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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war.
    »Glaubste, dass er Ärga gekriegt hat?« Rowlf schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und stürzte die kochend heiße Brühe mit einem Schluck hinunter, ohne auch nur das Gesicht zu verziehen.
    Ich zögerte mit der Antwort. Es konnte eine ganz harmlose Erklärung für Howards Verspätung geben, aber es war ebenso möglich, dass er in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte. Ich biss mir auf die Lippe. Allein das verschwundene Relief bereitete mir bereits genug Kopfzerbrechen, vor allem jetzt, nachdem ich wusste, wer es geschaffen hatte, und ich hatte mir von Howard Hilfe erhofft. Zusätzliche Probleme hingegen konnte ich zur Zeit absolut nicht gebrauchen.
    »Howard kann ganz gut auf sich selbst aufpassen«, sagte ich. »Spann schon mal das Pferd an. Wir fahren erst einmal zu Scotland Yard und fragen Cohen, ob er schon etwas herausgefunden hat. Vielleicht ist Howard ja wieder da, wenn wir zurückkommen.«
    »Aba H.P. hat gesagt, dass wir hier auffen warten solln.«
    »Er hat auch gesagt, dass er nicht lange wegbleiben würde«, erinnerte ich ihn. »Wir haben keine Zeit, um untätig herumzusitzen.«
    »Wennste meinst«, brummte Rowlf wenig überzeugt und verließ schulterzuckend das Zimmer. Ich wandte mich dem Kamin zu und starrte in die prasselnden Flammen. Howards Verschwinden beunruhigte mich mehr, als ich mir selbst eingestehen wollte.
     
    Sein erstes Empfinden nach dem Erwachen war Schmerz. Instinktiv wollte er die Hand zum Kopf heben, von wo der Schmerz kam, doch noch bevor er die Bewegung ausführen konnte, kehrte ein Teil seiner Erinnerungen zurück und ließ ihn verharren. Er wusste wieder, wer er war und dass er schließlich niedergeschlagen worden war, zugleich spürte er, dass er nicht allein war. Es war nicht das erste Mal, dass Norris aus einer Ohnmacht erwachte, und er hatte sich angewöhnt, vorsichtig zu sein, sodass es ihm mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen war. Reglos blieb er liegen und versuchte, die wirren Erinnerungsfetzen hinter seiner Stirn zu ordnen.
    Da war ein Schiff gewesen, auf dem er zusammen mit Kelly etwas stehlen wollte, aber etwas war an Bord des Schiffes geschehen. Die stählernen Korridore waren zu Stein geworden, einem gewaltigen Labyrinth, und dann … Immer rascher brachen die Erinnerungen über ihn herein und brachten nicht nur das Wissen um die vergangenen Stunden, sondern auch das Grauen zurück.
    »Ich weiß, dass du wach bist«, drang Kellys Stimme an sein Ohr. »Du kannst mir nichts vormachen.«
    Norris sah ein, dass es keinen Sinn hatte, wenn er sich weiter schlafend stellte, dafür kannte Kelly ihn zu gut. Er öffnete die Augen und kniff sie gleich darauf wieder zusammen, als erneut ein sengender Schmerz durch seinen Kopf zuckte. Vorsichtig blinzelte er ein paar Mal, bis sich der Schmerz gelegt hatte. Er lag auf dem Boden eines kleinen, vollkommen kahlen Raumes mit grob behauenen Felswänden. Erhellt wurde der Raum lediglich von einer Fackel, deren Licht ihm während der ersten Sekunden dennoch unerträglich grell erschien, bis seine Augen sich daran gewöhnt hatten. Langsam richtete er sich in eine sitzende Haltung auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Er tastete behutsam über seinen Hinterkopf und fühlte unter seinen Fingern eine ordentliche Beule, deren bloße Berührung ihn aufstöhnen ließ.
    Kelly stand mit vor der Brust verschränkten Armen knapp zwei Schritte von ihm entfernt und blickte auf ihn herab. Sein Gesicht war zu einem kalten, völlig humorlosen Lächeln verzogen.
    »Nun stell dich nicht so an«, sagte er. »Ich weiß, was für einen harten Schädel du hast. So ein Schlag wird dich schon nicht umbringen.«
    »Warum … hast du das getan?«, brachte Norris stockend über die Lippen. »Was … was ist hier los?«
    »Etwas Wundervolles«, erwiderte Kelly und sein Blick verklärte sich. »Etwas, das ich mir nie im Leben erträumt habe. Eine göttliche Offenbahrung.« Seine Stimme nahm einen pathetischen Tonfall an. »Ich kam nur wegen der Aussicht auf Beute her, aber ich fand etwas anderes, viel Bedeutenderes: Erleuchtung.«
    Unter anderen Umständen hätten seine Worte lächerlich geklungen, aber der überzeugte, geradezu begeisterte Tonfall, in dem Kelly sprach, verhinderte das und machte Norris mehr Angst, als alles andere. Er hätte es verstehen können, wenn sein Freund ihn an die Wachmänner der Werft oder die Polizei verraten hätte, damit er selbst eine geringere Strafe bekam, aber hier ging es um etwas ganz anderes, das

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