Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
auf den Ursprung aller Vampirgeschichten gestoßen, vielleicht war die Wahrheit auch noch viel phantastischer, als wir beide in diesem Moment auch nur ahnten.
    »Ich verstehe immer weniger, warum er mich damals in London töten wollte«, sagte ich nach einer Weile. »Es ergibt überhaupt keinen Sinn.«
    Cohen maß mich mit einem sonderbaren Blick. »Das wollte er nicht«, sagte er.
    Ich fragte ihn nach dem Sinn dieser Behauptung, aber er zuckte nur angedeutet mit den Schultern und machte auch nach abermaliger Nachfrage keinen Versuch, seine Worte zu erklären.
    Unser Gespräch begann sich bald ebenso im Kreise zu drehen wie meine eigenen Gedanken zuvor; und aus den gleichen Gründen. Zwar hatten wir Antworten auf eine Reihe von Fragen gefunden, dazu aber auch leider weitaus mehr neue Fragen; und darunter etliche, bei denen ich fast froh war, die Antworten nicht zu kennen, denn ich hatte eindeutig Angst davor.
    Zudem erwies es sich als immer schwieriger, mit Cohen zu reden. Er kam zwar nun nicht mehr umhin, den einen oder anderen Umstand einzuräumen, bei dessen Erwähnung er sich noch vor zwei Tagen lieber die rechte Hand hätte abhacken lassen, ehe er ihn auch nur als möglich eingeräumt hätte – aber das hinderte ihn nicht daran, weiterhin beharrlich die Existenz alles Übernatürlichen abzuleugnen. Und so absurd mir dieses unlogische Benehmen (vor allem bei einem Mann wie ihm) auch im ersten Moment vorkam, so glaubte ich es doch zugleich auch zu verstehen.
    Wilbur Cohen war bisher ein Mensch gewesen, der – wie man so schön sagt – mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen stand. Wir hatten über dieses Thema schon des Öfteren gesprochen und ich hatte mir stets eingeredet, dass ich Cohen nur einen eindeutigen Beweis würde liefern müssen, um ihn zu bekehren. Aber jetzt begriff ich, dass das nicht stimmte. Vielleicht waren Menschen wie er gar nicht in der Lage, von ihrem festgefahrenen Weltbild abzuweichen, denn einzuräumen, dass es jenseits der Welt des Sicht- und Erklärbaren noch eine andere gab, hätte ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen. So war ich nicht einmal sonderlich überrascht, als er nach einer Weile mit einer Erklärung herausplatzte, die es ihm zumindest ermöglichte, das Geschehene zu akzeptieren; wenn schon nicht seine Bedeutung.
    »Ich glaube, es ist ganz allein Crowley«, sagte er plötzlich.
    »Crowley ist ganz allein was?«, frage ich.
    »Die Ungeheuer. Diese … diese Fäden. Was mit den Kindern passiert. Hennessey und überhaupt alles hier. Ich … ich meine, nichts von alledem muss wirklich passiert sein, verstehen Sie? Möglicherweise bilden wir uns das alles nur ein.«
    »Das sieht nicht nach einer Einbildung aus.« Demonstrativ hob ich meine aneinander gebundenen Hände und zerrte einen Moment lang an meinen Fesseln. »Und es fühlt sich auch nicht so an.«
    »Natürlich sind die Fesseln echt«, antwortete Cohen gereizt. »Ich habe nicht behauptet, dass er nicht gefährlich wäre, oder? Und dass er mehr als genug Helfer hat, das hat er uns ja bereits in London beweisen. Dieser Mann ist gefährlich. Überaus gefährlich sogar. Aber muss man deshalb gleich Geister und außerirdische Dämonen beschwören?«
    »Haben Sie eine andere Erklärung?«, fragte ich. Etwas sagte mir, dass ich mir meinen Atem genauso gut auch sparen konnte.
    Cohen nickte, heftig und ein paar Mal rasch hintereinander. »Die habe ich in der Tat«, sagte er in beinahe triumphalem Ton. »Und sie ist so simpel, dass ich mich fast ein bisschen wundere, dass Sie nicht schon von selbst darauf gekommen sind, Robert. Zumal Sie mich im Grunde erst darauf gebracht haben.«
    »Ich?«
    »Erinnern Sie sich an London«, sagte Cohen aufgeregt. Er begann sich mehr und mehr für seine eigene Idee zu begeistern. »Sie glaubten, sich in einem unterirdischen Marmorpalast zu befinden und sogar einen leibhaftigen Engel zu sehen, nicht wahr? Dabei war es ein stinkendes Schmutzwassersiel und der Engel war in Wahrheit ein zahnloses altes Weib. Und ich selbst habe diesem Crowley nur eine halbe Sekunde in die Augen geblickt und war völlig gelähmt. Er hätte mir befehlen können, mich mit meiner eigenen Pistole zu erschießen, und ich hätte nicht gezögert es zu tun.«
    »Ich verstehe«, sagte ich nachdenklich. »Sie glauben, Crowley hätte uns hypnotisiert (ich benutzte diesen Ausdruck absichtlich, obwohl ich wusste, dass er nicht ganz zutreffend war) und wir bilden uns das alles nur ein.«
    Cohen nickte begeistert

Weitere Kostenlose Bücher