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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zusammenzucken und rissen mich aus meinen Grübeleien. Ich runzelte die Stirn. Besucher verirrten sich höchst selten hierhin. Rowlf ging zur Tür und öffnete. Ich konnte hören, wie er ein paar Minuten lang leise mit einem anderen Mann sprach, ohne verstehen zu können, um wen es sich handelte, oder um was es ging. Neugierig sah ich ihn an, als er zurückkam.
    »Etwas Wichtiges?«, erkundigte ich mich.
    Rowlf schüttelte den Kopf und zuckte gleich darauf mit den Schultern. »War für mich«, erklärte er. »Zwei von meinen … Leuten sin seit gestern verschwundn. Hatt’n irgendwas vor, aba ich weiß noch nix Genaues nich.«
    »Wenn du willst, kannst du dich gerne darum kümmern«, bot ich ihm an. Ich wusste sehr wohl, wen er mit seinen Leuten meinte und auch, wie gut er sich mit jedem Einzelnen verstand und sich um sie sorgte. »Ich komme hier schon zurecht.«
    Rowlf schüttelte erneut den Kopf.
    »Im Moment kann ich sowieso nix tun«, behauptete er. »Erstma müssn wir ma rauskriegen, wasse überhaupt vorgehabt habn.«
    »Wie du meinst.« Ich verzichtete darauf, Rowlf zu fragen, ob das Verschwinden seiner beiden Leute etwas mit dem der übrigen Menschen zu tun hatte, von denen Cohen erzählt hatte. Die Antwort lag auf der Hand und ich wollte nicht noch zusätzlich Salz auf die Wunde streuen. Rowlf hatte sich zwar in den letzten Jahren zum Oberhaupt einer Diebesbande aufgeschwungen, doch es ging ihm dabei längst nicht nur um Profit und Beute. Er betrachtete seine Bande fast als so etwas wie eine große Familie und sorgte sich um das Schicksal jedes Einzelnen. Wahrscheinlich war es auch nicht allein die Neugier auf Howards Geschichte, sondern auch gerade diese Sorge, die ihn hierbleiben ließ. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass Howard etwas über das Schicksal der Vermissten herausgefunden hatte.
    Nach mehr als einer Stunde, die mir wie eine Ewigkeit vorgekommen war, trat er schließlich ins Zimmer. Er hatte gebadet und saubere Kleidung angezogen und trug zahlreiche leichte Verbände, aber die Erschöpfung war ihm immer noch deutlich anzumerken. Seine Bewegungen waren langsam und vorsichtig wie die eines alten Mannes, als er an den Schrank trat, sich einen Cognac einschenkte und sich dann auf einen Stuhl sinken ließ.
    »Sie sind wieder da, Robert«, sagte er. Auch seine Stimme klang zittrig, und während er sprach, spiegelte sich ein tief empfundenes Entsetzen in seinen Augen. »Die Thul Saduun. Zumindest ihre Anhänger.«
    »Erzähle«, forderte ich ihn auf. »Wo bist du gewesen? Es hat etwas mit diesem Doktor Treymour zu tun, nicht wahr?«
    »Du hättst mich mitnehmen soll’n, statt ganz allein loszurennen«, fügte Rowlf vorwurfsvoll hinzu. »Wir ham uns ’ne Menge Sorgen gemacht.«
    »Tut mir Leid«, erwiderte Howard. »Wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet, wäre ich sicherlich nicht allein gegangen, doch ich hätte nicht gedacht, dass es gefährlich werden könnte. Ja, es hat mit Treymour zu tun. Aber alles der Reihe nach.« Er machte eine kurze Pause, nippte an seinem Cognac und atmete tief durch. »Bruder Treymour. Ich kenne ihn schon seit vielen Jahren. Er gehörte früher zu den Templern.«
    »Ein Master?«, hakte ich nach, als Howard nicht von sich aus weitersprach. Bis vor kurzer Zeit hatten die Templer eine ungeheure Macht verkörpert. Mittlerweile jedoch war Balestrano, das Oberhaupt des Ordens, tot und aufgrund eines schrecklichen Irrtums seinerseits waren auch die mächtigsten Master gestorben. Von diesem Schlag hatte sich der Orden bis heute nicht mehr erholt, war fast in Bedeutungslosigkeit verfallen. Es hatte Rivalitäten und Streitigkeiten um die Führung gegeben, von denen ich nicht einmal wusste, ob oder wie sie entschieden worden waren.
    »Genau wie ich waren viele Mitglieder des Ordens unzufrieden«, sprach Howard weiter. »Aber erst in dem Chaos nach Bruder Balestranos Tod haben sie es gewagt, ihn zu verlassen. Treymour war einer von ihnen. Er kam damals nach London und nahm Kontakt mit mir auf. Er besaß ein schwaches magisches Potenzial, das er nutzte, um sich als Wahrsager durchzuschlagen.«
    »Besaß? Heißt das -«
    »Er ist tot, ja«, bestätigte Howard. »Ich las heute Morgen in der Zeitung von seinem spurlosen Verschwinden und dachte, dass vielleicht der Orden dahintersteckt, deshalb wollte ich herausfinden, was geschehen war. Aber es war nicht der Orden. Es waren Anbeter der Thul Saduun, die ihn entführt hatten. Sie … sie züchten Ssaddit als Wirtskörper für die

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