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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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brauchte, um sicher zu sein, nicht ganz aus Versehen doch noch in den Schacht geschleudert zu werden, wenn Rowlf ihn losließ. Plötzlich stieß er einen einzelnen, sonderbar trällernden Laut aus – und Rowlf brüllte vor Schmerz und Pein auf, ließ den Jungen fallen und torkelte zur Seite.
    Ein fürchterliches Geräusch erklang; ein Schnappen wie von nassem Leder, das sich um eine Hand schließt. Und ungefähr dies war aus die Bedeutung dieses Geräusches.
    Ich hatte die Mäntel vergessen.
    Es waren die gleichen, unheimlichen Kleidungsstücke, wie sie auch die Magier von Maronar getragen hatten, lebendige Mäntel, die über eine unheimliche Macht verfügten und dieses Geschlecht von Magiern vielleicht erst zu dem gemacht hatten, was es gewesen war. Es waren lebende Kreaturen, die vielleicht sogar über einen eigenen Willen verfügten, zumindest aber dem des Jungen gehorchten.
    Der rote Mantel schloss sich mit einem furchtbaren Laut um Rowlf und begann ihm die Luft abzuschnüren. Er schrie, taumelte wild umher und strengte all seine gewaltigen Kräfte an, um die erstickende Fessel abzustreifen, doch in dieser unheimlichen Kreatur schien selbst Rowlf seinen Meister gefunden zu haben. Aus seinen Schreien wurde ein jämmerliches Keuchen. Langsam sank er auf die Knie, kippte zur Seite und rang verzweifelt nach Luft. Ich wollte ihm zu Hilfe eilen, wurde aber sofort wieder gepackt und festgehalten.
    »Schnell jetzt!«, befahl der Junge. Er war gestürzt, als Rowlf ihn losließ, und schien sich ziemlich übel verletzt zu haben, denn sein Gesicht war voller Blut und seine Stimme schwankte hörbar. Trotzdem schüttelte er nur hastig den Kopf, als sich zwei seiner Männer um ihn kümmern wollten, und deutete wieder auf mich.
    »Beeilt euch!«, sagte er. »Die Zeit ist fast vorbei! Ihr wisst, was geschieht, wenn er sein Opfer nicht rechtzeitig bekommt.«
    Diesmal verloren sie keine Zeit mehr damit, sich an meiner Angst zu laben, sondern stießen mich so grob auf den Ssaddit zu, dass ich keine zwei Meter vor der Bestie auf die Knie herabfiel.
    Die Hitze war unvorstellbar. Ich konnte kaum noch etwas sehen und die Luft rings um mich herum schien sich in zähflüssig geschmolzenen Teer zu verwandeln, den man nicht mehr atmen konnte. Ich stürzte zur Seite, schlug schützend die Hände vor das Gesicht und hörte ein furchtbares Zischen und Rascheln, als der Ssaddit seine Anstrengungen verdoppelte, mich zu erreichen. Verzweifelt wollte ich mich herumwälzen, um irgendwie aus seiner Reichweite zu gelangen, handelte mir damit aber nur einen Fußtritt ein, der mich wieder zurückschleuderte.
    Und mir zugleich das Leben rettete, denn als der Mann auf mich zusprang und in meine Richtung trat, machte ich eine höchst sonderbare Beobachtung: Sein Mantel machte die Bewegung nicht mit.
    Es war ein fast grotesker Anblick. Während er sich vorwarf und den Fuß in meine Richtung stieß, bewegte sich der Mantel in die entgegengesetzte Richtung, als versuche das unheimliche Geschöpf vor mir zu fliehen.
    Aber vielleicht eben nicht vor mir.
    Die Idee war mehr als verrückt – aber was hatte ich schließlich zu verlieren?
    Noch einmal warf ich mich zur Seite und ganz wie erwartet versetzte mir der gleiche Kerl einen weiteren, noch viel wuchtigeren Tritt. Ich nahm ihn hin, obwohl ich dabei das Gefühl hatte, einen Pferdehuf ins Gesicht zu bekommen, versuchte den Schmerz in Zorn zu verwandeln und krallte beide Hände in den Saum des zuckenden roten Mantels.
    Es war ein furchtbares Gefühl. Nicht so, als berührte ich ein Kleidungsstück, aber auch ganz und gar nicht so, als hätte ich etwas Lebendes in den Händen, sondern … fremd. FALSCH. Diese unheimlichen Mäntel lebten nicht wirklich, aber sie waren auch keine tote Materie, sondern … irgendetwas dazwischen. Etwas, das nicht sein durfte.
    Trotzdem ließ ich nicht los, sondern packte im Gegenteil noch fester zu, riss und zerrte mit aller Kraft – und es gelang mir, dem Mann den Mantel von den Schultern zu reißen!
    Der Schwung meiner eigenen Bewegung ließ mich nach hinten stürzen. Ich prallte schwer auf, spürte eine Woge unvorstellbarer, grausamer Hitze unmittelbar hinter mir und sah einen rotbraunen, missgestalteten Schatten, der bereits entsetzlich nahe war. Der Mantel zuckte und wand sich so heftig in meinen Händen, dass ich ihn kaum noch zu bändigen vermochte.
    Ich hatte auch nicht vor, es noch lange zu tun.
    Irgendwie gelang es mir, meinen Sturz in eine groteske, seitwärtige Rolle

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