Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London
Thul Saduun heran, genau wie es einst die Magier von Maronar getan haben und später Dagon …« Er unterbrach sich, als er merkte, dass er sich verhaspelte und trank erneut einen Schluck. »Sie bringen ihnen Menschenopfer dar«, fuhr er dann mit belegter Stimme fort. »Und vor allem Menschen mit magischer Begabung. Wahrscheinlich haben sie sich überall in den magischen Zirkeln der Stadt umgesehen. So sind sie auf Treymour gekommen und weil sie wohl vermutet haben, dass er Kontakt zu ähnlich begabten Leuten hatte, haben sie sein Haus beobachtet. Sie haben mich überwältigt, als ich dort ankam, dann haben sie mir die Augen verbunden und mich mit einer Kutsche weggebracht. Fragt mich gar nicht erst wohin, ich weiß es nicht.«
»Nicht einmal ungefähr? Wie lange wart ihr denn unterwegs?«
Howard zögerte kurz. »Vielleicht eine Stunde, eher etwas mehr. Als man mir die Binde wieder abnahm, waren wir in einer großen Höhle.« Er erzählte von dem Lavasee und den in der Glut lebenden Ssaddit, wie er geopfert werden sollte und durch das Eingreifen des geheimnisvollen Maskierten im letzten Moment gerettet worden war, bis zu seiner geglückten Flucht. »Es war ein regelrechtes Labyrinth von Gängen und Stollen«, berichtete er. »Ich bin einfach immer weiter gerannt. Sie haben mich verfolgt, aber irgendwie habe ich sie abhängen können und dann war ich irgendwann in der Kanalisation. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich durch die Abwässerkanäle geirrt bin, bis es mir endlich gelang, wieder an die Oberfläche zu kommen. Das war in der Nähe vom Richmond Park. Zum Glück hatte man mir mein Geld nicht abgenommen, sodass ich mir eine Kutsche nehmen und herkommen konnte. Und was diese Fanatiker nicht geschafft haben, das hätte dann fast dein verrückter Kater vollendet«, fügte er mit einem gequälten Lächeln hinzu.
Für einige Sekunden herrschte Schweigen. Howards Bericht hatte schreckliche Erinnerungen in mir wieder aufgewühlt. Obwohl Todfeinde, standen die Thul Saduun den GROSSEN ALTEN in Grausamkeit, Machthunger und Gefährlichkeit kaum nach. Wie mächtig sie waren, zeigte sich schon darin, dass es ihnen gelungen war, den finsteren Göttern von den Sternen in einem Jahrtausende währenden Krieg zu trotzen, auch wenn sie letztlich doch verloren hatten. Aber seit den Ereignissen auf Krakatau hatte ich geglaubt, dass die von ihnen drohende Gefahr endgültig oder zumindest für lange Zeit gebannt wäre. Nun jedoch musste ich erfahren, dass eine Gruppe von Fanatikern erneut damit begonnen hatte, sie zu befreien und wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich vermuten, dass unseren Autoren keine neuen Gegner mehr einfielen, sodass sie immer wieder auf Altbewährtes zurückgriffen. Die Vorstellung, was geschehen würde, wenn jene in der Tiefe tatsächlich eines Tages zurückkehrten, war zu grauenvoll, um sie auch nur annähernd zu erfassen. Es wäre die Apokalypse, der Untergang der Menschheit.
Alles stand irgendwie mit dem Relief im Zusammenhang. Mit seiner Entdeckung hatte alles begonnen und seit Howard nun herausgefunden hatte, dass die Zeichen darauf von den Thul Saduun stammten, gab es für mich kaum noch einen Zweifel, dass ihm eine finstere Macht innewohnte, durch die die Ereignisse in Gang gebracht hatte. Wir mussten es unbedingt finden und zerstören, um diesen Horror zu beenden.
»Du hast gesagt, dass dir die Stimme des Maskierten bekannt vorkam«, ergriff ich schließlich das Wort. »Aber du weißt wirklich nicht, wem sie gehört?«
»Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht«, erwiderte Howard. »Und ich bin immer noch überzeugt, dass ich sie bereits mehrmals gehört habe. Außerdem sagte der Mann, dass er mich kennen würde. Ich glaube, ich weiß inzwischen auch, wer er war.«
»Und wer?«, drängte ich, als er nicht weitersprach.
Wieder zögerte Howard mit der Antwort.
»MacIntosh«, sagte er dann. Er stieß den Namen wie einen Fluch aus. »Es war MacIntosh. Der Manager des Hilton.«
Es war mittlerweile eine gute Stunde her, dass Howard mit dem Bericht über seine Erlebnisse zum Ende gekommen war, und noch immer weigerte sich ein Teil meines Verstandes, ihm zu glauben. Ich zweifelte nicht daran, dass er die Wahrheit gesagt hatte; es war eher so, dass ich mir nicht eingestehen wollte, wie groß die Bedrohung inzwischen geworden war, ohne dass einer von uns so lange etwas davon mitbekommen hatte, und ich wünschte, ich könnte einfach weiterhin die Augen vor der Realität verschließen,
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