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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine bessere Pfütze war. Hasseltimes tastende Hände fuhren über den felsigen Boden. Da war kein Kind.
    »Was für ein Unsinn!«, herrschte er Hasseltime an. »Verdammt, Mann, kommen Sie zur Besinnung!«
    Der See gefiel ihm nicht. Das Wasser schäumte träge wie geschmolzenes Metall, hatte jedoch darunter die gleiche nachtschwarze Farbe wie der allgegenwärtige Fels. Ein fauliger, unguter Geruch ging davon aus.
    »Aber ich habe es gesehen!«, beharrte Hasseltime.
    Blossom wollte ihn erneut anfahren, besann sich aber dann im letzten Moment eines Besseren. Sie waren alle mit ihrer Nervenkraft am Ende. Wenigstens einer musste Ruhe bewahren.
    »Wie soll ein Kind hierher kommen?«, fragte er. »Sehen Sie doch selbst. In dieser Pfütze ist nicht einmal genug Platz dafür.« Er schwenkte den Scheinwerfer hin und her, um seine Worte zu untermauern.
    »Ich weiß es nicht, Sir, aber ich …« Hasseltime hörte endlich damit auf im Wasser herumzuplatschen und richtete sich ein wenig auf. Plötzlich sah er beinahe verlegen aus, als wäre ihm erst jetzt die vollkommene Sinnlosigkeit seines Tuns bewusst geworden.
    »Ich habe es gesehen. Jedenfalls … jedenfalls habe ich geglaubt, etwas zu sehen«, murmelte er.
    »Und ich glaube, es ist an der Zeit, dass Sie aufstehen und sich wieder wie ein Offizier benehmen, nicht wie ein dummer Junge«, sagte Blossom. Seine Stimme hatte einen sanften, verständnisvollen Klang, die die Schärfe seiner Wortwahl wieder etwas milderte.
    Hasseltimes Lächeln wurde noch ein wenig verlegener. Er richtete sich weiter auf, nahm die Hände jedoch immer noch nicht ganz aus dem Wasser.
    »Worauf warten Sie?«, fragte Blossom. »Kommen Sie. Wir müssen hier raus.«
    Die Verlegenheit auf Hasseltimes Gesicht verwandelte sich jäh in Schrecken. »Ich … ich komme nicht los«, sagte er. »Irgendetwas hält mich fest!«
    »Reden Sie keinen Unsinn«, sagte Blossom. »Sie -«
    Der Rest seiner Worte ging in dem gellenden Schrei seines Ersten Offiziers unter. Hasseltime wurde mit einem Ruck nach vorne gerissen, stürzte mit Kopf und Schultern ins Wasser und kam prustend wieder hoch. Sein Gesicht war eine Maske des Entsetzens. Nur mit Mühe gelang es ihm, den Kopf über Wasser zu halten. Irgendetwas zerrte an seinen Armen und versuchte ihn wieder ins Wasser zurückzureißen. Etwas, das über enorme Kraft zu verfügen schien, denn Hasseltime war wahrlich kein Schwächling, hatte aber sichtlich keine Chance, sich weiter aus dem Wasser herauszustemmen.
    Gleich drei Matrosen stürzten vor und packten Hasseltime an Beinen und Hüfte. Sie zerrten mit aller Kraft, aber auch sie konnten nicht verhindern, dass der Erste Offizier immer tiefer in den See hineingezerrt wurde. Hasseltime warf verzweifelt den Kopf in den Nacken, um wenigstens das Gesicht über Wasser zu halten und atmen zu können, aber er wurde unbarmherzig weitergezerrt. Seine Schreie brachen abrupt ab, als sein Gesicht erneut unter Wasser geriet.
    Zwei weitere Matrosen sprangen hinzu und packten ihn an den Beinen, doch nicht einmal die vereinten Kräfte von fünf ausgewachsenen Männern reichten aus, den Ersten Offizier wieder aus dem Wasser zu ziehen. Im Gegenteil – Hasseltime wurde, langsamer jetzt, aber unbarmherzig, immer tiefer in den See hineingezogen.
    Was auf den ersten Blick wie eine flache Pfütze ausgesehen hatte, musste in Wirklichkeit ein bodenloses Loch sein. Das Wasser rings um Hasseltime schien zu kochen. Blasiger Schaum erschien auf seiner Oberfläche und für den Bruchteil einer Sekunde, viel zu schnell, als dass er hätte reagieren oder den Eindruck auch nur halbwegs verarbeiten können, glaubte Blossom einen gewaltigen, monströsen Schatten aus der lichtlosen Tiefe emporsteigen zu sehen; ein Ding von absurder Form, das sich Hasseltime rasend schnell näherte.
    Und dann, im allerletzten Moment, vielleicht dem tausendsten Teil einer Sekunde, bevor der Schatten und Hasseltimes hilflos mit den Beinen strampelnder Körper verschmolzen, kam der Erste Offizier frei. Plötzlich des Widerstandes beraubt, gegen den sie sich stemmten, stürzten die fünf Matrosen, die ihn gepackt hatten, nach hinten, doch zumindest einer von ihnen war geistesgegenwärtig genug, Hasseltime mit sich zu zerren. Zugleich barst eine gewaltige, schaumige Wassersäule aus dem See, erhob sich brüllend fast bis an die Höhlendecke und überschüttete alle mit eiskaltem Wasser.
    Auch Blossom sprang zurück, riss instinktiv die Arme über das Gesicht und zog den Kopf

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