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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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TIEFE WESEN, das da hinter uns herankam, über ein Hörvermögen verfügte, das auch nur annähernd dem eines Menschen entsprach, dann musste es uns einfach hören.
    Und natürlich hörte es uns auch.
    Das Geräusch platschender Schritte kam rasch näher und es änderte seine Richtung und bewegte sich nun direkt auf uns zu. Cohen und ich sahen uns immer öfter im Laufen um, aber wir konnten den unheimlichen Verfolger nicht entdecken. Es wurde auch immer dunkler. Der Himmel hatte sich mittlerweile fast völlig mit Wolken bedeckt, auch der Wind war wieder aufgekommen. Die Böen brachen sich mit einem unheimlichen Wimmern und Heulen an den Felsgraten über unseren Köpfen und ganz plötzlich kam mir das Geräusch kaum mehr wie das des Windes vor, sondern wie das wütende Heulen einer Meute unsichtbarer Schattenwölfe, die sich auf unsere Spur gesetzt hatten. Wie um dieses Gefühl noch zu verstärken, spaltete in diesem Moment ein gleißender, bläulich weiß flackernder Blitz den Himmel im Norden und nur einen Augenblick später ließ ein ungeheuerlicher Donnerschlag das Meer erbeben. Cohen rief mir irgendetwas zu, aber die Worte wurden ihm vom Heulen des Windes von den Lippen gerissen, und plötzlich gewahrte ich einen Schatten, der riesig und rasend schnell hinter ihm zwischen den Riffen hervorstürmte. Ich schrie ihm eine Warnung zu, aber er hörte mich so wenig wie ich ihn zuvor und er schien auch den Sinn meines entsetzten Gestikulierens nicht zu begreifen, denn er sah mich nur verständnislos an und watete weiter, so schnell er konnte, durch das mittlerweile fast hüfthohe Wasser. Das TIEFE WESEN stürmte heran, ein geschuppter Gigant mit einem Haifischgebiss und Augen voller loderndem Hass, der sich so schnell und mühelos durch das Wasser bewegte, wie es nur ein Wesen vermochte, dessen ureigenstes Element das Meer ist.
    Im allerletzten Moment schien Cohen die Gefahr zu spüren, denn er wandte im Laufen den Kopf, schrak sichtbar zusammen und versuchte sich herumzuwerfen, aber natürlich war die Bewegung nicht schnell genug. Die gewaltigen Pranken des TIEFEN WESENS griffen zu, schlossen sich um seinen Leib – und etwas völlig Unerwartetes geschah.
    Hinter dem TIEFEN WESEN erschien plötzlich ein zweiter, faseriger Schatten, etwas Riesiges, Dunkles, das nicht wirklich ein Körper zu sein schien, sondern ein sich windender Wust peitschender Fäden, die plötzlich und zu Dutzenden, wenn nicht Hunderten nach der Froschkreatur griffen, ihren Leib und ihre Glieder umschlangen – und sie mit einem harten Ruck von Cohen fortzerrten.
    Cohen schrie überrascht auf, taumelte haltlos zurück und stürzte ins Wasser, aber ich war nicht einmal fähig, eine Bewegung zu seiner Hilfe zu machen, sondern starrte fassungslos auf das unglaubliche Bild, das sich mir bot.
    Die Netzkreatur hatte das TIEFE WESEN gepackt und zerriss es im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft. Es ging unglaublich schnell und mit einer so gnadenlosen, maschinenhaft anmutenden Präzision, dass ich den furchtbaren Schmerz der Amphibienkreatur für einen Moment selbst zu spüren glaubte. Der Shoggote tötete sein Opfer nicht einfach, er vernichtete es, riss es mit einem einzigen brutalen Ruck auseinander. Als Cohen sich prustend aus dem Wasser erhob, explodierte dort, wo gerade noch der Shoggote und sein Opfer gewesen waren, ein schwarzer Vulkan aus Blut und Fleisch, aus zerrissenen Knochen und grünen Schuppen. Rings um ihn und mich herum schlugen winzige Fontänen aus dem Wasser und ich hob schützend die Hände über das Gesicht, als der blutige Regen immer heftiger auf mich herabprasselte. Schließlich drehte ich mich zur Seite und entfernte mich ein paar Schritte. Als ich wieder stehen blieb und mich umwandte, da war das Netzgeschöpf verschwunden. Auf dem Wasser trieben die blutigen Überreste des TIEFEN WESENS, doch von ihm selbst und seinem Mörder war keine Spur mehr geblieben.
    Cohen starrte mich nur an, als ich zu ihm zurückkehrte. Er sagte kein Wort und doch war es gerade sein Schweigen, das mich schlimmer traf als alles, was er hätte sagen können.
    Und wir legten auch den größten Teil des restlichen Weges bis zur Küste schweigend zurück. Wir mussten sehr schnell gehen und die letzten hundert oder hundertfünfzig Yards waren wir zum Schwimmen gezwungen, denn die Flut stieg immer schneller und auch der Sturm nahm immer mehr an Kraft zu, sodass Cohen und ich mehr als einmal Gefahr liefen, gegen einen Felsen geschmettert und verletzt oder

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