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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und ich dachte tatsächlich einige Sekunden lang über seine Worte nach. Sie waren nicht völlig von der Hand zu weisen – immerhin hatte ich bereits am eigenen Leib gespürt, über welche unvorstellbare suggestive Macht dieser Mann verfügte. Aber es sprach einfach zu viel dagegen.
    »Wenn es so wäre, warum hätte er mich dann erst entkommen lassen sollen?«, fragte ich. »Und Cordwailers und Alyssas Tod … welchen Sinn hätten sie gehabt? Nein.« Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Ich fürchte, so einfach ist es nicht, Cohen.«
    »Ach«, sagte er in eindeutig beleidigtem Tonfall. »Und was geht dann hier vor, wenn ich fragen darf?«
    Ich hätte meinen rechten Arm dafür gegeben, es zu wissen. Und wie ich schon bald erfahren sollte, hätte ich damit wahrscheinlich ein gutes Geschäft gemacht …
     
    Wie alle meine menschlichen Sinne, so verwirrte unsere unheimliche Umgebung auch mein Zeitgefühl; stärker und auf unangenehmere Weise, als ich es bis zu diesem Moment überhaupt für möglich gehalten hätte. Ich hatte das Gefühl, seit endlosen Stunden dazusitzen und mit Cohen zu debattieren, zugleich aber war ich hundertprozentig sicher, dass seit den furchtbaren Geschehnissen in der Halle erst wenige Augenblicke vergangen seien – und je mehr Zeit verging, desto größer schien die Diskrepanz zwischen diesen beiden Empfindungen zu werden. Aus den vermeintlichen Stunden wurden Ewigkeiten und als plötzlich wieder die missgestaltete Figur eines TIEFEN WESENS unter der Tür erschien um uns abzuholen, da war ich sicher, dass man uns gerade erst hergebracht hatte; als gäbe es tatsächlich zwei Zeiten, die sich die verstrichene Spanne teilten, wobei die eine einen immer größeren Anteil für sich beanspruchte.
    Das Geschöpf – es war nur eines, aber zusammengeschnürt wie die Weihnachtspakete, wie wir nun einmal waren, war an eine Flucht gar nicht zu denken – gebot uns mit einer herrischen Geste ihm zu folgen, und Cohen und ich gehorchten schweigend. Insgeheim bewunderte ich Cohen fast – auf seinem Gesicht zeigte sich nicht die Spur von Furcht oder gar Entsetzen. Er war sehr ernst, aber seine Verbissenheit war von der Art, die rasche Entschlüsse gebiert. Vielleicht, überlegte ich, hatte es manchmal auch seine Vorteile, die Augen vor der Wirklichkeit verschließen zu können. Für Cohen waren Crowley und die TIEFEN WESEN nichts anderes als – vielleicht nicht gerade gewöhnliche – Kriminelle, die im Moment vielleicht die eindeutig besseren Karten hatten, nichtsdestotrotz aber doch Wesen aus Fleisch und Blut waren, die Fehler machten und die man besiegen konnte. Ich hoffte inständig, dass er zumindest mit dem letzten Teil dieser Theorie Recht behalten würde.
    Unser dämonischer Führer geleitete uns in die Halle zurück, in der wir vorhin (vor Stunden? Minuten? Tagen?) auf Crowley und die Kinder getroffen waren. Weder von diesen noch von dem unheimlichen Netz war jetzt noch eine Spur zu sehen, doch diese Halle war auch nicht unser endgültiges Ziel. Erst als wir sie schon zu mehr als der Hälfte durchquert hatten, fiel mir auf, dass es wieder dunkel geworden war. Die Fenster waren zwar noch da (es hätte mich kein bisschen gewundert, wären sie es nicht gewesen. Auf eine unheimliche, nicht wirklich greifbare Weise, schien dieses ganze, bizarre Gebäude zu leben), aber der Himmel davor hatte sich dunkel gefärbt. Wir hatten den ganzen Tag – und vielleicht nicht nur einen – in dem winzigen Verlies verbracht.
    Unser Ziel war eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite der großen Halle, die auf einen schmalen, hoch über dem Meer liegenden Balkon hinausführte. Eine nur als Schatten erkennbare Gestalt stand vor der Brüstung und sah auf das Meer hinab. Obwohl ihr unser Erscheinen nicht verborgen geblieben sein konnte, rührte sie sich nicht. Eine geschlagene Minute verging, bis der Mann den Kopf drehte und ich im blassen Sternenlicht Crowleys faltige Züge erkannte. Er war wieder älter geworden; nicht ganz so alt wie im ersten Moment, als ich ihn zu Gesicht bekommen hatte, aber doch sichtbar älter. Die gestohlene Lebenskraft schien nicht sehr lange vorzuhalten.
    »Robert«, begrüßte er mich in fast freundlichem Ton. Cohen maß er mit einem flüchtigen Blick. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut.«
    »Blendend«, erwiderte ich. »Ihr Gästezimmer lässt keine Wünsche offen. Nur der Service könnte verbessert werden.«
    Crowley tat mir den Gefallen, ein flüchtiges Lächeln auf sein Gesicht zu

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