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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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statt mich ein weiteres Mal der von den Thul Saduun drohenden Gefahr stellen zu müssen.
    Besonders schwer fiel es mir zu glauben, dass ausgerechnet MacIntosh hinter allem stecken sollte. Er war ein Pedant und vielleicht musste man das als Manager eines so vornehmen und teuren Hotels wie des Hilton auch sein, was aber nichts daran änderte, dass ich Pedanten, die es mit Hausordnungen, Verfügungen oder sonstigen unbedeutenden Kleinigkeiten allzu genau nahmen, noch nie gemocht hatte. Eine Abneigung, die durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte, denn mehr und mehr schien MacIntosh meine Anwesenheit in den vornehmen Hotelräumlichkeiten als eine Art Blasphemie zu betrachten, einen Fehler, den es bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zu korrigieren galt. Ich hatte ihn oft genug provoziert, und MacIntosh war zweifellos ein Trottel (sonst hätte es längst keinen so großen Spaß gemacht, immer wieder mit ihm aneinander zu geraten), aber bislang hatte ich ihn lediglich für einen harmlosen Trottel gehalten.
    Wenn Howard jedoch Recht hatte, dann war MacIntosh alles andere als das. Ich konnte mir keinen Grund vorstellen, warum ein Mann wie er zum Führer eines dämonischen Kultes werden sollte, doch vermutlich war dies nicht aus freiem Willen geschehen. Irgendetwas musste geschehen sein, dass er unfreiwillig unter den geistigen Einfluss der Thul Saduun geraten war. Ganz so abwegig war diese Vorstellung nicht einmal, wenn ich nur an einige unheimliche Erlebnisse dachte, die mir im Hilton bereits zugestoßen waren. Unzählige Male hatte ich mich seither gefragt, was es mit dem Tor in meinem Kleiderschrank auf sich hatte, das allen Gesetzmäßigkeiten dieses einst von den GROSSEN ALTEN geschaffenen Transportsystems zum Trotz scheinbar aus dem Nichts heraus entstanden war, zumal der Schrank seither wieder nichts anderes als ein ganz normaler Schrank zu sein schien. Eine Lösung hatte ich nicht gefunden, doch wenn ausgerechnet der Manager des Hotels von den Thul Saduun beeinflusst und mit magischer Macht ausgestattet worden war, erschien auch dieses Rätsel plötzlich in einem anderen Licht.
    Trotz Mrs. Windens entschiedenem Protest hatte es sich Howard nicht nehmen lassen, mich zum Hilton zu begleiten. Rowlf hingegen hatte sich uns nach einigem Zögern und entgegen seiner ursprünglichen Absicht nicht angeschlossen. Kurz vor unserem Aufbruch hatte er ein weiteres Mal Besuch erhalten. Wie er berichtete, hatten die beiden vermissten Mitglieder seiner Bande offenbar in der vergangenen Nacht im Alleingang vorgehabt, ein in einer Werft im Trockendock liegendes Schiff auszuplündern, waren von diesem Unternehmen aber nicht mehr zurückgekehrt. Ein anderes Bandenmitglied, das sie in groben Zügen in ihren Plan eingeweiht hatten, hatte sich geweigert, an dem eigenmächtigen Beutezug teilzunehmen und Rowlf diese Informationen gegeben. Nun hatte er sich entschlossen, persönlich nach seinen vermissten Leuten zu suchen.
    Ich hätte ihn gerne bei der Konfrontation mit MacIntosh dabei gehabt, zumal Howard mir in seinem geschwächten Zustand sicherlich keine große Hilfe sein würde, falls es zu einem Kampf kommen sollte. Anderseits wäre es ein Kampf, der sicher nicht durch Körperkraft entschieden würde, und ich hatte Rowlf nicht gegen seinen Willen zu etwas drängen wollen, sodass ich mit Howard allein losgefahren war.
    Die Kutsche kam vor dem Hilton zum Stehen und wir stiegen aus. Der Türsteher öffnete uns die Tür und ich drückte ihm pflichtschuldig ein kleines Trinkgeld in die Hand.
    Als ich mich an der Rezeption nach MacIntosh erkundigte, erlebte ich jedoch eine Enttäuschung. Er befand sich zur Zeit nicht im Haus, sondern war bereits vor einigen Stunden weggefahren. Ich wechselte einen vielsagenden Blick mit Howard. Offenbar war MacIntosh noch nicht von der Opferzeremonie am Vormittag zurückgekehrt. Ich hinterließ eine Nachricht, in der ich ihn bat, mich nach seiner Rückkehr baldmöglichst aufzusuchen.
    »Sagen Sie ihm, es ginge um meinen bevorstehenden Auszug aus dem Hotel, dann wird er sicher genug Zeit für mich finden«, trug ich dem Portier grinsend auf. Der Mann ließ sich nicht anmerken, was er von dieser Neuigkeit hielt, sondern nickte nur und versprach, MacIntosh unverzüglich zu informieren, sobald er ihn sähe.
    Mit dem Lift fuhren Howard und ich zu meiner Suite. Erneut blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten, was sich mehr und mehr zu meiner unliebsamen Hauptbeschäftigung an diesem Tag entwickelte.

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