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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erreichten.
    »Wir sollten …«, begann Hasseltime, stutzte dann aber und brach ab, wobei er sich besorgt umschaute. »Wo ist Craigh?«
    Blossom sah alarmiert auf. Craigh diente erst seit wenigen Monaten als Leichtmatrose auf der THUNDERCHILD und war für sein heißblütiges Temperament und seine Unzuverlässigkeit bekannt. Jetzt war er verschwunden. Hasseltime bildete mit den Händen einen Trichter vor dem Mund und schrie Craighs Namen, dreimal hintereinander und so laut er konnte. Die einzige Antwort, die er erhielt, war das unheimlich gebrochene Echo seiner eigenen Stimme.
    »Wer hat ihn zuletzt gesehen?«, fragte Blossom.
    »Er ging direkt hinter mir«, erklärte einer der Soldaten. »Als wir an diesem komischen Bild stehen geblieben sind, war er noch da.«
    »Verdammt, ich hatte befohlen, dass alle zusammenbleiben!«, sagte Hasseltime.
    »Wir kehren um«, entschied Blossom. »Auf der Stelle.«
    Hasseltime protestierte. »Aber wir können Craigh doch nicht -«
    »Irgendetwas stimmt hier nicht«, unterbrach ihn Blossom. Es war absurd: Nach der nagenden Ungewissheit machte es ihm das Wissen, dass es hier unten tatsächlich irgendeine Gefahr gab, beinahe leichter, mit seiner Furcht fertig zu werden. Nun hatte er wenigstens etwas, worauf er reagieren konnte. »Etwas ist hier unten, Hasseltime«, sprach er weiter. »Ich spüre es – und Sie und die anderen auch. Wir gehen zum Eingang zurück und überlegen draußen, was wir für Craigh tun können. Vielleicht findet er eine der Kreidemarkierungen.«
    Er ergriff Hasseltime am Arm. »Sie bilden den Abschluss«, sagte er. »Behalten Sie die Männer genau im Auge. Ich möchte nicht, dass es weitere Zwischenfälle gibt.«
    Hasseltime wagte nicht offen zu widersprechen, aber in seinen Augen blitzte es trotzig auf und seine Lippen wurden zu einem schmalen, blutleeren Strich. Dann aber wandte er sich mit einem Ruck um und nahm seine Position am Ende der kleinen Kolonne ein.
    Sie machten sich auf den Rückweg. An jeder der zahlreichen Abzweigungen blieb Blossom einen Moment stehen und suchte nach neuen Markierungen, die Craigh vielleicht angebracht haben mochte, aber es waren keine da. Immer wieder riefen sie den Namen des Mannes. Ihre Stimmen mussten in den langen, leeren Stollen weit zu hören sein, doch sie bekamen auch jetzt keine Antwort. Schließlich erreichten sie wieder das Wandbild, ohne eine Spur des verschwundenen Matrosen gefunden zu haben.
    »Vielleicht hat er einfach die Nerven verloren und ist zum Ausgang zurückgerannt«, sagte Hasseltime.
    »Hoffen wir es – in seinem Interesse«, entgegnete Blossom ohne sonderliche Überzeugung. Ein solches Verhalten hätte einfach nicht zu Craigh gepasst. Der Mann war vielleicht nicht besonders klug, vielleicht nicht besonders beherrscht, aber er war alles andere als ein Feigling.
    »Da ist er!« Einer der Soldaten hob den Arm und wies in einen der Nebenstollen hinein. »Ich habe ihn gesehen. Er ist nach rechts verschwunden.«
    Zwei der anderen wollten loslaufen, doch Blossom rief sie mit einem scharfen Befehl zurück. »Stehen bleiben! Niemand unternimmt etwas auf eigene Faust. Ich will nicht noch mehr von euch verlieren. Wir bleiben zusammen!«
    Er brachte eine neue Markierung an und sie drangen in den Stollen vor, in dem er Matrose Craigh gesehen hatte. Nach einigen Schritten nur erreichten sie die nächste Abzweigung. Der Gang dahinter war so leer wie der, durch den sie gekommen waren, und scheinbar ebenso endlos.
    »Er ist hier entlang gelaufen«, beteuerte der Matrose. »Ich habe ihn genau gesehen.«
    Noch einmal schrie Hasseltime Craighs Namen, erneut ohne eine Antwort zu erhalten. Diesmal blieb auch das Echo aus.
    »Was ist bloß in diesen Narren gefahren?«, murmelte Blossom kopfschüttelnd. »Das wird ihn teuer zu stehen kommen.«
    Sein Zorn klang nicht einmal in seinen eigenen Ohren echt. Craigh war nicht einfach davongelaufen, das spürte er ganz genau. Etwas war passiert und passierte noch immer.
    Sie gingen weiter, doch sie stießen immer wieder auf neue Abzweigungen. Blossoms Befürchtung, sich in einem wahrhaft gigantischen Labyrinth zu befinden, wurden endgültig zur Gewissheit. Dieser unterirdische Irrgarten war vermutlich noch sehr viel größer, als er bisher angenommen hatte. Sie fanden immer neue Kammern und Stollen, einmal sogar einen weiteren Schacht, der noch tiefer in die Erde hinabführte und den sie in respektvollem Abstand umgingen. Auch hier waren eiserne Trittstufen in die Wand

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