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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder zu Crowley um – und riss erstaunt die Augen auf.
    Nie zuvor hatte ich auf dem Gesicht eines Menschen einen derart fassungslosen Ausdruck erblickt wie jetzt auf dem Crowleys. Seine Miene mit dem Wort Entsetzen zu beschreiben kam der Wahrheit nicht einmal nahe. Seine Augen quollen vor Unglauben fast aus den Höhlen und sein ohnehin bleiches Gesicht hatte jede Spur von Farbe verloren und sah nun vollends aus wie das eines Toten. »Aber das … das ist doch …«, stammelte er. »Das kann doch nicht sein!«
    »Oh, bitte erschrecken Sie nicht zu sehr«, sagte Cohen hämisch. »In Ihrem Alter kann so etwas üble Folgen haben, wissen Sie?« Er lachte, gab der hinter Crowley stehenden Kreatur einen Wink, woraufhin diese den Alten fest mit beiden Händen an den Schultern ergriff und ihn hielt, und fuhr im gleichen, hämischen Ton fort: »Keine Sorge, mein lieber Freund. Sie werden sich gleich besser fühlen. Sie werden sehen, nur noch wenige Augenblicke und alles ist wieder beim Alten.«
    Crowley wollte etwas sagen, aber das TIEFE WESEN drückte kurz und hart zu und seine Worte wurden zu einem schmerzerfüllten Stöhnen, mit dem er sich unter den gewaltigen Pranken des Amphibiengeschöpfes wand.
    Und dann geschah etwas, das mich endgültig dazu brachte, gar nicht mehr verstehen zu wollen, was hier vorging: Auf einen Wink Cohens hin brachte eines der TIEFEN WESEN einen Strick herbei. Cohen streckte die Hand aus und legte die Gelenke aneinander und das Geschöpf fesselte ihn schnell und mit einem bei seinen plump anmutenden Händen erstaunlichen Geschick. Ebenso verfuhr es mit seinen Füßen. Nach wenigen Augenblicken stand Cohen auf die gleiche Weise wie Crowley gefesselt da.
    »Was zum Teufel bedeutet das?«, murmelte ich. Es war keine Frage der Art, auf die ich eine Antwort erwartete, und ich bekam sie auch nicht. Dafür geschah etwas anderes. Die bisher nur angedeutete Bewegung der Netzkreatur verstärkte sich. Voller Schrecken bemerkte ich, dass aus allen Richtungen dünne, zuckende Fäden auf uns zukrochen, wie eine Armee schwarzer, augenloser Würmer, die sich unbarmherzig um uns zusammenschloss. Einer der Fäden berührte mein Bein, verharrte einen Moment reglos und zog sich dann fast hastig wieder zurück, doch der Großteil der anderen bewegte sich auf Cohen und Crowley zu. Rasch und lautlos krochen sie an den Beinen der beiden Männer empor, suchten sich mit beharrlichem Wühlen einen Weg durch ihre Kleidung und ich konnte sehen, wie die Gesichter beider Männer einen Moment vor Schmerz zuckten und dann jeder Ausdruck von ihnen verschwand. Ein schnelles, pulsierendes Zucken lief durch die Masse der Fäden und ich konnte regelrecht spüren, wie irgendetwas aus Crowleys Körper heraus und in den Cohens und umgekehrt aus dem des Inspektors heraus und in den des alten Mannes floss. Nach wenigen Sekunden nur zogen sich die Fäden wieder zurück.
    Das TIEFE WESEN, das Cohen gefesselt hatte, trat nun an den alten Mann heran, zerriss seine Handfesseln ohne sichtliche Anstrengung und löste auf die gleiche Weise auch die Stricke, die seine Füße aneinander banden. Crowley wankte. Ein tiefes, schmerzerfülltes Seufzen kam über seine Lippen und plötzlich taumelte er vor Schwäche und wäre gestürzt, hätte das Amphibiengeschöpf ihn nicht aufgefangen. Seine Berührung war unendlich viel behutsamer als bisher.
    Auch Cohen wankte. Verwirrt schüttelte er den Kopf, blinzelte ein paar Mal und sah sich dann auf eine Art um, als wäre er gerade aus einem tiefen, von Albträumen und Fiebervisionen geplagten Schlaf erwacht. Dann erschien derselbe, fassungslos-ungläubige Ausdruck in seinen Augen, den ich zuvor in denen Crowleys beobachtet hatte. »Was …?«, murmelte er und brach wieder ab. Er sah mich an. »Robert, um Gottes willen, was … was geht hier vor?«
    Ich wusste die Antwort so wenig wie er, obgleich ich plötzlich zu ahnen begann, was sich da gerade vor meinen Augen abgespielt hatte. Aber diese Erklärung war einfach zu schrecklich, als dass ich sie akzeptieren konnte. Wenigstens nicht sofort.
    Und es war auch noch nicht vorbei. Crowley löste sich mit einer schwächlichen Bewegung aus dem Griff des TIEFEN WESENS, machte einen Schritt und hob die Hand. Erneut lief dieses zuckende Wogen durch die Fadenmasse. Wieder bewegte sich eine Anzahl dünner, schwarzer Stränge auf ihn zu und kroch unter seine Kleidung; und zugleich wurden auch diejenigen der Kinder, die sich bisher noch frei hatten bewegen können, von

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