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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihn noch einige Sekunden lang, dann drehte er sich um und verließ die Zelle. Mit einem dumpfen Knall fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und ein Riegel wurde vorgeschoben.
    Norris war wieder allein.
     
    Howard hatte keine Ahnung, wohin man ihn brachte. Man hatte ihm die Augen verbunden und ihn in eine Kutsche gezerrt und sämtliche Versuche, seine Entführer in ein Gespräch zu verwickeln, hatten sich als fruchtlos erwiesen, ihm lediglich einen harten Schlag mit dem Handrücken auf den Mund eingehandelt, worauf er es vorgezogen hatte, ebenfalls zu schweigen.
    Die Fahrt hatte ziemlich lange gedauert, war also anscheinend in einen Randbezirk Londons erfolgt, aber vielleicht spielte sein Zeitempfinden ihm auch nur einen Streich, oder seine Entführer wollten ihn verwirren. Als die Fahrt schließlich endete und er aus der Kutsche kletterte, stieg ihm der charakteristische Geruch der Themse in die Nase. Er wurde ein Stück vorwärts geschleift und seine Vermutung, dass er sich in der Hafengegend befand, erhielt neue Nahrung, als man ihm eine Strickleiter in die Hände drückte und er vor sich eine metallene Wand spürte, bei der es sich gut um die Außenhülle eines Schiffes handeln konnte. Barsch forderte man ihn auf, hochzuklettern.
    Er fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Wollte man ihn außer Landes verschleppen? Bislang hatte er kaum Angst verspürt, doch bei diesem Gedanken griff Furcht wie mit einer eisigen Hand nach ihm. Dennoch kam er dem Befehl nach und kletterte langsam die hölzernen Sprossen hinauf, bis ihn Hände ergriffen und über eine Brüstung zerrten, bei der es sich um gar nichts anderes als eine Schiffsreling handeln konnte.
    Über eine stählerne Treppe wurde er ein Stück in die Tiefe geführt und schließlich einen langen Korridor mit mehreren Abzweigungen entlang. Es dauerte eine Weile, bis er registrierte, dass sich der Boden unter seinen Füßen verändert hatte. Hatte es sich anfangs um Metall gehandelt, so ging er nun über Stein, was seine Annahme, dass er sich an Bord eines Schiffes befand, wieder ins Wanken brachte. Die ganze Angelegenheit wurde immer mysteriöser und im gleichen Maße wuchs auch seine Beklemmung.
    Nach einer Weile wurde ihm endlich die Binde abgenommen und er stellte fest, dass er tatsächlich unmöglich auf einem Schiff sein konnte. Er befand sich in einer großen, von zahlreichen Fackeln an den Wänden fast taghell erleuchteten Höhle, in deren Mitte sich in einer rund ein Dutzend Fuß tiefen Senke ein See aus brodelnder, kochender Lava erstreckte. Der See durchmaß gut zehn, fünfzehn Yards und wie eine Brücke spannte sich ein schmaler Steg aus Fels darüber.
    Es war unmöglich, schlicht und einfach unmöglich. Selbst wenn sich – was ebenfalls so gut wie unmöglich war – unter dem See ein tausende Fuß tiefer Schacht erstreckte, aus dem die Lava emporquoll, so müsste ihre Oberfläche abkühlen, aber das war nicht der Fall. Aber es konnte ohnehin niemand unbemerkt einen so tiefen Schacht bohren, dass er bis zu den flüssigen Gesteinsschichten im Inneren der Erde reichte, schon gar nicht mitten in London.
    Jedenfalls nicht mit normalen Mitteln, aber die gesamte Höhle war alles andere als normal. Ihre Form war unbeschreiblich, so bizarr, dass sie unmöglich von der Natur oder menschlichen Händen geschaffen worden sein konnte. Trotz der zahlreichen Fackeln war sie an vielen Stellen erfüllt von Finsternis und Schatten, die sich in beständiger, einzeln nicht wahrnehmbarer Bewegung zu befinden schienen, sodass ihre Architektur sich seinen Blicken immer wieder zu entziehen schien. Da waren Formen, deren bloßer Anblick ihm in den Augen schmerzten, unmögliche Winkel, Brückenkonstruktionen und Stege entlang der Wände, die einen Architekten in den Wahnsinn getrieben hätten, Baulichkeiten, die Howard Übelkeit verursachten, wenn er sie nur betrachtete.
    Er keuchte und taumelte einen Schritt zurück, aber sofort griffen seine Bewacher zu und hielten ihn fest. Mit einem halblauten Stöhnen schloss er für ein paar Sekunden die Augen, versuchte an nichts zu denken und ballte die Fäuste. Als er die Augen nach ein paar Sekunden wieder öffnete, waren die Formen der Höhle immer noch fremd und bizarr, aber nicht mehr so irrsinnig wie zuvor.
    Howard drehte den Kopf und blickte sich zu seinen Bewachern um. Es waren insgesamt fünf Männer, die hinter ihm standen und ihm den Fluchtweg versperrten, und erst jetzt bemerkte er auch rund ein Dutzend weitere Menschen, die

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