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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zwischen die Schultern. Trotzdem wurde er bis auf die Haut durchnässt. In der nächsten Sekunde hallte die Höhle wider von spitzen Schmerz- und Schreckensrufen und auch Blossom presste stöhnend die Lippen aufeinander.
    Das Wasser brannte wie Säure auf seiner Haut. Es war eiskalt, aber es fühlte sich nicht an wie Wasser, sondern war von einer zähen, fast schleimigen Konsistenz und es verströmte einen widerwärtigen, fauligen Gestank. Hastig fuhr er sich mit den Händen durch das Gesicht, konnte aber nicht verhindern, dass ihm ein Tropfen der brennenden Flüssigkeit ins linke Auge lief. Rote Schmerzblitze explodierten auf seiner Netzhaut und für Sekunden war er blind. Als er wieder sehen konnte, wogte ein blutiger Schleier vor seinem linken Auge und der Schmerz war so entsetzlich, als würde ihm ein glühender Dolch ins Gehirn getrieben.
    Auch den anderen Männern erging es nicht besser. Zwei der Matrosen waren auf die Knie gesunken und hatten die Hände vor die Gesichter geschlagen; und auch die anderen krümmten sich oder versuchten wie besessen, die ätzende Flüssigkeit abzustreifen.
    Hasseltime hockte nur ein kleines Stück vom Ufer des Sees entfernt auf den Knien, aber Blossom wünschte sich fast, ihn nicht angesehen zu haben. Er bot einen entsetzlichen Anblick. Seine Jacke schwelte. Sein Gesicht war blutüberströmt und schien sich in eine einzige, gewaltige Wunde verwandelt zu haben. Das Haar fiel ihm in Büscheln aus. Sein Mund stand weit offen und seine Lippen bewegten sich, doch wenn er schrie, so ging der Klang seiner Stimme im allgemeinen Getöse und den Schreien der anderen unter.
    Das Schlimmste aber waren die roten, kreisrunden Male, die Blossom auf Hasseltimes Wangen und dem bloßgelegten Fleisch seiner Hände gewahrte: teetassengroße Wunden, wie die Spuren gewaltiger, zahnbewehrter Saugnäpfe.
    Hasseltime wankte hin und her. Er hätte längst tot sein müssen oder zumindest bewusstlos, aber irgendetwas hielt ihn noch immer aufrecht.
    Und die Gefahr war noch keineswegs vorüber.
    Der schäumenden Wassereruption war keine zweite gefolgt, doch Blossom erinnerte sich plötzlich wieder des unheimlichen Schattens, der aus der Tiefe emporgestiegen war. Als wäre dieser Gedanke ein Signal gewesen, auf das der unsichtbare Feind nur gewartet hatte, begann das Wasser hinter Hasseltime in diesem Moment erneut zu sprudeln.
    »Hasseltime! Weg da!«, schrie Blossom mit schriller, sich überschlagender Stimme. Tatsächlich wandte Hasseltime mit einem Ruck den Kopf und blickte in seine Richtung, doch er hatte seine Worte entweder nicht verstanden oder war vor Schrecken und Schmerz wie gelähmt, denn er versuchte nicht einmal aufzustehen.
    Wahrscheinlich wäre es sowieso zu spät gewesen. Das Wasser spritzte erneut auseinander und diesmal war es nicht nur kochender Schaum, der seine Oberfläche durchbrach.
    Der Schatten hatte einen Körper bekommen. Ein gutes Dutzend gewaltiger, grün geschuppter Fangarme erhob sich plötzlich aus dem See, jeder so dick wie der Oberschenkel eines Mannes und mit zahllosen runden, mit schnappenden Mäulern versehenen Saugnäpfen bedeckt. Darunter wuchs ein kolossaler, missgestalteter Leib heran, ein schwarzer, pumpender Sack mit gewaltigen Glotzaugen, der hinter dem Wald aus peitschenden Fangarmen und spritzendem Wasser mehr zu erahnen als wirklich zu erkennen war. Die Tentakel zuckten wild umher, klatschten mit einem widerwärtigen Geräusch auf den flachen Fels neben dem See – und ergriffen Hasseltime, um ihn mit einem einzigen Ruck in die Höhe und erneut in das brodelnde Wasser zu zerren!
    Blossoms Hände bewegten sich fast ohne sein Zutun. Obwohl ihm jede Bewegung Schmerzen bereitete, riss er das Gewehr von seiner Schulter und drückte ab, ohne sich auch nur die Zeit zu nehmen, richtig zu zielen.
    Der Schuss hallte wie ein Kanonenschlag durch die Höhle und Blossom sah, wie die Kugel einen der Fangarme traf. Ein Schwall einer schwarzen, dampfenden Flüssigkeit schoss aus der Wunde. Wo die Tropfen den Fels berührten, kräuselte sich grauer Rauch in die Höhe.
    Ein schrilles, zorniges Pfeifen erscholl, ein Laut, wie Blossom ihn noch nie zuvor gehört hatte und auch nie wieder hören sollte. Das Ungeheuer mochte aus den tiefsten Tiefen der Hölle emporgestiegen sein, ein lebender Albtraum, aber es war nicht unverwundbar und es kannte den Schmerz.
    Und den Zorn. Plötzlich streckten sich drei, vier weitere Tentakel vor, in einer Bewegung, die so fließend und schnell war,

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