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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fast in ein dorniges Gebüsch stürzte, merkte ich, dass wir vom direkten Weg nach Brandersgate abgewichen waren. Wir befanden uns wieder in dem Waldstück, hinter dem die alten Fabrik verborgen lag.
    Hastig schüttelte ich den Kopf und versuchte ihm, da der Sturm immer noch so laut heulte, dass eine Verständigung schlichtweg unmöglich war, mit Gesten zu verstehen zu geben, dass dies der falsche Weg sei, aber er ignorierte mich und zerrte mich im Gegenteil mit nur noch größerer Eile weiter.
    Ich gab es auf, mich gegen ihn wehren zu wollen. Hier im Wald waren wir vermutlich nicht vor unseren Verfolgern, zumindest aber vor dem Sturm ein wenig in Sicherheit. Sein Heulen und Wüten war auch hier drinnen überlaut, aber die Bäume, kahl und leblos, wie sie auch waren, brachen doch die Gewalt der Böen ein wenig und ihre blattlosen Kronen nahmen auch dem peitschenden Regen die ärgste Wucht.
    Schließlich ließ Cohen meine Hand los und blieb stehen. Ich stolperte noch einen Schritt weiter, sank dann erschöpft gegen einen Baum und verbrachte die nächste halbe Minute damit, meine pfeifenden Lungen mit Sauerstoff zu füllen und darauf zu warten, dass das Zittern meiner Knie ein wenig nachließ. Meine rechte Hand pochte noch immer. Ich hob sie vor das Gesicht und betrachtete sie in dem schwachen Licht, das seinen Weg durch die Baumwipfel gefunden hatte, und was ich sah ließ mich abermals schaudern. Ich hatte ein Dutzend dünner, aber höllisch schmerzender Schnitte abbekommen, als hätte ich tatsächlich in die Drahtschlinge eines Wilderers gegriffen, und das gleich mehrmals hintereinander. Die Wunden bluteten nicht mehr, aber zumindest eine davon schien bis auf den Knochen zu reichen. Hätte Cohen das Messer nicht dabei gehabt …
    Ich zog es vor, diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen, ballte die Hand zur Faust und steckte sie in die Jackentasche. Cohen folgte meiner Bewegung mit ausdruckslosem Gesicht und auch als er danach den Blick hob und mich direkt ansah, erkannte ich in seinen Augen nicht die mindeste Regung. Das Misstrauen von vorhin war verschwunden, aber er sah mich auch nicht auf die Art an, auf die man einen Verbündeten betrachtete.
    »Ich glaube, Sie sollten jetzt das eine oder andere erklären, Mr. Craven«, sagte er.
    Seine Worte – und vor allem der Umstand, dass er mich plötzlich wieder Mr. Craven und nicht mehr Robert nannte – machten mir zweierlei schlagartig klar: Zum einen, dass der Sturm in den letzten Augenblicken nachgelassen hatte, ohne dass ich es gemerkt hatte, denn ich verstand ihn nun wieder, zum anderen, dass unsere Beziehung offensichtlich wieder auf dem gleichen Punkt angekommen war, an dem sie begonnen hatte; vielleicht nicht einmal das. Aber das konnte ich ihm nicht verübeln.
    Leider hatte ich auch keine Antworten auf seine Fragen. »Ich verstehe es so wenig wie Sie, Cohen«, sagte ich. »Nichts von alledem ergibt irgendeinen Sinn, das weiß ich, aber -«
    »Oh, vielleicht doch«, unterbrach mich Cohen. »Zumindest ist mir jetzt klar, wer uns dieses Telegramm geschickt hat.«
    »So?«, erwiderte ich. »Mir nicht.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass es Crowley selbst gewesen ist«, antwortete Cohen.
    »Warum sollte er das tun?«
    »Nun, er wollte Sie haben, oder nicht?« Cohen zog eine Grimasse und schüttelte andeutungsweise den Kopf. »Nachdem er Ihrer in London nicht habhaft werden konnte, hat er uns einfach eine Einladung geschickt, direkt hierher zu kommen. Und ich Trottel bin wie ein Anfänger darauf hereingefallen.«
    »Aber warum?«, fragte ich.
    Cohen sah mich durchdringend an. »Das frage ich Sie«, antwortete er. »Und vor allem frage ich Sie noch etwas – und ich rate Ihnen, eine ziemlich gute Antwort darauf zu geben, Mr. Craven.« Er griff abermals in seine Jacke, zog den Dolch hervor – und trat mit einem raschen Schritt auf mich zu, um die Spitze der Klinge genau auf meine Kehle zu setzen.
    Erschrocken versuchte ich, zurückzuweichen, prallte aber nur hart gegen den Baum, an den ich mich gelehnt hatte. Der Druck der Messerklinge verstärkte sich ein wenig und ich legte entsetzt den Kopf in den Nacken, konnte dem tödlichen Stahl aber trotzdem nicht ausweichen. »Sind Sie … verrückt geworden?«, krächzte ich.
    Cohen schüttelte den Kopf. »Ich war noch nie so vernünftig wie jetzt, Mr. Craven«, sagte er. »Sie werden mir jetzt sagen, was hier gespielt wird, oder ich hole nach, was Crowley versäumt hat.«
    »Ich weiß es nicht!«, sagte ich fast

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