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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eingelassen.
    »Das ist phantastisch«, sagte Hasseltime. »Wenn es darunter ebenso aussieht …« Er sah auf. In seinen Augen leuchtete eine Begeisterung, die Blossom alarmierte. »Vielleicht gibt es sogar noch weitere solcher Etagen.«
    »Ja, und wahrscheinlich bis zum Mittelpunkt der Erde hinab«, erwiderte Blossom böse. Er hob die Stimme. »Es ist mir völlig egal, was das hier ist. Mir ist nur klar, dass diese Sache eine Nummer zu groß für uns ist. Und solange Craigh nicht wieder zur Besinnung kommt, können wir nichts für ihn tun. Wir haben keine Chance, hier unten jemanden zu finden, der sich allem Anschein nach gar nicht finden lassen will.«
    »Aber … aber sie haben doch nicht vor, die Insel zu sprengen, Sir, oder?« Hasseltimes Stimme klang schrill.
    Blossom schüttelte den Kopf, wenn auch mit deutlichem Widerwillen. Die lautlose Stimme in seinen Gedanken war wieder da und sie raunte ihm hartnäckig zu, dass er ganz genau das tun sollte: seine eigentlichen Befehle befolgen und dieses ganze Eiland mitsamt seiner verschlungenen Lavaeingeweide dorthin zurückbomben, woher es gekommen war – auf den Grund des Meeres. Diese Umgebung war nicht einfach nur unheimlich. Sie war auf eine mit Worten nicht zu beschreibende Weise feindselig, sie schien Furcht und Beklemmung geradezu auszuatmen.
    Es war falsch, dass sie diese Katakomben überhaupt betreten hatten. Menschen sollten hier nicht sein. Menschen durften hier nicht sein. Kapitän Blossom war nicht abergläubisch, nicht einmal sonderlich religiös, aber selbst er spürte fast körperlich den Odem des Bösen, den das schwarze Gestein verströmte. Plötzlich war er nicht einmal mehr sicher, dass es sich wirklich um Lava handelte. Irgendetwas Finsteres, Unbegreifliches nistete in dieser unterirdischen Felswelt aus Nacht und Schweigen. Es war ein Frevel, dass sie überhaupt hier eingedrungen waren, und welche Entdeckungen sie auch immer hier machen würden, sie würden Verderben bringen. Diese Insel zu vernichten war das einzig Richtige.
    Aber zugleich wusste er, dass er es nicht konnte.
    »Nein«, antwortete er müde. »Natürlich nicht. Wofür halten Sie mich? Aber wir gehen zurück und stellen einen vernünftig ausgerüsteten Suchtrupp zusammen.«
    Sie machten kehrt und begannen den Rückmarsch. Wieder übernahm Hasseltime den Abschluss der kleinen Gruppe, forderte Blossom jedoch schon nach einigen Schritten auf, wieder stehen zu bleiben.
    »Ich glaube, ich habe etwas gesehen.« Er wies durch einen Torbogen in eine große Höhle, in die auch Blossom im Vorbeigehen schon einen Blick geworfen hatte, ohne dass ihm allerdings etwas Besonderes aufgefallen wäre. Erst als Hasseltime seinen Scheinwerferstrahl ein paar Mal von rechts nach links gleiten ließ, sah er, dass von der Decke des steinernen Domes Wasser tropfte, das bereits einen flachen See auf dem Boden gebildet hatte.
    »Was haben Sie gesehen?«, fragte Blossom. Zögernd wandte er sich um und ging zu Hasseltime zurück. »Craigh?«
    »Nein«, antwortete Hasseltime schleppend. »Das ist … das ist ein Kind!« Plötzlich schrie er und stürzte gleichzeitig an Blossom vorbei, vorwärts in die Höhle hinein. »Es ertrinkt!«
    »Bleiben Sie stehen!«, brüllte Blossom, doch der Erste Offizier ignorierte den Befehl. Als Blossom die Höhle erreichte und hineinstürmte, kniete Hasseltime bereits am Ufer des Sees. Er hatte sich so weit vorgebeugt, wie er es konnte, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, und beide Arme bis weit über die Ellbogen ins Wasser getaucht. Es war ein bizarrer, auf seine Weise fast unheimlicher Anblick: Das Wasser reflektierte das Licht der Karbidlampen wie ein Spiegel, sodass es aussah, als hätte Hasseltime die Arme in Quecksilber getaucht.
    »Zum Teufel, was tun Sie da?«, schnappte Blossom. »Sind Sie verrückt?«
    In diesem Wasser konnte alles Mögliche lauern. Er wusste, dass dort etwas lauerte.
    »Es war ein Kind«, beharrte Hasseltime. Er sah zu Blossom auf, ohne die Hände aus dem Wasser zu nehmen. »Ein Junge, allerhöchstem sieben oder acht Jahre alt, mit dunklen Haaren. Ich habe genau gesehen, wie er ins Wasser gefallen ist.«
    Blossom trat mit ein paar schnellen Schritten ganz neben ihn und richtete den Scheinwerferstrahl direkt auf die Wasseroberfläche. Selbst das starke Licht der Karbidlampe durchdrang die spiegelnde Oberfläche des Sees nur wenige Zoll weit. Aber immerhin weit genug, um Blossom erkennen zu lassen, dass der vermeintliche See gar kein See, sondern nur

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