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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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im Wald und später zusammen mit Tom erlebt hatte. Cohen hörte mir schweigend zu. Auf seinem Gesicht zeigte sich nicht einmal dann Verwirrung oder die übliche Skepsis, als ich von dem Netz und dem erzählte, was es Toms Pferd und der Kutsche angetan hatte. Vermutlich hatte er auf dem Weg hierher genug gesehen, um endgültig zu begreifen, dass wir es hier mit allem anderen als gewöhnlichen Kriminellen zu tun hatten.
    »Wir müssen weg hier, Cohen«, schloss ich meine hastige Erzählung. Ich machte eine Geste auf die Tür hinter mir. »Ich weiß nicht, was sie da tun oder wie lange es dauert. Aber was immer es ist, sobald sie damit fertig sind, werden sie herkommen, und bis dahin sollten wir nicht mehr hier sein.«
    Cohen sah mich nur ernst an. »Und wohin wollen Sie gehen?«, fragte er.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie haben es selbst gesagt, Robert – dieses … Etwas schließt die ganze Stadt ein. Und wenn es stimmt, dass eine bloße Berührung ausreicht, um davon umgebracht zu werden, sehe ich in einer Flucht nicht allzu viel Sinn.«
    »Irgendwie kommen wir schon raus«, sagte ich. »Sie können diese Stadt nicht ewig von der Außenwelt abschließen. Wenn es keinen anderen Weg gibt, müssen wir versuchen, den Zug anzuhalten. Dieses Ding wird kaum in der Lage sein, einen kompletten Eisenbahnzug zu stoppen.«
    »Da wäre ich nicht so sicher«, sagte Cohen; mit einer sehr sonderbaren Betonung.
    »Craven hat Recht«, mischte sich Tom ein, jetzt wieder in hastigem, fast gehetztem Ton. »Wir müssen weg hier. Wir müssen zu McGillycaddy gehen. Wenn Sie ihm Ihren Dienstausweis zeigen, wird er es nicht wagen, uns den Wagen länger vorzuenthalten. Ich brauche ihn.«
    Cohen lächelte. Zwei, drei Sekunden lang sah er Tom auf sehr sonderbare Weise an, dann senkte er die rechte Hand in die Jackentasche. »Ich fürchte, das kann ich nicht tun, Tom«, sagte er lächelnd. Mit dem gleichen Lächeln und ohne die mindeste Spur von Hast zog er eine Pistole aus der Jackentasche, setzte den Lauf an Toms Schläfe und drückte ab.
     
    Zumindest auf eine der zahllosen ungeklärten Fragen, die ich mir in den letzten beiden Tagen gestellt hatte, bekam ich nun eine Antwort: nämlich auf die, wohin der steinerne Pfad führen mochte, durch den Tom und ich die alte Fabrik betreten hatten. Cohen hatte mich mit vorgehaltener Waffe aus dem Büro getrieben, noch ehe ich auch nur Zeit fand, den Schock über seinen Mord an Tom zu begreifen; geschweige denn zu überwinden. Mir war klar geworden, dass Tom und ich in eine – vermutlich sorgsam vorbereitete – Falle gelaufen waren, denn auf der anderen Seite der Tür hatte uns ein TIEFES WESEN erwartet, das ich im allerersten Moment für Hennessey hielt, bis mir auffiel, dass diese Kreatur weder verkrüppelt noch in irgendeiner Weise verletzt war. Und diesem einen Scheusal hatte sich schon nach Augenblicken ein zweites, gleichartiges hinzugesellt, sodass Cohen seine Waffe wieder wegstecken konnte, denn die Anwesenheit der beiden amphibischen Ungeheuer machte jeden Gedanken an eine Flucht von vornherein sinnlos.
    Nachdem ich meinen ersten Schrecken halbwegs überwunden hatte, begann ich ihn mit ungläubigen Fragen zu überhäufen, aber er beantwortete keine davon, sondern lächelte mich nur auf beinahe unheimliche Weise an und gab seinen beiden krötenhäutigen Helfershelfern einen Wink, dessen Bedeutung nicht schwer zu erraten war. Ich wurde gepackt und grob durch die Halle gestoßen; und schon nach den ersten Schritten wurde mir klar, dass wir offenbar den gleichen Weg zurückgingen, den Tom und ich gekommen waren. Ich behielt Recht. Wir verließen das stillgelegte Werk durch die schmale Tür über der Steilküste und Cohen und die beiden Monster führten mich über den an der Wand entlangstrebenden Weg. Wir passierten die Stelle, an der Tom und ich heruntergeklettert waren, und der Weg setzte sich noch eine gute halbe Meile lang fort, ehe wir eine steil in die Tiefe führende Treppe erreichten, deren Stufen mit mehr Kraft als Geschicklichkeit und offenbar erst nachträglich in den Stein hineingemeißelt worden waren. Es gab weder ein Geländer noch sonst irgendetwas, woran man sich hätte halten können, und schon der pure Gedanke, freihändig dort hinunterzusteigen, ließ mich schwindeln. Aber meine beiden monströsen Begleiter ließen mir keine Wahl – ausgenommen der, von ihnen einfach hinuntergeworfen zu werden.
    Das Meer hatte sich wieder zurückgezogen. Wir standen auf feuchtem Sand, der

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