorsam auf – fast schneller, als ich es wollte, sodass ich hastig Zugriff und sie festhielt, ehe sie etwa ganz aufschwingen und drinnen mit einem verräterischen Laut gegen die Wand prallen konnte.
    Ich gab Tom sein Messer zurück, trat als Erster und geduckt durch die Tür und sah mich

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