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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das ihn stark beunruhigte. Ich ging wieder in die Bibliothek, griff erneut nach der Times und blätterte sie noch einmal durch, diesmal wesentlich sorgfältiger als beim ersten Mal. Rowlf tigerte währenddessen unruhig im Raum herum und auch mir fiel es schwer, mich auf die Zeitung zu konzentrieren.
    Diesmal jedoch wurde ich fündig, allerdings nur, weil mich Cohen mit seinen Klagen über die gehäuften Vermisstenfälle auf die richtige Spur gebracht hatte. Anderenfalls hätte ich die kleine, nur wenige Zeilen lange Meldung über das spurlose Verschwinden eines Dr. James Treymour sicherlich auch diesmal wieder nicht weiter beachtet. Sie enthielt nur wenige Informationen, es wurde lediglich erwähnt, dass Treymour seit dem vergangenen Tag vermisst wurde. An sich wäre daran nichts weiter Auffälliges gewesen, zumal ich mich nicht erinnern konnte, Treymour zu kennen, aber in einem kurzen Nebensatz wurde er als Wahrsager und Bühnenmagier bezeichnet. Zugegeben, es war nur ein winziger Anhaltspunkt, aber der einzige, den ich hatte.
    Trotzdem blätterte ich die Zeitung bis zum Ende durch, um sicher zu gehen, dass es keine weiteren Meldungen gab, die mir einen Hinweis liefern könnten, doch ich entdeckte nichts.
    »Treymour«, murmelte ich vor mich hin.
    »Wat?«, erkundigte sich Rowlf und sah mich hoffnungsvoll an. »Hasse wat gefunden?«
    Ich gab keine Antwort, sondern dachte angestrengt nach. Howard lebte bereits wesentlich länger als ich in London und eine Zeit lang – vor allem noch vor dem Tod meines Vaters – hatte er sich gezielt in okkultistischen Zirkeln aufgehalten, um herauszufinden, inwieweit es sich bei den dort tätigen Leuten um reine Scharlatane handelte oder ob einige von ihnen über echte magische Kräfte verfügten. Es war also gut möglich, dass er Treymour auf diesem Wege kennen gelernt hatte.
    »Kennst du einen Doktor James Treymour?«, wandte ich mich an Rowlf. »Oder hat Howard den Namen vielleicht mal erwähnt?«
    Rowlf dachte einen Moment nach, dann zuckte er die Achseln und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Kennen tu ich’n nich«, antwortete er. »Aba’s kann gut sein, dass H.P. den Namen ma genannt hat. Er kennt ’ne ziemliche Menge Leute. Kamma ja unmöglich alle im Kopp behaltn. Wieso? Is wat mittem Dokta?«
    »Er ist seit gestern verschwunden«, berichtete ich. »Ich weiß nicht, ob es was zu bedeuten hat, aber er ist so eine Art Wahrsager. Vielleicht kennt Howard ihn und ist deshalb so hastig aufgebrochen, um herauszufinden, was mit ihm geschehen ist.«
    »Wär’ möglich«, stieß Rowlf aufgeregt hervor. »Dann sollt’n wir auch hinfahrn. Komm schon, worauf warteste noch?«
    »Weißt du vielleicht, wo Treymour wohnt? Das steht hier nämlich nicht.«
    »Nee«, gab Rowlf zerknirscht zu, dann hellte sich sein Gesicht auf. »Aba Cohen weißet bestimmt.«
    »Und die Redaktion der Times«, ergänzte ich. »Sie liegt näher als Scotland Yard. Falls wir da nichts erfahren, können wir immer noch mit Cohen -«
    Ich wurde unterbrochen, als Mrs. Winden aufgeregt ins Zimmer gestürmt kam.
    »Bitte kommen Sie schnell«, keuchte sie. »Vor dem Haus ist -«
    Ich lief bereits los. Vom Korridor aus konnte auch ich den Tumult vor dem Haus vernehmen. Etwas polterte und wilde Flüche waren zu vernehmen, aber das allein war nicht der Grund für meine Aufregung. Zumindest eine der beiden Stimmen kannte ich nur zu gut; sie gehörte Howard!
    Ich riss die Haustür auf und blieb wie erstarrt stehen. Ich hatte mich nicht verhört, es handelte sich tatsächlich um Howard, doch er befand sich in einem schlimmen Zustand. Seine Kleidung war schmutzig und stellenweise zerrissen, seine Haare zerzaust und im Gesicht und auf den Händen hatte er zahlreiche blutige Kratzwunden.
    Trotzdem begann ich über das ganze Gesicht zu grinsen, was nicht allein an der Erleichterung über Howards Rückkehr lag, sondern zu einem mindestens genauso großen Teil an dem Bild, das sich mir bot, denn Howard war nicht der einzige Vermisste, den ich sah. Zusammen mit einem Mann in der Uniform eines Mietkutschers war Howard vollauf damit beschäftigt, sich gegen einen ungewöhnlichen Gegner zur Wehr zu setzen. Es handelte sich um eine beige-braune Katze, die gerade damit begonnen hatte, ihre Krallen in Howards Anzug zu bohren und daran in die Höhe zu klettern. Mit einem raschen Griff packte der Kutscher sie im Nacken und riss sie zurück, wobei ein paar Fetzen von Howards ohnehin bereits zerrissenem Anzug zwischen ihren Krallen

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