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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kam es vor wie hundert Meilen. Ich beging nicht den Fehler, auch nur einen einzigen Blick in die Tiefe zu werfen, aber ich wusste, dass der Abgrund da war, und allein das reichte, mich vor Angst fast in den Wahnsinn zu treiben. Alles in allem brauchte ich sicherlich nicht mehr als zwei Minuten, um die Feuergrube zu überqueren, doch als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, schienen Stunden vergangen zu sein. Meine Augen tränten ununterbrochen. Meine Kleider klebten schweißnass am Körper und mein Herz hämmerte so wild, dass mir für einen Moment schwindelig wurde.
    »Bravo, Mister Craven«, rief eine Stimme über die Grube hinweg. »Sie enttäuschen mich nicht. Jetzt sollen Sie auch Ihre Belohnung haben. Sehen Sie!«
    Langsam hob ich den Blick – und erstarrte, als ich endlich begriff, was ich da vor mir sah.
    Es war das Relief. Die Felsenzeichnung, die ich damals bei meinem ersten Besuch in diesem unheimlichen Labyrinth schon einmal gesehen hatte und dann noch einmal, in der Grube, die sich so plötzlich unter dem Hansom-Komplex auftat.
    Aber ich erkannte es erst jetzt wirklich.
    Es war weit mehr als ein Relief. Die Linien und Striche, die kryptischen Buchstaben und angedeuteten Umrisse, die unheimlichen Symbole und düsteren Hieroglyphen, die den schwarzen Fels bedeckten, waren zum Leben erwacht.
    Das Relief bewegte sich. Es war keine Bewegung, die man wirklich sehen konnte. Als ich zögernd die Hand hob und es berührte, fühlte ich harten, unverrückbaren Fels unter den Fingerspitzen, und doch war etwas da, etwas wie eine kriechende, mühsame Bewegung, ein sich Regen und Tasten, das irgendwie unter der Oberfläche der sichtbaren Dinge stattzufinden schien, aber zu deutlich war, um es zu ignorieren. Es war, als … wäre etwas in diesem Stein. Etwas Mächtiges. Etwas Uraltes. Etwas Gefangenes, das über Millionen Jahre hinweg seine Kräfte gesammelt hatte und nun hinaus wollte …
    »Die Thul Saduun«, flüsterte ich. »Aber das … das ist doch unmöglich.«
    Ich musste wohl doch lauter gesprochen haben, als mir bewusst war, denn die Stimme vom gegenüberliegenden Rand der Grube antwortete mir. »Sie täuschen sich nicht, Mister Craven. Sie sind es. Unsere Herren.«
    Ich drehte mich halb herum, sodass ich das unheimliche lebende Relief und die Männer auf der anderen Seite des Schlundes gleichzeitig im Auge behalten konnte. »Das … das können Sie nicht wirklich wollen!«, stammelte ich. »Sie wissen nicht, was Sie da tun!« Meine Stimme bebte vor Entsetzen. Plötzlich, von einem Sekundenbruchteil auf den anderen, war mir alles klar, aber noch weigerte ich mich einfach, dieses Wissen wirklich zu akzeptieren. Wer immer dieser Mann war, dessen Namen ich nicht einmal kannte, er hatte anscheinend keine Ahnung, mit welchen Kräften er da herumspielte.
    »O doch, Mister Craven, wir können und wir werden«, antwortete er. »Wir haben lange auf diesen Tag gewartet. Zu lange.« Er hob die Hand und deutete auf das Relief. »Sie haben lange auf diesen Tag gewartet. Den Tag Ihrer Befreiung. Doch nun ist er gekommen.«
    »Das … das kann nicht sein!«, murmelte ich ungläubig. »Sie … sie existieren nicht mehr. Sie wurden vernichtet. Die GROSSEN ALTEN haben sie ausgelöscht!«
    »Sie wurden geschlagen, nicht vernichtet, Mister Craven«, antwortete der andere. In seiner Stimme war ein Klang, der mich frösteln ließ. »Die Wesen, die Sie als die GROSSEN ALTEN bezeichnen, waren Narren! Sie überwanden die wahren Götter dieser Welt, doch nicht einmal sie konnten sie endgültig zerstören. Was von ihnen blieb, die Idee ihres Seins, der wahre Quell ihrer Macht, das steht hinter ihnen. Sie fesselten sie in Stein, aber sie konnten sie nur bannen, nicht zerstören. Und nun kehren sie zurück, Mister Craven, um sich das zu nehmen, was ihnen zusteht.«
    Wäre der Moment nicht so entsetzlich gewesen, ich hätte laut aufgelacht. »Was ihnen zusteht?«, fragte ich. »Sie meinen … unsere Welt?«
    »Sie gehört nicht uns!«, antwortete der andere. »Wir waren niemals ihre Besitzer. Wir sind nur hier, um ihr Kommen vorzubereiten und ihnen zu dienen.«
    »Ja«, murmelte ich. »Und Sie glauben das wirklich, wie? Wissen Sie, es gab schon einmal ein Volk, das ähnlich dachte. Sie wurden ausgelöscht, als die Thul Saduun sie nicht mehr brauchten.«
    »Das ist nicht wahr«, antwortete der Mann. »Und selbst wenn, es spielt keine Rolle. Wir sind Diener. Wir bereiten ihr Kommen vor und wir werden dafür sorgen, dass

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