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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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als ich ging hinter dem Jungen her.
    Als sich die Menge vor mir teilte, sah ich endlich auch, was es war, das die Aufmerksamkeit der Männer vorhin so sehr in Anspruch genommen hatte.
    Nicht, dass ich besonders wild auf diese Erkenntnis gewesen wäre. Jedenfalls nicht mehr, nachdem ich sah, worum es sich handelte …
    Ungefähr in der Mitte des Felsendomes gähnte ein gewaltiges, kreisrundes Loch im Boden. Ein düsterrotes, flackerndes Licht drang aus seiner Tiefe und hätte ich noch irgendwelche Zweifel an der Bedeutung dieses Lichtes gehabt, so hätte die hitzeflimmernde Luft über dem Schacht diese sofort zerstreut. Irgendetwas Dunkles, sehr Großes erhob sich auf der anderen Seite der Grube, aber ich vermochte nicht genau zu sagen, was es war. Allerdings hatte ich das ungute Gefühl, dass ich dieses Rätsel vielleicht eher lösen würde, als mir lieb war.
    Der Knirps im roten Mantel und seine Begleiter führten mich erwartungsgemäß auf diesen Schacht zu. Als wir näher kamen, konnte ich erkennen, dass es eine Art steinernen Steg gab, der in Schwindel erregendem Winkel über das Loch hinwegführte; kaum so breit wie drei nebeneinander gelegte Hände, und eigentlich unnötig zu erwähnen, dass es kein Geländer oder irgendetwas Ähnliches gab.
    Ich blieb stehen, als wir den Rand der Grube erreichten. Ein Schwall trockener, unglaublich heißer Luft schlug mir entgegen und der Geruch nach verbranntem Fels und heißem Sauerstoff wurde so intensiv, dass ich fast Mühe hatte, zu atmen. Ich versuchte einen Blick in die Grube hinabzuwerfen, sah aber nur ein rotes, waberndes Leuchten, das mir fast sofort die Tränen in die Augen trieb.
    Der Mann, mit dem ich schon einmal gesprochen hatte, hob die Hand und machte eine entsprechende Geste zu dem schwarzen Umriss auf der anderen Seite der Grube.
    »Nun, Mister Craven – ich denke, das ist es wohl, wonach Sie gesucht haben.«
    Ich kniff die Augen zusammen, um durch das rote Leuchten hindurch besser sehen zu können, hatte aber nur mäßigen Erfolg. Ich erkannte immer noch nicht viel mehr als einen dunklen, rechteckigen Umriss von gewaltigen Dimensionen.
    »Ich … verstehe nicht ganz …«, sagte ich.
    »Ja, ja, das ist mir schon klar. Deshalb haben wir Sie hierher geführt. Damit Sie verstehen.« Das Lächeln, das bei diesen Worten auf dem Gesicht des Burschen erschien, gefiel mir ganz und gar nicht. Eigentlich war es kein Lächeln. Es war eher ein Grinsen. »Treten Sie ruhig näher und sehen Sie es sich in Ruhe an«, fuhr er fort. »Danach werden Sie alles verstehen.«
    Ich sah ihn einen Moment unschlüssig an, dann zuckte ich mit den Schultern und wandte mich nach rechts, um um die Grube herumzugehen. Einer der anderen Männer vertrat mir den Weg.
    »Mister Craven, ich bitte Sie! Sie schätzen es doch sonst nicht, Umwege zu machen, sondern ziehen stets den direktesten Weg vor, oder?«
    Ich verstand sehr wohl, was er damit meinte. Aber um ehrlich zu sein – ich wollte es gar nicht verstehen. Langsamer, als nötig gewesen wäre, drehte ich mich herum und sah ihn fragend an. Sein Grinsen wurde noch breiter.
    »Sie … Sie meinen …?«
    »Ich meine«, bestätigte er. Er wiederholte seine einladende Bewegung, aber diesmal war sie eindeutiger. Er wies auf den steinernen Steg, der über den lavagefüllten Schacht führte. »Wenn ich bitten darf?«
    Ich sah wieder in den Schacht hinab, dann erst ihn, den Jungen und wieder ihn an. »Und … wenn ich mich weigere?«
    »Werfen wir Sie dort hinein«, antwortete er ungerührt.
    Ich glaubte ihm aufs Wort.
    Nicht, dass es einen großen Unterschied machte. Ich war ziemlich sicher, dass ich früher oder später sowieso dort unten landen würde. Aber ich hatte keine Wahl.
    Mit klopfendem Herzen trat ich ganz an den Rand der Grube heran, schloss für einen Moment die Augen, um mich zu konzentrieren, und trat auf den Steg hinaus.
    Die Hitze, die mir schon zuvor fast den Atem genommen hatte, wurde unerträglich. Unsichtbare Flammen schienen über meine Haut zu streichen und die Luft, die ich in die Lungen sog, fühlte sich wie geschmolzenes Glas an. Ich konnte spüren, wie der Fels unter meinen Füßen vibrierte, und noch dazu war er so glatt, dass ich alle Mühe hatte, einen Fuß vor den anderen zu setzen und nicht auszugleiten. Langsam, unendlich vorsichtig und mit ausgebreiteten Armen wie ein Hochseilartist, begann ich über den Steg zu balancieren.
    Die Grube musste einen Durchmesser von fünfzehn oder zwanzig Metern haben, aber mir

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